Auf ein Glas mit… Ubbo de Witt

Unternehmer Ubbo de Witt gehört zu den Pionieren der Windenergie in Deutschland. Als Inhaber und Geschäftsführer der Projekt Firmengruppe entwickelt und realisiert er Windparks im In- und Ausland. Neben Wind gehört Wein zu seinen Leidenschaften. Wir trafen ihn auf ein Glas im Café Blätterteich in Oldenburg.

Ubbo de Witt schätzt Delinat-Wein. Winzer und Philosophie, die dahinterstecken, lernte er auf der Schiffreise mit der Sea Cloud II näher kennen.
Persönlich
Der gebürtige Ostfriese Ubbo de Witt lebt gemeinsam mit seiner Lebens- und Geschäftspartnerin Heike Kröger in Oldenburg, wo das Unternehmerpaar vier Kinder grossgezogen hat. Nach dem Abitur absolvierte Ubbo de Witt an der Universität Oldenburg ein Physikstudium. 1993 gründet er die Projekt GmbH, die sich mit der Projektierung und Realisierung von Windenergieanlagen befasst. Die Projekt GmbH figuriert heute zusammen mit mehreren Tochterfirmen unter dem Dach der Projekt Firmengruppe. Domizil ist seit 2011 ein Bürogebäude im Passivhaus-Standard in Oldenburg. In seiner Freizeit geniesst Ubbo de Witt am liebsten Aktivitäten in freier Natur im Kreis der Familie: Fahrradfahren, Segeln, Teetrinken und Strandspaziergänge in Brasilien, wo Ubbo de Witt und Heike Kröger seit über zehn Jahren über eine Tochterfirma Windenergieprojekte entwickeln und auf über 200 Hektar nachhaltige Forstwirtschaft und Aufforstung betreiben.

Ubbo de Witt, Sie gehören zu den Windenergie-Pionieren, Delinat nimmt für sich eine solche Rolle beim biologischen Weinbau in Anspruch – eine Art Seelenverwandtschaft?
Pioniere verbindet ja oft die Vorstellung von einer besseren Welt, und zum Zeitpunkt der Entwicklung dieser Vision müssen sie sich oft die Frage stellen lassen, ob sie «nichts Sinnvolleres» im Kopf hätten, da ihre Mitmenschen die Realität nicht wie sie wahrnehmen. Ja, ich fühle eine Art Seelenverwandtschaft.

Sie beschäftigen sich seit bald 30 Jahren mit Windenergie. Wie ist es dazu gekommen?
Heinrich Timm, einer der letzten alten Emsfischer, hatte seinen Fischkutter nach meinem im Krieg gefallenen Opa, Ubbo de Witt, benannt. Gemeinsam mit meiner Oma hatte ich das Glück, viele Tage mit ihm auf dem Wasser zu verbringen, Tag und Nacht den Elementen ausgesetzt. Als Segler habe ich diese Passion fortgesetzt. So war es nur konsequent, in der Arbeitsgruppe Physik regenerativer Energiequellen in Oldenburg das Physikstudium aufzunehmen und gemeinsam mit vielen fortschrittlichen Professoren an der Carl von Ossietzky Universität diese Berufung für eine bessere Welt auch auf anderer Ebene fortzusetzen.

Wie viele Windparkanlagen haben Sie bisher realisiert?
Die technische Entwicklung der Windenergie hat mir hier den Weg vorgegeben. Anfänglich waren es erste Hofanlagen zur Mitnutzung des erzeugten Stroms in der Landwirtschaft. Zwischenzeitlich sind viele Windparks in Deutschland, Frankreich, Polen und Brasilien mit über 1000 MW dazugekommen.

Welches ist der wichtigste?
Auf einer Sandbank in der Nordsee haben wir 2001 die Planung für unseren ersten Offshore-Windpark begonnen. Hier sollte 24 Stunden am Tag umweltfreundlicher Strom produziert werden. Der Name des Projekts war geboren: Sandbank 24. Heute ist der Windpark gebaut und produziert mit 72 Windenergieanlagen der 4-Megawatt-Klasse (288 MW) genug Strom, um mehr als 400 000 Haushalte zu versorgen.

Deutsche Windenergie-Pioniere: Ubbo de Witt und Partnerin Heike Kröger.

Sie entwickeln On- und Offshore-Windparks. Welches sind die Vor- und Nachteile der beiden Varianten?
Unsere Kulturlandschaft ist einem stetigen Veränderungsprozess unterworfen. Landwirte sind heute auch (dezentrale) Energiewirte. Sowohl Offshore-Anlagen an der Küste mit «dem Fuss im Wasser» wie auch Onshore-Anlagen an Land können nach Ablauf ihrer Betriebszeit rückstandsfrei zurückgebaut werden. Die Kosten dafür sind kalkulierbar und müssen vom Betreiber vor Baubeginn in Form von Bürgschaften hinterlegt werden. Der Teufel steckt jedoch wie immer im Detail, zum Beispiel einer naturverträglichen Planung unter Einbindung der Anwohner auf dem Festland oder der umfangreichen Abwägung möglicher Auswirkungen auf die See- und Zugvögel sowie die Schweinswale während der Bauphase und des Betriebs offshore.

Die grossen Offshore-Windparks haben den Vorteil, dass sie unseren unmittelbar wahrgenommenen Lebens- und Erholungsraum nicht so stark beeinträchtigen wie die Onshore-Windparks, an deren Erscheinung im Landschaftsbild viele Menschen sich erst noch gewöhnen müssen. Offshore ist die Energieerzeugung zudem wesentlich verlässlicher, der Wind weht nahezu immer, der Ertrag ist mehr als doppelt so hoch wie onshore.

Welche Bedeutung kommt der Windenergie in Zukunft zu?
Die Windenergie ist die kostengünstigste erneuerbare Energie und wird weiterhin einen grossen Anteil an der Stromerzeugung und zur Erreichung der Klimaziele wahrnehmen. Persönlich würde ich es begrüssen, wenn es gelingen würde, den grünen Strom direkt an die Steckdosen der Verbraucher abzugeben.

Worauf legen Sie als Weinliebhaber wert?
Es ist für mich wie bei einem guten Musikstück: Der Text und die Noten müssen zusammenpassen. Deshalb habe ich mich gefreut, Delinat kennenzulernen, und damit so überzeugende Winzer wie den Katalanen Josep Maria Albet i Noya, der die gemeinsame Überzeugung und Vision ebenfalls lebt.

