Alkoholfreie Weine und die Delinat-Richtlinien

Der Markt für alkoholfreie Weine wächst, nicht nur während des sogenannten «Dry January». Demgegenüber stehen unsere Delinat-Richtlinien als die strengsten Europas, die umfassende Eingriffe in den Wein untersagen, wodurch gängige Methoden zur Entalkoholisierung ausgeschlossen sind. Eine Abhandlung, So-weit.

Die Nachfrage nach alkoholfreien Weinen steigt kontinuierlich an – ein Trend, der immer stärker an Fahrt gewinnt. Mehr noch: Alkoholfreie Weine gehören zu den wenigen Weinstilen, die noch echte Zuwächse verzeichnen. In Deutschland stieg der Konsum im letzten Jahr um beeindruckende 27,7 Prozent. Zwar macht alkoholfreier Wein mit einem Marktanteil von 1,2  Prozent noch einen kleinen Teil des Gesamtmarktes aus, doch bei alkoholfreien Schaumweinen liegt er bereits bei sieben Prozent.

WieSo alkoholfreie Weine der Delinat-Methode gegenüber stehen.
WieSo alkoholfreie Weine der Delinat-Methode gegenüberstehen.

Delinat: Alkoholfrei mit höchsten Ansprüchen

Keine Frage, alkoholfreie Weine sind kein vorübergehender Trend. Demgegenüber stehen unsere Delinat-Richtlinien – die anspruchsvollsten Europas. Sie schliessen alle Verfahren aus, die den Wein stark verändern – so bleiben unsere Weine so unverfälscht wie überhaupt möglich. Das betrifft aber auch bisher angewandte Verfahren zur Gewinnung von alkoholfreiem Wein.

Daher setzen wir für alkoholfreien Genuss aktuell auf eine andere Lösung: Unser alkoholfreier Sekt »So.« wird auf der Basis von reinem Traubensaft hergestellt – ohne Vergären, ohne Entalkoholisieren, und daher im Einklang mit unseren Prinzipien.

Dennoch stellt uns die wachsende Nachfrage nach alkoholfreien Weinen vor die spannende Frage: Sollten wir neue Technologien wie etwa Präzisionsfermentation in Betracht ziehen, um alkoholfreie Weine herzustellen, die unsere Qualitäts- und Umweltstandards erfüllen? Teilen Sie uns Ihre Meinung in den Kommentaren mit – wir sind gespannt auf Ihre Gedanken!

Delinat-Richtlinien sind die strengsten Europas und lassen somit keine massiven Eingriffe in den Wein zu.
Delinat-Richtlinien sind die strengsten Europas und lassen keine massiven Eingriffe in den Wein zu.

Schliesslich hat selbst in Bordeaux, eine der vermeintlich traditionellsten Weinbauregionen der Welt, kürzlich eine Weinbar eröffnet, die keinen Tropfen Alkohol ausschenkt. Das zeigt: Alkoholfreier Wein ist nicht nur ein lukrativer Markt, sondern auch ein Spiegelbild gesellschaftlicher Veränderungen im Umgang mit Alkohol. Und dieser Wandel steht erst am Anfang.

Was ändert sich durch neue Biorichtlinien?

Kürzlich hat auch die Europäische Union auf diesen Wandel reagiert und die Entalkoholisierung von Bioweinen neu geregelt: Verfahren wie die «teilweise Vakuumverdampfung» und Destillation sind nun erlaubt, solange die Temperatur 75  Grad Celsius nicht übersteigt. Membrantechniken wie Umkehrosmose bleiben für Bioweine ausgeschlossen. Die Entalkoholisierung darf in keinem Fall mit einer Erhöhung des Zuckergehalts im Most kombiniert werden.

Auch in Italien gibt es Fortschritte: Ein neuer Gesetzentwurf zur Entalkoholisierung wurde mit Ende des Jahres 2024 verabschiedet. Dies soll die Wettbewerbsfähigkeit des Landes in diesem Segment ermöglichen.