Wann und wie haben Sie Bekanntschaft mit Delinat gemacht?
Eine Zugfahrt und ein zufällig gefundener Flyer haben mich auf Delinat aufmerksam gemacht. Die lieben Menschen und Überzeugungstäter hinter Delinat habe ich auf einer gemeinsamen Segelreise kennengelernt.

Das war 2016. Sie waren mit Ihrer Familie an Bord der Sea Cloud II, die als Delinat-Weinschiff im Mittelmeer unterwegs war. Wie ist Ihnen diese Reise in Erinnerung geblieben?
Windstärke neun, ein grosses Erlebnis gemeinsam mit weiteren Weinbegeisterten und meiner Familie, nicht nur wegen des gemeinsam erlebten und überstandenen Extremereignisses. Eine grandiose Annäherung an schöne Hafenstädte im Mittelmeer und an Weingüter der Delinat-Familie.

Weintipp Ubbo de Witt
Auf der Reise mit der Sea Cloud II haben wir den katalanischen Winzer Josep Maria Albet i Noya kennengelernt. Er lebt seine Überzeugung und Vision beim Wein genau so, wie wir das beim Wind tun. Sein Spitzenwein Reserva Martí ist im Geschmack kräftig, aber zugleich samtig und leicht fruchtig mit der richtigen Abstimmung des Geschmacks nach Kräutern.

Albet i Noya Reserva Martí
Penedès DO 2011
www.delinat.com/1643.11

 

 

Begeisterung für Natur und Biodiversität

Im Mai 2017 besuchte das Delinat-Verkaufsteam auf einer Weiterbildungsreise mehrere Winzer in Spanien und Portugal, um sich vor Ort ein Bild über die Besonderheiten der Weingüter und die Umsetzung der Delinat-Methode zu machen. Stellvertretend schildern vier Reiseteilnehmer ihr persönliches Reise-Highlight, verbunden mit einem Weintipp.

Renate Göldi, Weinshop Zürich-City

Grün, so weit das Auge reicht. Im nördlichsten Teil Portugals liegt das Gebiet des bekannten Vinho Verde. Üppig spriesst die Vegetation in der mit vielen Niederschlägen gesegneten Region nördlich von Porto und des Flusses Douro.

Joaquim Reis besitzt hier das Weingut Casa do Quintal. Mittendrin befindet sich ein riesiger Garten, der das Herz eines jeden Naturliebhabers höherschlagen lässt. Ebenso beeindruckend ist die Herzlichkeit seiner Tochter Tatiana Alegria dos Reis und ihres Ehemanns Carlos Seixas, die uns empfangen und stolz durch das mit viel Liebe und Hingabe gepflegte Paradies geführt haben. Nebst dem grossen Gemüse-, Beeren- und Obstgarten sowie einer grossen Hühnerschar beeindrucken mich vor allem die beiden mit vielen Blumen und Gräsern bewachsenen Rebparzellen: Biodiversität pur!

Weintipp: In diesem Naturparadies reifen die Loureiro- und Azal-Trauben für den knackigen weissen alr Vinho Verde. Gekeltert wird der Wein von Joaquims Freund und Partner Antonio Lopes Ribeiro. Mit seinen spritzigfrischen Aromen passt dieser Vinho Verde perfekt zu leichten Salat-, Fisch-, Fleisch- und Pastagerichten. Mit 6 bis 8 Grad an einem warmen Sommertag serviert – da sage ich nur noch «saûde» (portugiesisch für Prost) und geniesse.

alr Vinho Verde
Vinho Verde DOC 2015
www.delinat.com/5216.15

Roman Herzog, Verkaufsleiter

Auf dem Weingut Casa de Mouraz im Dão-Gebiet in Portugal hat mich die grossartige Biodiversität in den klein strukturierten Rebgärten tief beeindruckt. Der Respekt gegenüber der Natur und die Passion von Sara Dionísio und António Lopes Ribeiro sind spürbar und ansteckend. Hier würde ich gerne einmal bei einer Traubenernte mithelfen, um die Atmosphäre live mitzuerleben.

Mit Elan und Kreativität setzt sich das Winzerpaar für nachhaltige Lösungen ein. Ein Beispiel: Um einen brachliegenden Rebberg vor der Verschandelung durch eine Eukalyptus-Aufforstung zu bewahren, wurden Familie und Freunde motiviert, sich am Kauf der Parzelle zu beteiligen. So ist ein Generationenprojekt entstanden. Für die Bepflanzung des exponierten Hanges kam nur eine einheimische Traubensorte in Frage. Die Wahl fiel auf die autochthone Rotweinrebe Baga. Der älteste Baga-Rebstock auf dem Betrieb Casa de Mouraz ist über 150-jährig. Dessen Erbmaterial wird zur Weiterveredelung verwendet, damit die wertvolle Traubensorte erhalten bleibt und daraus kraftvolle, typische Rotweine vinifiziert werden können.

Weintipp: Im Caruma Selecção ist die Baga nicht enthalten, dafür mit Touriga Nacional und Jaen de Dão zwei andere autochthone Sorten. Der intensiv duftende, gehaltvolle Rotwein beeindruckt durch tolle Würze, ätherische Noten, Lakritze, viel Schmelz, feinkörnige Tannine und einen vibrierenden Abgang.

Caruma Selecção
Dão DOC 2013
www.delinat.com/2812.13

Christoph Dienst, Leiter Weindepot Basel

Die grossen Distanzen in Spanien – etwa die Weite der La Mancha – haben mich stark beeindruckt. Jedes Weingebiet ist topografisch ganz anders. Zu den Höhepunkten gehörten für mich die kleinstrukturierten, steilen Terrassenlagen von Viñas del Cámbrico in der Sierra de Salamanca. Serpentinenartig führt ein Weg zu den verschiedenen, lediglich mit ein paar Dutzend Rebstöcken, einzelnen Olivenbäumen und üppigem Grün bewachsenen Parzellen. Spannend waren zuvor auch die Gebiete Rueda und Toro, wo wir auf unseren Weingütern Menade und Volvoreta in unterirdischen, in Fels gehauenen Kellern Weinschätze aus vergangenen Jahrzehnten verkosten durften, die leider unverkäuflich sind.

Weintipp: Verkäuflich dagegen, wenn auch zu einem stolzen Preis, ist der Cámbrico Rufete, mein Favorit auf dieser Reise. Am Anfang noch etwas zurückhaltend, wächst er am Gaumen nach kurzer Zeit zu voller Grösse: vielschichtig, elegant mit viel Druck und Länge. Das Gewächs aus der alten, vorab im nahen Portugal verbreiteten Traubensorte Rufete strahlt Ruhe und Kraft aus – ein Meditationswein!

Cámbrico Rufete
Sierra de Salamanca DOP 2009
www.delinat.com/3207.09

Jonas Trechsel, Kundenberater

Es war ein trauriger Anblick, der uns auf 1000 m ü. M. in den Rebbergen der Dominio Basconcillos in der aufstrebenden Weinregion Ribera del Duero erwartete: Die frischen Triebe waren fast alle dem Spätfrost zum Opfer gefallen, der in diesem Jahr auch Spanien heimgesucht hat. Zwei Rehe, die über die Wiesen davonsprengten, zauberten uns trotzdem ein Lächeln ins Gesicht.

Auf diesem Weingut imponierte mir die ausgeklügelte und moderne Technik, mit der zum Beispiel der Wasserhaushalt der Reben analysiert und optimiert wird. Auch im Keller herrscht penible Ordnung, und nichts wird dem Zufall überlassen. Mit Francisco Barona habe ich hier einen Winzer und Önologen kennengelernt, der Natur und moderne Technologie auf beeindruckende Art und Weise unter einen Hut bringt. Und die Basconcillos-Weine aus ökologisch vorbildlichem Anbau sind durchwegs hervorragend.

Weintipp: Der Basconcillos Roble etwa überzeugt mich mit seiner kräftigen Struktur, dem ausgewogenen Holzeinsatz und seiner intensiven Frucht. Trotz eher jugendlichem Alter weist er eine schöne Reife auf und eignet sich perfekt als Begleiter zu einer feinen Tafel oder zu geselligen Gesprächsrunden.

Dominio Basconcillos Roble
Ribera del Duero DO 2015
www.delinat.com/3184.15
Die Reiseroute

Die Reise startete in Valencia beim Weingut Pago Casa Gran, führte zur Dominio Basconcillos in der Ribera del Duero, zum Weingut Menade in der Rueda, zur Bodega Volvoreta im Toro sowie zu Viñas del Cámbrico in der Sierra de Salamanca. In Portugal wurden Casa de Mouraz im Dão und Vinho do Quintal im Minho besucht. Auf allen Betrieben wurde das Delinat-Team herzlich empfangen. Die Winzer führen mit grossem Enthusiasmus durch ihre Weingärten und Weinkeller. «Die Begeisterung für die Natur und mehr Biodiversität war auf allen Betrieben spürbar», sagt Delinat-Verkaufsleiter Roman Herzog.

WeinLese 46: Editorial

Seit 30 Jahren gibt es den Degustier Service. Das Weinabo, das regelmässig mit Entdeckungen aus den ökologisch intaktesten Rebbergen Europas aufwartet, ist eine Erfolgsgeschichte. Aber bis es so weit war, brauchte es Spürsinn, Kreativität, Ausdauer und Beharrlichkeit.

WeinLese-Redaktor Hans Wüst als Erntehelfer auf der Domaine Lignères.

Der Weg, den ein Wein vom Rebberg bis ins DegustierService-Paket zurücklegt, ist lang und steinig. Einkäufer Emil Hauser zeigt am Beispiel des Roches d’Aric aus Südfrankreich, wie zahlreich und anspruchsvoll die Hürden sind, die es zu meistern gilt. Delinat-Gründer Karl Schefer gibt derweil im Interview Einblick in die spannende Geschichte und Entwicklung des beliebten Weinabos.

Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe bestätigt, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Das Sprichwort gilt auch für den Extrembergsteiger, Pionier, Eroberer und Naturschützer Reinhold Messner. Er hat uns anlässlich seiner Vortrags-Tournee «Überleben» in Luzern zu einem Gespräch bei einem Glas Wein empfangen. Ich wünsche Ihnen vergnügliche Lesestunden bei einem Glas Delinat-Wein.

WeinLese 46: Kurz & bündig

Viel Volk am Delinat-WeinMarkt

Der zweite Slow Food Market in Bern vom 10. bis 12. März hat wiederum gegen 10 000 Besucherinnen und Besucher angelockt. Knapp 200 Produzenten boten ihre ökologisch und handwerklich erzeugten Lebens- und Genussmittel zur Degustation und zum Kauf an. Viel Beachtung fand der Delinat-WeinMarkt im Zentrum der Messehalle mit seinen über 20 Biowinzern aus ganz Europa und den Wein-Workshops. «Es war schön, mit anzusehen, wie wir das Berner Publikum mit unseren Tropfen aus reicher Natur begeistern konnten», erklärt Delinat-Marketingleiter Michel Fink.

Preis für Karin Schweizer

Wir sind auf gutem Weg, aber es warten weitere grosse Herausforderungen, wenn wir das noch brachliegende Potenzial beim biologischen Weinbau nutzen wollen. Das ist, auf einen Satz reduziert, die Bilanz, die Delinat-Gründer und Geschäftsführer Karl Schefer beim Jahresanlass im Januar vor versammelter Belegschaft in seinem ausführlichen Rück- und Ausblick gezogen hat. Wie jedes Jahr wurde auch für 2016 ein Nachhaltigkeitspreis für langjährige und verdienstvolle Mitarbeit vergeben. Über den mit 10 000 Franken dotierten Preis konnte sich diesmal Karin Schweizer freuen – und zwar ausgerechnet an ihrem 45. Geburtstag. Seit 12 Jahren ist sie nach innen und nach aussen die gute und stets hilfsbereite Fee im Delinat-Kundenservice.

Winzerseminar zur Permakultur

52 Delinat-Winzer aus ganz Europa nehmen am Winzerseminar vom 24. bis 27. Mai 2017 in Portugal und Spanien teil. Im Zentrum steht das Thema Permakultur. Der Begriff setzt sich aus den Wörtern «permanent» und «Agrarkultur» zusammen. Die Permakultur ist eine Bewirtschaftung, mit der Ökosysteme gestärkt, Bodenfruchtbarkeit erhöht, Bearbeitung vereinfacht und Ertrag gesteigert werden kann. Vorbild ist die Natur mit ihren geschlossenen Kreisläufen. Die Australier Bill Mollison und David Holmgren haben in den 1970er Jahren die Grundgedanken und den Begriff der Permakultur begründet. Die Permakultur beschreibt interessante Methoden, um in trockenen Gebieten den Boden das ganze Jahr fruchtbar zu erhalten. In ausgeklügelter Weise wird Regenwasser zurückgehalten, damit in Trockenperioden die Erde noch feucht bleibt (Wasser retention). Erfolgreiche Projekte im Alentejo (Portugal) und in der Extremadura (Spanien) werden bei diesem Winzerseminar besucht und die praktische Umsetzung an einem Modell geübt. Eine ausführliche Reportage über dieses hochaktuelle Thema lesen Sie in der nächsten WeinLese.