Eines ist für uns bei Delinat sicher: Wir machen uns weiterhin laufend Gedanken zur Entwicklung des Weinkonsums, bleiben neugierig, mutig und konsequent, um die Zukunft des Weingenusses nachhaltig mitzugestalten. Lassen wir uns überraschen, wohin die – auch alkoholfreie – Reise geht!

12 comments

  1. Vielen Dank an all die Kommentierenden für die interessanten Exkurse und Aspekte!
    Eine altbekannte Möglichkeit zur Alkoholreduktion besteht darin, den Wein beim Einschenken ins Glas einfach mit gutem (Leitungs-) Wasser zu verdünnen. Vor allem als Speisenbegleitung ist das sehr zu empfehlen. Manche Weine, vor allem Rotweine, entfalten dabei manche Geschmacksnoten, die ansonsten in der Alkoholfülle untergehen. Wie bei vielen Dingen muss man sich vielleicht etwas „einschmecken“.
    Beim Bier mache ich das ebenso. Statt alkoholreduziertes Bier zu kaufen, gebe ich lieber gutes Wasser dazu. Zum Glück lebe ich in einer Region, in der das Leitungswasser eine sehr gute Qualität hat. Die Methode der Wasserzugabe hat auch noch viele andere Vorteile. Es spart enorm an Ressourcen und Energie, und auch der Gesundheit dürfte es zuträglich sein. Mit Delinatwein-freundlichem Gruß an Alle!

  2. Nach meiner Kenntnis gibt es bei alkoholfreiem Bier zwei grundsätzliche Ansätze: entweder ausgehend von einem „durchgebrauten“, „normalen“ Bier, dem anschließend der Alkohol entzogen wird – durch Verfahren, die eine gewisse Denaturierung beinhalten, und jedenfalls eine zusätzliche hochtechnisierte Verarbeitungsstufe einschließen, was beides dem Bio-Gedanken eher widerspricht. Oder, zweiter Grundansatz: Es werden, etwa durch den Abstoppen der Fermentierung, auch durch Einsatz spezieller „träger“ Hefen und/oder eine niedrigere Stammwürzeeinstellung, Biere gebraut, die von vornherein einen ganz geringen Alkoholgehalt entwickeln. (Natürlich ist auch eine Anwendung beider Verfahren zusammen möglich.) Bei den unmittelbar alkoholarm gebrauten Bieren ist der hohe verbleibende Zuckergehalt ein Problem, nicht nur geschmacklich.
    Auch bei der Herstellung alkoholfreier Bio-Weine sollte vornehmlich der hochtechnisierte und denaturierende Weg des nachträglichen Alkoholentzugs eher nicht in Frage kommen. Auch hier steht dann das Problem der Restsüße. (Für mich sind auch herkömmliche restsüße Weine nicht interessant, bei den alkoholarmen stelle ich mir das noch weniger zuträglich vor).
    Bei alkoholfreien Bieren sind inzwischen auch im Bio-Bereich bei den nach dem genannten zweiten Brauverfahren (von vornherein alkoholarm bzw. -frei) erstaunlich „echt“ wirkende Biere kreiert worden, die relativ zuckerarm sind, und bei denen trotz des Fehlens des Geschmacksträgers Alkohol eben der Gesamteindruck „Bier“ durchaus gegeben ist. Das ist der Kunst der Braumeister bei der Auswahl von Malzen und Hefen sowie beim Einsatz verschiedener Hopfen geschuldet. Hohe Kunst, aber eben gerade nicht „high-tech“. Eien geringere Haltbarkeitsdauer als bei der Industrieplörre ist dabei eher ein Qualitätsmerkmal, kein Nachteil.
    Ich bin sicher, ein ähnlicher Weg wird, gerade bei Bio, auch bei den alkoholfreien Weinen begangen werden müssen: keine herkömmliche Kellerei mit anschließender Entalkoholisierung, sondern spezielle Erntezeitpunkte in Bezug auf die Traubenreifezustände, spezielle Mostgewichte, spezielle Maischen, spezielle Hefen … Viel Versuch und Irrtum des Kellermeisters, der irgendwann mit Ergebnissen belohnt wird. Betriebsgeheimnis, dem kein Labot auf die Schliche kommen kann (und auch nicht auf die Schliche kommen muss, da es nichts mit Tricks und Täuschen zu tun hat), sondern mit „gewusst wie“).