Rebentheater an der Mosel

«Rebentheater». So nennt Timo Dienhart vom Weingut zur Römerkelter an der Mosel sein jährlich wiederkehrendes Sommerspektakel. An drei Wochenenden zwischen Juni und September fällt auf dem Weingut für angemeldete Gäste der Vorhang. Alles beginnt mit einem Sektempfang auf dem Weingut. Danach zeigt Timo den Keller und die moderne Heiz-/Kühlanlage. Dann gibt es Kaffee und Kuchen, bevor die belebten Steilhänge des Honigbergs erkundet werden. Unterwegs erlebt man, was biodynamische Reb kultur und Biodiversität im Weinberg bedeuten. Letzter Akt im Rebentheater ist ein Vier-Gang- Menü mit korrespondierenden Weinen. Weitere Informationen und Anmeldung: www.roemerkelter.de

Senatore Cappelli

Die Familie Salustri baut auf ihrem Weingut in der Hochmaremma (Toskana) neben Reben und Oliven neu auch die alte Getreidesorte Senatore Cappelli an. Daraus lässt sich ein glutenfreies Biomehl gewinnen. Die bekannte Pasta-Manufaktur Fabbri in Florenz stellt daraus biologische Nudeln und Makkaronen her. «Diese Pasta ist schon im Geschmack ganz anders, man riecht das Getreide geradezu», freut sich Leonardo Salustri. Speziell ist auch die Herstellung. Nudelspezialist Fabbri setzt eine Pastamaschine ein, deren Düsen aus Bronze oder Kupfer gefertigt sind. Dadurch erhält die Pasta eine poröse Oberfläche, die den Geschmack betont und die Sugo besser aufsaugt. Die neuen Teigwaren sollen dereinst zusammen mit andern hofeigenen Produkten auch auf dem Agriturismo von Salustri angeboten werden.

Die Hürden vom Weinberg bis ins Paket

Weine, die es in den Delinat-DegustierService schaffen, erfüllen höchste Anforderungen an Qualität und ökologische Produktion. Grundlage für die zahlreichen Hürden, die es zu überwinden gilt, sind eigene Richtlinien, die seit 30 Jahren entwickelt und fortlaufend weiter verfeinert werden. Sie fordern und fördern Weinberge mit grosser Biodiversität, geschlossene Kreisläufe sowie eine Kelterung ohne überflüssige Hilfsmittel.

Kontrolle der Arbeit vor Ort

Die Delinat-Winzerberater überprüfen anhand einer Checkliste eine Vielzahl an Anforderungen, die an alle kooperierenden Weinbaubetriebe gestellt werden. In vielem gehen sie über das hinaus, was für eine Biozertifizierung Voraussetzung ist. Höchste Priorität kommt der Biodiversität zu. Überprüft wird etwa die Anzahl biologischer Hotspots. Das sind Ökoinseln inmitten der Reben mit wilder Natur und mindestens einem Baum, Büschen, Wildwuchs, Holz- und Steinhaufen. Erfasst und eingestuft wird auch der Einsatz von Strom aus erneuerbaren Quellen. Und die Winzer müssen Delinat über die Eckpunkte der Arbeitsverträge und Sozialstandards in Kenntnis setzen. Alles in allem sind es heute über hundert Punkte, die mit den Produzenten besprochen werden. Je nachdem, wie weit der Betrieb diese bereits erfüllt, werden die Weingüter mit einer bis drei Delinat-Schnecken ausgezeichnet.

Analyse der Weine

Jeder Wein wird vor der Aufnahme in den DegustierService von internen Spezialisten mehrfach degustiert und eingehend durch ein unabhängiges Labor analysiert. Der Wein muss einerseits in Nase und Gaumen überzeugen, andererseits bei der Laboranalyse einer Vielzahl von Parametern standhalten. Ein paar Beispiele: Ist der Wein frei von unerwünschten Rückständen wie Trubund Fehlstoffen, Pestiziden oder künstlichem Glycerin? Sind Säure- und Zuckerwerte mit Zusatzstoffen beeinflusst worden? Werden unsere eigenen, strengen Schwefel- und Histaminwerte eingehalten? Ein einzigartiger Suchfilter auf der Delinat-Website gewährt diesbezüglich übrigens volle Transparenz für jeden Wein.

Basis für langfristige Zusammenarbeit

Neben den Produktionsanforderungen ist eine Vielzahl weiterer Aspekte wesentlich: Kann und will der Betrieb die von Delinat benötigten Mengen bereitstellen, vom aktuellen Jahrgang und auch von folgenden? Und kann davon ausgegangen werden, dass die kommenden Abfüllungen mindestens so gut ausfallen wie die aktuelle? Die Kostproben lösen Nachbestellungen aus, und selbstverständlich sollen auch gelungene nachfolgende Jahrgänge angeboten werden können, falls der Wein bei den Kunden Zuspruch findet. Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft die Sortimentsbreite eines Weinguts bezüglich Weintypen und preislicher Abstufungen. Grundsätzlich gilt: je differenzierter, umso attraktiver. Und last, but not least: Welches Entwicklungspotenzial scheint gegeben? Ist eine Steigerung der Biodiversität bis zum maximalen Status von drei Schnecken möglich? Besteht das Potenzial, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Rebberg und die Hilfsmittel im Keller mittelfristig zu reduzieren? Und ist der Produzent bereit, im Zusammenspiel mit den Delinat-Einkäufern bestehende Weine weiterzuentwickeln und neue zu kreieren?

Weitere Artikel zum DegustierService aus der WeinLese 46:


«Wir mussten lernen, polarisierende Weine zu meiden»

Der Anfang war hart und zäh. Doch dann entwickelte sich der DegustierService zum erfolgreichsten Weinabo Europas. Delinat-Gründer Karl Schefer gibt im Interview Einblick in die bewegte 30-jährige Geschichte dieser einfachen, aber bestechenden Idee.

30 Jahre DegustierService: ein Grund für den Delinat-Gründer, eine gute Flasche zu öffnen?
Karl Schefer: Ja, definitiv. Das Jubiläum feiern wir im Kreise unserer loyalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alle sind stolz auf den nachhaltigen Erfolg dieser einfachen Idee.

Karl Schefer, Bio-Pionier und Delinat-Gründer.

Welche Idee steckt hinter dem Weinabo?
Am Anfang verstanden wir sie anders als heute. Da muss ich etwas ausholen: Weine, die vor allem im Weinberg entstehen und im Keller kaum noch «bearbeitet» werden, sind stark vom Wetter des jeweiligen Jahrgangs geprägt. Ihr Charakter, die Aromatik und der Gehalt variieren stärker von Jahr zu Jahr als bei «zurechtgebogenen» konventionellen Weinen. Unser Gedanke war, dass man neue Jahrgänge vor dem Bestellen probieren sollte. Mit einem Abo war das am einfachsten zu lösen. Bald haben wir festgestellt, dass die Hauptmotivation unserer Kunden aber eine andere war: Nicht das Probieren zum Zweck einer Bestellung war das schlagende Argument, sondern die bequeme Art von Grundversorgung mit immer wieder neuen Weinen, die entdeckt werden wollen. Und so ist das bis heute geblieben. Die meisten Kunden lassen sich vom DegustierService bedienen, um immer mal eine Flasche Wein parat zu haben. Nur etwa jeder zweite Kunde nutzt den Service mit dem Ziel, die am besten mundenden Weine zu bestellen.

«Das beliebte Abo hat auch der Natur geholfen.»
Karl Schefer

War es schwierig, die Idee umzusetzen?
Der Anfang hatte es in sich. Es galt, einen guten Karton zu entwerfen, der nicht nur vor Bruch schützt, sondern auch noch mit einem erträglichen Mass an Aufwand gefaltet und verpackt werden konnte. Auch der hohe Preis bei den anfangs kleinen Auflagen war ein Problem. Dann galt es, die Idee zu verkaufen, und auch das war nicht ganz einfach. Insgesamt brauchten wir zwei Jahre, bis die kritische Anzahl an Abonnenten erreicht war, damit der Versand wirtschaftlich tragbar wurde.

1987 wurde es konkret: Wie muss man sich den Anfang vorstellen?
Nun ja, das ganze Team, etwa zehn Leute waren wir damals, gab Auskunft über das neue Abo, packte Kartons, schrieb Rechnungen, erfand täglich neue Abläufe und diskutierte Ideen. Viele Kundinnen und Kunden haben uns in dieser Anfangszeit mit wertvollen Ratschlägen und Wohlwollen geholfen. Ohne die liebenswerte Unterstützung begeisterter Kunden hätten wir den DegustierService nicht zum Fliegen gebracht.

Welche DegustierService-Weine machen im Rückblick am meisten Freude?
Da gibt es wirklich so viele, dass jede Aufzählung ungerecht wäre. Fast in jedem Paket gibts ein Highlight, eine überraschende oder überragende Qualität, eine Entdeckung. Genau das ist unser Ziel: zu überraschen und zu begeistern.

Gab es auch Flops?
Ja, natürlich. Es gab einen Wein, der in der Flasche eine zweite Gärung begonnen hatte, gerade als er in den Versand kam. Ein anderer entwickelte ein extrem feines Depot, das auch durch Dekantieren kaum zu trennen war. Und viele Weine haben polarisiert, vermochten die einen zu begeistern, die anderen zu enttäuschen. Es gibt nicht immer Klarheit über die Grenze zwischen Besonderheit und Weinfehler. Es galt, die Balance zu finden zwischen unkompliziertem Trinkvergnügen und komplexen Gewächsen, die man oft erst beim zweiten Schluck versteht. Wir mussten lernen, stark polarisierende Weine im DegustierService zu meiden. Es ist nicht lustig, wenn hunderte von Reklamationen fast gleichzeitig eintreffen. Was aber sicher auch zu unserem Erfolg beigetragen hat: Wir diskutieren nicht. Wenn die Kundin reklamiert, hat sie Recht und bekommt Ersatz, basta.

«Insgesamt brauchten wir zwei Jahre, bis die kritische
Anzahl an Abonnenten erreicht war.»
Karl Schefer

Hat das Weinabo mehr bewirkt, als Delinat zu einem erfolgreichen Unternehmen zu machen?
Der DegustierService hat zu vielen Empfehlungen geführt, die beste Art, neue Kunden zu gewinnen. Wenn man mit Gästen die Weine aus dem «Delinat- Päckli» probiert und dazu die informativen Unterlagen zeigt, dann kommt es häufig vor, dass daraus neue Kunden entstehen. Der DegustierService ist unser Multiplikator, unser «Verkäufer». Aber auch ganz wichtig: Das beliebte Abo hat auch der Natur geholfen: Es ist seinem Erfolg und der Plansicherheit zu verdanken, dass über 3000 Hektar Weinberge sich in vielfältige und reichhaltige Naturparadiese gewandelt haben, quer durch Europa.

Wo vor 30 Jahren alles begann: ein kleines, eingeschworenes Team im Haus zur Glocke in Heiden bei Vorbereitungsarbeiten für den DegustierService.

Was genau macht den Erfolg über drei Jahrzehnte aus?
Da gibt es keine eindeutige Antwort. Sicher hängt der Erfolg mit der allgemeinen Stossrichtung zusammen. Seit der Gründung 1980 sind wir unseren Delinat-Grundsätzen treu geblieben, haben allen Verlockungen getrotzt und unsere Qualitätsanforderungen gegen den Strom immer weiter verschärft. Damit haben wir eine sehr treue Kundschaft gewinnen können, die sich deutlich von gängigen Weinkäufern abhebt. Der DegustierService unterstreicht unsere Philosophie mit jedem Paket durch Transparenz (Analytik und Anbaudetails), Emotionen (in packenden Geschichten) und Herzblut (die Passion für Wein und Ökologie, die Lebensfreude). Dass man das Abo jederzeit kündigen kann und dass es kein Kleingedrucktes gibt, gehört ebenfalls zum Erfolgsgeheimnis. Aber auch das gute Preis-Leistungs-Verhältnis der Weine und die portofreie Lieferung tragen dazu bei, dass dem Abo die Treue gehalten wird.