  3. Wir trinken schon seit geraumer Zeit, auch immer wieder alkoholfreie Weine. Es gibt ansprechende Produkt z.B. von Jörg Geiger Manufaktur, besonders die Schäumer. Bei Geiger steht die Temperatur, bei der der Wein entalkoholisiert wird, als Qualtitätsmerkmal auf der Flasche (z.B. 32 Grad).
    Kürzlich konnten wir den Century Blend von Zeronimo verkosten. Eine Cuvee aus 20 Jahre altem Blaufränkisch und Zweigelt. Der zeigt, wohin die Reise gehen kann. Ich wäre sehr glücklich, alkoholfreie mit Delinatqualität zu haben.
    Aber bitte, wenn es um Wein geht, sollte auch wirlich Wein drin sein. Ich finde Fruchtsäfte wie der SO vom Hirschhof, sollten auch als Fruchtsaft verkauft werden und nicht im Zusammenhang mit alkoholfreien Weinen. Da muss ich leider sagen: SO nicht!

  4. Wow, wir sind beeindruckt. Wir sind sehr stolz und froh auf solch reflektierte und interessierte Kunden wie Sie alle zählen zu dürfen. Das motiviert uns umso mehr. Denn natürlich bleiben wir am Ball und arbeiten auch in Hinblick alkoholfreier Weine, die ökologisch und im Sinne der Biodiversität erzeugt werden, gemeinsam mit unseren Winzerinnen und Winzern an Lösungen.
    Ihr Feedback hilft uns, auch diesbezüglich weiterhin einen Schritt nach dem anderen in die richtige Richtung zu setzen.
    Herzlichst,
    Ihr Delinat-Team

  5. Die Kunst im Umgang mit bewußtseinsveränderten Substanzen (in diesem Fall Alkohol) ist ein maßvoller Genuss. Wer das nicht hinbekommt, sollte bessser die Finger davon lassen…und vielleicht alkoholfreien Wein genießen. Was für mich so ähnlich wäre, wie Cannabis ohne THC zu konsummieren.
    Ich bin überzeugt davon, dass alle natürlich vorkommenden bewußtseinsveränderten Substanzen ihren Sinn haben, warum sonst sollte es sie geben?

  6. Wir schließen die Augen, wenn wir nicht zugeben, dass Alkohol ein Genuss sein und gleichzeitig große Probleme sowohl fr due Betroffenen als auch die Gemeinschaft verursachen kann. Auch delinat wird nicht nur Genießer unter den Kunden, sondern auch Süchtige haben. Machen Sie sich nichts vor….
    Warum dann nicht auch alternative Wege gehen? Bislang habe ich noch keinen guten alkoholfreien Wein gefunden. Beim alkoholfreien Bier war das anfangs auch so und das hat enorm aufgeholt.
    Ich hoffe, dass Delinat die Herausforderung annimmt, schmackhafte alkoholfreie Weine nach ökologischen Prinzipien zu produzieren.
    Ich lese, dass der Weinkonsum in Deutschland zurückgeht. Es wäre sehr bedauerlich, wenn die Winzer das wirtschaftlich zu spüren bekommen, wo sie Jahre ihres Lebens in die Umstellung vom traditionellen zum ökologischen Weinbau investiert haben. Es wäre schade um die Artenvielfalt in den Weinbergen….

  7. Macht gern die strengsten Richtlinien für alkoholfreie Weine (<0,5%, wenn’s hilft), aber bitte macht solche Weine (aus Wein, nicht aus Saft). Es kommen ja auch die ersten „Piwis“ von Delinat, der andere wichtige Trend und der Weinbau, auch und gerade der ökologische, muss dem Rechnung tragen. Wir trinken ab heute (dry january ist vorbei 😉 gern wieder bevorzugt „normale“ Weine, hatten aber im Januar auch ganz interessante „proxies“. Da waren aber leider keine ökologisch erzeugten dabei, diese Marktlücke wartet noch darauf, gefüllt zu werden…

  8. Wein und Alkohol sind für mich untrennbar mit einander verbunden. Nur zur Erzeugung von Alkohol wurde der Wein kultiviert und geschmacklich zu einem hervorragenden Produkt gemacht. Wenn jemand keinen Alkohol trinken möchte so kann er auf Fruchtsäfte ausweichen. Auch Fruchtsäfte sind in den Stufen trocken bis süß herstellbar. Ich verstehe nicht, wieso man ein so gutes Produkt wie den Wein so „vergewaltigen“ muss.