Dem Umstand, dass mehrmals pro Jahr ein Weinpaket direkt an die Haustür geliefert wird, haftet etwas Nostalgisches an. Sprechen junge Leute noch auf ein solches Konzept an, oder muss man sich da bald etwas Neues überlegen?
Abos galten lange als verpönt, und noch heute gibt es Leute, die eine richtige Angst davor haben. Hingegen liegen neue Modelle im Trend – es gibt inzwischen fast alles, was man im Abo beziehen kann, von Socken bis zu Brot, von Kaffee bis zu Rasierklingen. So entdecken junge Weingeniesserinnen und Weingeniesser den DegustierService mit grosser Freude. Im Unterschied zu reiferen Weingeniessern wechseln sie die Sorten öfter und probieren mal dies und jenes. Nein, wir glauben nicht, dass wir viel ändern sollten. Die langjährige Konstanz und die Verlässlichkeit gehören zu den Erfolgsfaktoren des DegustierService, und das soll so bleiben.

Weitere Artikel zum DegustierService aus der WeinLese 46:

Auf ein Glas mit… Reinhold Messner

Der Extrembergsteiger Reinhold Messner aus dem Südtirol ist mit seinem Vortrag «Überleben» in der Schweiz, in Deutschland und Österreich auf Tournee. Wir trafen den prominenten Pionier, Eroberer und Naturschützer im Januar in Luzern zum Gespräch bei einem Glas Wein.

Reinhold Messner, Sie gehören zu den berühmtesten Bergsteigern der Welt. Wie haben Sie das geschafft?
Reinhold Messner: Es gab und gibt in jeder Generation Bergsteiger, die über die anderen strahlen. Es sind jene, denen etwas gelingt, was die andern nicht können oder für unmöglich halten. Vor mir war das Sir Edmund Hillary, dem zusammen mit dem Sherpa Tenzing Norgay 1953 die Erstbesteigung des Mount Everest gelang. Bei mir waren die Erstbesteigungen von Achttausendern im Alleingang und ohne Sauerstoffflasche das Aussergewöhnliche. Heute ist es vielleicht die Speedkletterei des Schweizers Ueli Steck.

Sie haben Expeditionen immer auch gut vermarktet …
Ja, Storytelling ist wichtig. Die Fähigkeit, den Leuten mitzuteilen, was man in solchen Extremsituationen erlebt hat, fördert die Bekanntheit. Ich habe das von Anfang an gemacht, habe Vorträge gehalten und Bücher geschrieben.

Persönlich
Extrembergsteiger, Aben teurer, Eroberer, Buchautor, Naturschützer und grüner Politiker: Das alles ist oder war der 1944 in Brixen, Süd tirol, geborene Reinhold Messner. Der heute 72-jährige Italiener ist noch immer einer der bekanntesten Bergsteiger der Welt. 1978 hat er zusammen mit Peter Habeler als erster Mensch den 8848 Meter hohen Gipfel des Mount Everest ohne Flaschensauerstoff erreicht. Er war auch der Erste, der zwischen 1970 und 1986 alle 14 Acht tausender bestiegen hatte. 1989/1990 durchquerte er die Antarktis, 1993 Grönland und 2004 die Wüste Gobi. Von Anfang an berichtet er an Vorträgen oder in Büchern über seine Expeditionen. Auch heute noch ist er mit Live-Vorträgen auf Tournee, in denen er aus seinem spektakulären Leben erzählt.

Reinhold Messner bewirtschaftet im Südtirol verschiedene Bergbauernhöfe und ein Weingut. In den letzten 15 Jahren hat er an sechs dezentralen Standorten im Südtirol das Messner Mountain Museum (MMM) realisiert. Es ist dem Berg und seiner Kultur gewidmet.

Hätten Sie heute noch Lust, auf den Everest zu steigen?
Nein. Zu meiner Zeit war Alpinismus nicht nur eine sportliche, sondern auch eine kulturelle Erscheinung. Es war eine Auseinandersetzung zwischen Mensch und Natur, ohne grosse Hilfsmittel. Heute bauen hunderte Sherpas am Everest eine Piste mit abgehängten Seilen und Brücken über die Spalten. Alles ist präpariert, sodass einigermassen fitte Touristen auf den Berg kommen.

Tourismus statt Alpinismus?
Wo Infrastruktur ist, ist Tourismus. Wo keine Infrastruktur ist, ist Alpinismus. Ich habe nichts gegen den Tourismus. Dieser ist zwingend, wenn wir als Bergler überleben wollen. Im oberen Bereich der Berge sollte der Mensch aber keinen präparierten Zugang haben. Nur jene, die es ohne Infrastruktur wie Bahnen und Lifte schaffen, sollen höher hinauf.

Sie sind jetzt 72. Steigen Sie noch immer auf Berge?
Ja, aber meine Ziele sind heute ganz andere. Ich bin schon in den 1980er- Jahren von vertikalen auf horizontale Abenteuer wie Polarexpeditionen und Wüstendurchquerungen umgestiegen. In den letzten 15 Jahren habe ich mich vor allem mit meinem Museum beschäftigt. Und heute bin ich mehr Bergbauer als Bergsteiger. Als interessierter Alpenbewohner betreibe ich mehrere Bauernhöfe mit dem Ziel, Tourismus und Landwirtschaft so miteinander zu verzahnen, dass die Landschaftspflege in den Alpen auch in Zukunft garantiert werden kann.

Gehört bei Ihnen ein Gipfelwein in den Rucksack?
Schon lange nicht mehr. Aber der Brauch, der aus der Zeit des Eroberungsalpinismus im 19. Jahrhunderts stammt, hat sich lange gehalten. Die reichen Engländer kamen in die Alpen, um als Erste die Viertausender zu besteigen. Es war damals üblich, sich auf dem Gipfel zuzuprosten und dann eine Visitenkarte in die leere Weinflasche zu stecken und diese als Beweis, dass man auf dem Gipfel war, zu deponieren.

Wirklich keinen Champagner dabeigehabt, als Sie 1978 zusammen mit Peter Habeler den Gipfel des Mount Everest als erster Mensch ohne Flaschensauerstoff erreicht haben?
Nein. Das wäre in dieser Höhe auch gar nicht möglich gewesen. Sekt oder Wein wären beim Aufstieg gefroren, und die Flasche wäre geborsten, lange bevor wir auf dem Gipfel angekommen waren.

Aber Sie mögen Wein?
Ja, ich bin ein Rotweinliebhaber. Die Weinkultur ist vor allem in Europa eine grosse Kraft. Deshalb habe ich vor vielen Jahren im Südtirol das kleine Weingut Unterortel auf dem Juvaler Hügel gekauft. Ich bin also auch Weinproduzent. Ich habe damals den genialen Weinmacher Martin Aurich aus Berlin getroffen, der das Gut bis heute führt und exzellente Rieslinge und Blauburgunder erzeugt.

Sie haben sich schon in den 1980er- Jahren stark für den Umweltschutz engagiert. Werden Ihre Reben biologisch bewirtschaftet?
Leider noch nicht, aber wir arbeiten daran. Unsere Reben stehen am Ende eines Gletscherbergs. Die Bedingungen für biologischen Weinbau sind hier schwierig. Ziel bleibt aber Bio.

Was macht guten Weinbau aus?
Wir versuchen, die für unseren Boden bestmöglichen Reben zu halten. Uns geht es darum, so sauber und naturnah wie möglich zu wirtschaften. Die Natur macht bekanntlich keine Fehler, Fehler macht nur der Mensch. Deshalb sollte man auch beim Weinbau so viel wie möglich der Natur überlassen.

Weinerlebnis in den eigenen vier Wänden

Delinat baut das Kursangebot personell, geografisch und inhaltlich aus. Neu wird der Kurs «Delinat daheim» angeboten. Trommeln Sie ein paar Freunde zusammen, und buchen Sie den Delinat-Weinexperten für ein abwechslungsreiches Weinseminar bei sich zu Hause.

Der Ausbau des Kursangebots hat zur Folge, dass Delinat-Kursleiter Dirk Wasilewski Verstärkung bekommt: Mit Thomas Lippert aus Salem in der Nähe des Bodensees konnte ein neuer, kompetenter Kursleiter gewonnen werden. Durch seine langjährige Erfahrung als gelernter Weinküfer und Kellermeister ist eine leidenschaftliche Beziehung zum Wein und zur Wissensvermittlung entstanden. Seit jeher schätzt er den Kontakt zum Verbraucher und pflegte schon immer eine offene Kellertüre, um zu zeigen, wie Weinbereitung funktioniert. «Neben der Kellerarbeit sind das Abhalten von Weinproben und Seminare meine grösste Passion», sagt Thomas Lippert. Für Delinat führt er schwerpunktmässig in verschiedenen süddeutschen Städten den beliebten Basiskurs «Die Kunst des Degustierens» durch, beispielsweise in Ingolstadt, Regensburg, Heidelberg und Karlsruhe.

Kellermeister Thomas Lippert ist neu als Kursleiter für Delinat unterwegs.

Neu: «Delinat daheim»

Gemeinsam mit Dirk Wasilewski hat er auch das neue Kursangebot «Delinat daheim» entwickelt. Die Idee dahinter: Möglichst viele Weinliebhaberinnen und Weinliebhaber, die bei der Terminwahl gerne flexibel sind, sollen in den eigenen vier Wänden in den Genuss eines Delinat-Weinkurses kommen. Das kompakte Weinseminar bietet Einblick in die Delinat-Methode sowie eine professionelle Einführung in die Degustationstechnik mit Aromaparcours und Blindverkostung von zehn Delinat-Weinen. Zudem verrät der Kursleiter ein paar Foodpairing-Regeln. Der Kurs dauert zirka drei Stunden und kann zum Pauschalpreis von 500 Euro (Deutschland) oder 550 Franken (Schweiz) für 10 bis 20 Personen gebucht werden.

Weitere Informationen und unverbindliche Anfragen zu diesem lehrreichen und unterhaltsamen Kursangebot www.delinat.com/veranstaltungen/delinat-daheim.html

Eine Übersicht über alle Kurse, Reisen und Weintage finden Sie auf unserer Eventseite: www.delinat.com/veranstaltungen

Zeit für Frühlingsgenüsse

Es riecht nach Frühling! Wir freuen uns auf knackige Salate, junges, zartes Gemüse und aromatische Kräuter. Da kommen die ersten Weissweine des neuen Jahrgangs gerade recht: Diese sind jetzt so richtig frisch und riechen extrem nach Frühling. Mit ihren ausgeprägten, jugendlichen Fruchtaromen sind sie ideale Apéro- und Feierabendweine. Genau so viel Spass machen sie aber zu passenden Speisen. Ich habe ein wenig in meiner Rezeptsammlung gestöbert und dabei ein paar erfrischende und spannende Kombinationen entdeckt.

Weisswein im Frühling

Der Riesling Terra Rossa vom traditionsreichen Hirschhof in Rheinhessen ist geprägt durch aromatische Fülle und harmonisches Süsse-Säurespiel. Damit passt er ausgezeichnet zu einer Gemüsegratin mit Sbrinz und frischen Kräutern. Die fruchtigen Aromen nehmen die Kräuter (Petersilie, Kerbel) auf und die dezente Restsüsse pfuffert die Würzigkeit des Käses bestens.

Gemüse-Couscous mit Auberginen verlangt nach einem Weisswein mit frischer, lebendiger Säure, welche die Röstaromen der Aubergine elegant begleiten. Der dezent blumig-würzige Soave La Casetta aus dem Hause Fasoli im Veneto ist hier eine gute Wahl.

Auf die erste Spargeltarte der Saison freue ich mich schon jetzt. Hier fällt meine Wahl auf den Villa Veredus blanc. Der sehr aromatische Sauvignon Blanc mit Aromen von Zitrusfrüchten und Johannisbeerblüten unterstützt die grünlichen Aromen vom Spargel. Und die angenehme Säure des Weines belebt die Eier-Käsefüllung und den Mürbeteig.

Die mediterran gefüllten Hühnchenfilets wecken bei mir erste Feriengefühle. Der Maison Coulon Chardonnay aus dem südfranzösischen Languedoc verstärkt diese noch. Die würzige und reiffruchtige Aromatik des Weines wird von der frischen und aromatischen Füllung (Zitronenthymian und getrocknete Tomaten) belebt. Im Gegenzug nimmt der Wein die würzige und röstige Aromatik des Hühnchens sehr gut auf.

Ein dampfender Teller Spaghetti macht das ganze Jahr über Spass. Eine Variante, die besonders gut zum Frühling passt: Zitronenspaghetti mit Kräutergarnelen. Klar dass dazu ein Italiener her muss: Der leichte und frische Grillo Zibibbo von Massimo Maggio aus Sizilien passt wunderbar. Seine dezenten Muskatnoten harmonieren sowohl mit den Zitronenaromen in der Sauce als auch mit den Garnelen.

Bis ich meine ersten Zucchini im Hausgarten ernten kann, dauert es noch eine Weile. Doch der Albet i Noya Xarel.lo aus Katalonien, den ich zu einer Zucchini-Feta-Tarte mit Minze zu kredenzen gedenke, liegt im Keller parat. Die feine Zitrusnote und der Blütenduft des Weines harmonieren perfekt mit der Würze der Tarte und die frische Säure pfuffert die Salzigkeit des Fetakäses hervorragend.

Ich wünsche Ihnen einen genussvollen Frühling mit diesen oder eigenen Kombinationen.

Neue Weine von neuen Winzern

Zu den wichtigsten Aufgaben des Einkäufer-Trios Martina Korak, Emil Hauser und David Rodriguez gehört es, bei den besten Bio-Winzern Europas spezielle Weinperlen zu entdecken und für Delinat-Kunden verfügbar zu machen. Hier berichten sie von ihren jüngsten «Eroberungen».

Emil Hauser, Einkäufer Frankreich: Entdeckung in Châteauneuf-du-Pape

Es gibt Regionen, in denen ist es schwierig Winzer zu finden, die bereit sind, unsere anspruchsvollen Richtlinien zu erfüllen. Dazu gehört Châteauneuf-du-Pape in Südfrankreich. Es war vor Jahren an einer professionellen Degustation in Zürich. Unter den vielen Winzern aus der der Rhône verblüfften mich die Domaine de Beaurenard aus Châteauneuf-du-Pape. Weine von ungeahnter Frische, mit viel Tiefgang, kräftigem, komplexem Körper aber ohne überextrahierte Tannine. Ich verwickelte Winzer Daniel Coulon in ein Gespräch um hinter das Geheimnis dieser Tropfen zu kommen. Als er mir dann noch sagte, dass ab Jahrgang 2008 alle Weine biozertifiziert sind, war für mich klar: perfekt für Delinat! Doch da waren leider Exklusivverträge mit Importeuern, die eine Zusammenarbeit vorerst verhinderten.

Pferd im Weinberg
Die Böden der Domaine de Beaurenard werden mit dem Pferd bearbeitet. Das verhindert Bodenverdichtung und Bodenerosion.

2012 habe ich Daniel Coulon an Weinmessen in Düsseldorf und Montpellier erneut angetroffen. Mittlerweile waren die Weine biodynamisch nach Demeter zertifiziert. Wieder haben sie mich verblüfft und voll und ganz überzeugt. Daniel Coulon, angetan von der Delinat-Methode eines biologischen Weinbaus mit reicher Biodiversität, hatte sich unterdessen auch die nötigen Freiräume für neue Partnerschaften geschaffen. Und so kam es, dass wir uns im vergangenen Jahr mit dem Anthémis de Beaurenard (aktuell im Weinabo Exklusiv) und dem Topgewächs Boisrenard zwei erste Weine dieses grossartigen Weinguts sichern konnten.

David Rodriguez, Einkäufer Spanien: komplexe Weine aus wilder und unverfälschter Natur

Die Schönheit mancher Landschaften kann man mit Worten nur schwer beschreiben. Man muss sie mit eigenen Augen sehen. Mehrmals pro Jahr bin ich beruflich in Spanien unterwegs. Und da treffe ich manchmal mehr oder weniger zufällig auf solche Regionen. Im Winter 2012 war ich in Kastilien und Leon und besuchte bewährte Partnerbetriebe im Ribera del Duero, in der Rueda und im Toro und auch ein paar mir bislang unbekannte Weingüter, darunter Viñas del Cámbrico in der Sierra de Salamanca. Bei dichtem Neben fuhr mich Winzer Fernando Maillo zu seinen Weinbergen. Von der Landschaft war kaum etwas zu sehen. Aber die kleinen Terrassen mit den uralten Rebstöcken liessen mich damals schon erahnen, was sich später bestätigte: Hier reift Wein in einer atemberaubenden wilden und weitgehend unverfälschten Naturlandschaft.

Reben und unverfälschte Natur: Alberto Martín (Önologe des Weinguts, links) diskutiert angeregt mit David Rodriguez.

Ob die Weine da mithalten können? fragte ich mich, bevor Fernando im Keller zur Degustation bat. Sie können, und wie. Cámbrico erzeugt keine Weine für jeden Tag. Die charakteristischen, gehaltvollen und komplexen Gewächse stellen Ansprüche und erfordern die Aufmerksamkeit der Sinne. Aber wer den Zugang findet, bleibt noch lange gefangen von der Magie dieser aussergewöhnlichen Tropfen, die auf handwerkliche Art und Weise aus kleinen Erträgen autochthoner Sorten wie Rufete, Calabres und Tempranillo erzeugt werden.

Martina Korak, Einkäuferin Italien: endlich Weine aus Südtirol

Immer wieder werde ich darauf angesprochen, weshalb Delinat keine Weine aus dem Südtirol anbietet. Seit neustem fällt mir die Antwort leicht: Wir tun es! Die Suche nach einem passenden Partner war schwierig und lang: Entweder überzeugte die Weinqualität nicht. Oder die verfügbaren Mengen waren mikroskopisch. Oder die Preise waren schlicht zu hoch.

An der Vinitaly, der grössten Weinmesse Italiens, bin ich dann im Frühling 2016 auf die Kellerei Kaltern gestossen. Das ist die grösste Winzergenossenschaft im Südtirol mit einem kleinen, aber feinen Bio-Segment. Rund ein Dutzend Weinbauern bewirtschaften ihre Reben nach biodynamischen Kriterien. Die Trauben werden in der Genossenschaftskellerei nach denselben Richtlinien zu Weinen verarbeitet, die mich auf Anhieb überzeugt haben. Der sortenreine Weissburgunder Solos Pinot bianco besticht durch Frische, Aromakomplexität und Mineralität. Der ebenfalls sortenreine Solos Lagrein Riverva gibt sich fruchtbetont, mit ausgeprägten sortentypischem Charakter und saftigen Gerbstoffen. Lagrein ist eine autochthone Rotweinsorte aus dem Südtirol und wird hauptsächlich dort kultiviert.