    1. Hallo, ich verstehe das Argument. Sie meinen, alkoholfreier Wein ist vielleicht soweit bißchen wie Veggie-Schnitzel? Braucht man das, wo es ganz ausgezeichnete Veggie Rezepte ohne Fleisch-Imitate gibt?
      Nur wenn einer das nun mal gerne möchte, was spricht denn dagegen?
      Ich zumindest trinke mittags gern gelegentlich ein alkoholfreies Bier, weil ich Lust auf den mittlerweile nahezu identischen Geschmack und keine Lust auf die Wirkung des Alkohols habe…. würde dann auch alkoholfreien Wein trinken, wenn es denn guten gäbe.

    2. Sicher grundsätzlich zuzustimmen, gerade auch wenn es doch um Bioweine geht. Bio-Erzeugnisse sollten eben gerade kein „hochverarbeitetes“ Lebensmittel sein, ohne hightech-Tricks. Wenn man schon hört, dass EU-Bio nun Alkoholentzug durch „teilweise“ Vakuumverdampfung und Prozesstemperaturen von „nicht mehr als 75 Grad“ (wie tröstlich) erlaube, dann ist das nichts anderes als eine weitere Entwertung des EU-Biosiegels. Ganz sicher nichts für Delinat!
      Wein ist mehr ein Genussmittel als ein Getränk, nicht zum Durstlöschen gedacht. Den halben Liter alkoholfreies Bier, vergleichsweise, trinke ich durchaus gern als isotonisches Getränk, vor allem wenn zucker- und kalorienarm gebraut und in Brauverfahen, die ohne nachträglichen Alkoholentzug auskommen. Unterwegs auf der Wanderung, auch am Abend. Beim Wein hingegen nehme ich das „Gläschen“ nicht nur sprichwörtlich, sondern wörtlich: Es sind 100 oder 200 ml, an denen ich mich einen Abend lang festhalten kann und die dann nicht nebenbei, sondern bewusst in hinhörenden (hinschmeckenden, wenn es denn das Wort gibt) Schlucken konsumiert werden. Dann darf es aber wirklich Wein sein, samt dem Geschmacksträger Alkohol, und samt dessen aufschließender Wirkung, und keine Flüssigkeit, die nur entfernt an Wein erinnert, und das womöglich auch nur noch mittels Aromenersatztricks.
      Allerdings ist ja Wein auch gedacht als Speisenbegleiter, auch als Getränk in geselliger Runde. Da geht es dann eher nicht mit 10 oder 20 cl ab! In solchen Zusammenhängen wäre eine Alkoholreduzierung schon sinnvoll. Es muss ja nicht gleich eine Vergewaltigung zu nahe Null Prozent sein! Etwas Reduzierung, für den Gebrauch zum Essen oder in der geselligen Runde, wäre schon schön. Zumal ja die Weine tendenziell ohnehin sonst zu ausufernden Alkoholgehalten neigen, wohl auch wegen der veränderten Witterung. Also einige reduzierte Angebote bitte. Und dies dann eben nicht mit „Hochverarbeitung“, quasi mit Zerstören und anschließend wieder irgendwie zusammenbasteln, sondern durch Auswahl des Leseguts, Lesezeit, Hefenauswahl. Kellerkunst.

  9. Delinat sollte sich nicht von Leitlinien, welche früher richtig und wichtig waren, einschränken. Damit Delinat „Am Ball“ bleibt, sollen die Richtlinien angepasst werden, damit alkoholfreie Weine Delinat Richtlinien entsprechen. Ich bin überzeugt, Delinat kann das zur Zufriedenheit bewerkstelligen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert