Gespür für feine Weine

Wenn es einen lebendigen Beweis dafür braucht, dass Frauen auch harte, körperliche Arbeit nicht scheuen und diese mit derselben Selbstverständlichkeit erledigen wie Männer – hier ist er: Yolanda Martínez Landa (34) schleppt Schläuche, wälzt schwere Fässer, fährt Traktor und Gabelstapler!

Yolanda Martínez vom Weingut Quaderna Via meint, dass Männer und Frauen zwar unterschiedliche Weine mögen, aber deswegen nicht andere Weine machen.

Die Bauerntochter aus der Navarra wohnt mit ihrer Familie in Estella, einem Pilgerort am spanischen Jakobsweg. Seit sieben Jahren ist die junge Önologin die rechte Hand von Raúl Ripa Zudaire vom Weingut Quaderna Vía. «Yolanda hat ein wahnsinnig gutes Gespür, aus den Trauben, die in den Keller kommen, Weine zu erzeugen, wie sie unsere Kunden mögen. Ausserdem schätze ich ihre zupackende Art», lobt Raúl seine Kellermeisterin.

Die studierte Agronomin hat ihr önologisches Rüstzeug an der Universidad de la Rioja in Logroño geholt. Das war zwischen 2002 und 2004. «In meiner Klasse waren damals bereits 60 Prozent Frauen», erinnert sie sich. Dass Frauen andere Weine machen als Männer, glaubt Yolanda nicht: «Frauen haben zwar oft einen besser entwickelten Geruchs- und Geschmackssinn als Männer. Bei der Weinbereitung ergibt sich daraus aber kein Vorteil, weil auch männliche Önologen über diese Fähigkeiten verfügen müssen.»

Deutliche Unterschiede sieht sie beim Weinkonsum: «Frauen mögen runde, sanfte, süffige und fruchtige Weine, während Männer oft lange ausgebaute, im Barrique gereifte Weine vorziehen.» Sie persönlich steht eher auf Weine, die nicht lange im Holz gereift sind. «Einen Reserva oder Gran Reserva bestelle ich selten, wenn ich auswärts Wein trinke. Ich finde diese jüngeren, fruchtigeren Weine einfach besser. Vielleicht hängt das auch mit meiner einfachen, bäuerlichen Herkunft zusammen.»

Hier ein Wein, den Yolanda besonders gut mag: El Paseo

Frauen wird eine feine Nase attestiert. Kein Wunder, setzen sie zum Sturm auf die Weinkeller an. In Spanien haben bereits auf rund der Hälfte aller Delinat-Partnerweingüter im Keller Önologinnen das Sagen. Wir haben vier von ihnen besucht und sie mit der Frage konfrontiert: Machen Frauen andere Weine als Männer?

  1. María Barrena, Azul y Garanza: Die Magie der Weinberge
  2. Yolanda Martínez, Quaderna Vía: Gespür für feine Weine
  3. Beatriz Izquierdo, Osoti Viñedos Ecológicos: Wein- und Kochkunst
  4. Marga Torres, Albet i Noya: Önologin der ersten Stunde

Die Magie der Weinberge

Ein feuchter, garstiger Frühling regiert über Nordspanien. Über die weite Landschaft der Bardenas Reales mit ihren bizarren Steintürmen fegen selbst Ende Mai noch eisige Winde. Als ob sie hier in der steppenartigen Wildnis der Navarra den Aufwind symbolisieren wollten, den Frauen seit ein paar Jahren in den Weinkellern Spaniens spüren.

Im Frühsommer gleichen die Weinberge von Azul y Garanza einem Reich der Sinne. Daraus schöpft María Barrena die Inspiration für ihre Weine.
Im Frühsommer gleichen die Weinberge von Azul y Garanza einem Reich der Sinne. Daraus schöpft María Barrena die Inspiration für ihre Weine.

«Frauen sind heute bei den meisten Önologielehrgängen an den Fachhochschulen und Universitäten Spaniens in der Mehrheit», weiss María Barrena Belzunegui (35) vom Weingut Azul y Garanza. Als sie 1997 mit 19 Jahren im katalanischen Sant Sadurní d’Anoia Weinbau und Önologie studierte, war das noch ganz anders. «Wir waren 20 Studenten in der Klasse, 15 davon Männer. Es war an dieser Fachhochschule erst der zweite Studienlehrgang mit Frauenbeteiligung.»

Weshalb der Frauen-Boom im Weinkeller? Für María ist es in erster Linie eine natürliche, gesellschaftliche Entwicklung. «Frauen drängen in allen Bereichen vermehrt ins Berufsleben.» Das starke Interesse für die Weinbereitung kommt für sie aber nicht von ungefähr: «Viele Frauen verfügen über ausgeprägte sensorische und gustatorische (Geschmackssinn) Fähigkeiten und fühlen sich in der Welt der Sinne zu Hause.» Für María gilt das ganz besonders. Sie steht draussen im rauen Wind mitten in den Weinbergen. Zwischen den Rebzeilen grünt und blüht es. «Hier fühlst und riechst du die ganze Kraft der Natur. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl», schwärmt sie.

Diese «Magie des Weinbergs», wie María es nennt, kommt auch in ihren Weinen zum Ausdruck. «Am liebsten mache ich langlebige Weine, denen man viel Zeit lässt. Komplexe, mineralische Weine geben das Terroir am besten wieder», ist sie überzeugt. Natürlich weiss María, dass der Trend beim Weinkonsum eher in eine andere Richtung läuft: Gefragt sind jung zu trinkende, frische, fruchtige Weine. «Auch solche Weine müssen nicht langweilig sein. Ich versuche meine Philosophie ebenso auf diese Tropfen zu übertragen.» Voraussetzung dafür sind starke, tiefwurzelnde Reben, die in reicher Biodiversität wachsen. «Bei solchen Reben brauchst du kaum zu intervenieren. Sie bleiben gesund und ergeben kleinbeerige, aber hochkonzentrierte Trauben.»

«Önologinnen vertrauen auf ihre Sinne.»

Die ganze Zurückhaltung, die María im Weinberg an den Tag legt, gilt auch für den Keller. «Nur so bringt man das, was man im Rebberg erreicht hat, in die Flasche.» Wie selbstverständlich gehört für sie Spontangärung mit wilden Hefen dazu. Das Gefühl entscheidet mit. Die Önologin vinifiziert ihre Weine in der ehemaligen Genossenschaftskellerei von Carcastillo zusammen mit Önologe Dani Sánchez. Gemeinsam haben die beiden im Jahr 2000 das Weingut Azul y Garanza aufgebaut. Machen Frauen andere Weine als Männer? María lacht: «Das glaube ich nicht. Dani und ich sind uns beim Weinstil jedenfalls einig. Klar, wenn ich den Wein ganz alleine machen würde, wäre er wohl um Nuancen anders.» Weshalb denn? «Männer gewichten technische, analytische Daten stärker; Frauen verlassen sich mehr auf ihr Gefühl», sagt María. Dann steckt sie ihre feine Nase in ein Glas mit Rotwein und sagt nur: «Diese Magie der Weinberge, unglaublich!»

Marías Lieblingswein im Delinat-Sortiment: Tres de Azul y Garanza

Frauen wird eine feine Nase attestiert. Kein Wunder, setzen sie zum Sturm auf die Weinkeller an. In Spanien haben bereits auf rund der Hälfte aller Delinat-Partnerweingüter im Keller Önologinnen das Sagen. Wir haben vier von ihnen besucht und sie mit der Frage konfrontiert: Machen Frauen andere Weine als Männer?

  1. María Barrena, Azul y Garanza: Die Magie der Weinberge
  2. Yolanda Martínez, Quaderna Vía: Gespür für feine Weine
  3. Beatriz Izquierdo, Osoti Viñedos Ecológicos: Wein- und Kochkunst
  4. Marga Torres, Albet i Noya: Önologin der ersten Stunde

Albet i Noya im weltbesten Restaurant

Das englische Restaurant Magazine hat Celler de Can Roca in Girona (Katalonien) für 2013 zum besten Restaurant der Welt erkoren. Der spanische Biopionier Albet i Noya liefert dem Gourmettempel (3 Michelin- Sterne) seit Jahren den Haus-Cava. Jeder Gast wird im Celler de Can Roca mit einem Glas Albet-Cava willkommen geheissen. Der Schaumwein ist mit einer eigenen, goldenen Etikette versehen. «Wir liefern jedes Jahr 5000 Flaschen an diese Topadresse», freut sich Josep Maria Albet i Noya. Celler de Can Roca wird von Joan, Jordi und Josep Roca geführt. Die drei Brüder haben das Noma in Kopenhagen vom Thron gestossen, das in den vergangenen drei Jahren an der Spitze der weltbesten Restaurants stand.

Biorebflächen: Spanien an der Spitze

Bio-RebflächeGemäss aktuellsten Zahlen (September 2012) der Schweizer Forschungsanstalt für biologischen Landbau (FiBL) sind die Biorebflächen in Europa 2011 stark gewachsen. Mit gut 79 000 Hektar (8,2%) ist Spanien flächenmässig wieder Spitzenreiter, gefolgt von Frankreich mit gut 61 000 Hektar (7,8%) und Italien mit gut 52 000 Hektar (7,5%). Anteilmässig steht Österreich ganz oben: Hier wurden 2011 erstmals mehr als 10% der Rebfläche biologisch bewirtschaftet. In Deutschland sind es 5,6%, in der Schweiz noch weniger als 3%

Immun gegen Krankheiten

Der spanische Biopionier Josep Maria Albet i Noya glaubt an die Zukunft pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (PIWI).
Der spanische Biopionier Josep Maria Albet i Noya glaubt an die Zukunft pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (PIWI).

Der spanische Biopionier Josep Maria Albet i Noya glaubt an die Zukunft neuer, pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (PIWI). Gemeinsam mit andern namhaften Kellereien hat er im Penedès ein Projekt lanciert, das zum Ziel hat, marktfähige Sorten zu züchten, die keine (oder fast keine) Behandlungen gegen Pilzkrankheiten mehr benötigen. Geleitet wird das Projekt vom Schweizer Winzer und PIWI-Spezialisten Valentin Blattner. Ob die Trauben der neuen Rebsorten für die Weinbereitung taugen, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen

Heidelbeeren-Experiment am Delinat- Institut

Neben Heidelbeeren werden auf dem Delinat-Institut bereits andere Sekundärkulturen wie z.B. Tomaten und Kürbisse angebaut.
Neben Heidelbeeren werden auf dem Delinat-Institut bereits andere Sekundärkulturen wie z.B. Tomaten und Kürbisse angebaut.

Heidelbeeren-Experiment am Delinat- Institut. In den Weinbergen des Delinat- Instituts wurde im Frühjahr ein Versuch mit Heidelbeeren als Sekundärkultur zwischen den Reben gestartet. Die Krux: Heidelbeeren bevorzugen saure Böden, während die Reben auf basischen Böden wachsen. Durch den Einsatz von Terra Preta (Pflanzenkohle-Substrat) sowie Mykorrhiza- Pilzen scheint es allerdings zu gelingen, den Heidelbeeren gute Wachstumsbedingungen zu schaffen. «Jedenfalls sind sie gut angewachsen und werden schon bald eine erste kleine Ernte liefern», erklärt Institutsleiter Hans-Peter Schmidt. Als Sekundärkulturen wachsen in den Rebbergen des Forschungsinstituts bereits Erdbeeren, Himbeeren, Aronia, Pfirsiche, Kartoffeln, Tomaten und Kürbisse und einiges mehr.

«Es braucht Vorreiter wie Delinat»

Seit mehr als 20 Jahren engagiert sich Marion Hammerl aus Radolfzell am Bodensee auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene für Umwelt- und Naturschutz. Sie setzt sich besonders für den Schutz der biologischen Vielfalt ein. Sie war Mitglied der Jury, die den deutschen Biodiversitätspreis 2013 des CSR-Forums an Delinat vergab. Wir sprachen mit ihr über Biodiversität, den Preis und Delinat.

Marion Hammerl
Marion Hammerl lebt am Bodensee.
Seit 20 Jahren wirft sie Rettungs –
ringe für eine intakte Natur.

Marion Hammerl, wir staunen, dass ein Schweizer Familienunternehmen mit dem Deutschen CSR-Preis in der Kategorie Biodiversität ausgezeichnet wird. Hat sich die Jury mit diesem Entscheid nicht schwer getan?
Marion Hammerl: In diesem Jahr waren die Bewerbungen aller Unternehmen qualitativ sehr gut. Jeder der drei Finalisten hätte eine Auszeichnung verdient – aber wir konnten nur einen Preis vergeben. Unsere Entscheidung haben wir entsprechend ausführlich diskutiert. Dass Delinat ein Schweizer Unternehmen ist, spielte keine Rolle, sondern vielmehr ob Konzept und Handeln rundum stimmig sind.

Wie stark war die Konkurrenz, der sich Delinat stellen musste?
Acht Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und mit verschiedenen Schwerpunkten im Handlungsfeld Biodiversität hatten ihre Bewerbungen abgegeben.

Was hat den Ausschlag zugunsten von Delinat gegeben?
Delinat überzeugte durch das anspruchsvolle Konzept zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie die konsequente Umsetzung. Dazu gehören die strengen Richtlinien für den Vertragsweinbau und das umfassende Monitoring der Wirkungen der Massnahmen. Die Delinat-Charta für Biodiversität besteht nicht nur auf dem Papier, sondern wird in allen Geschäftsbereichen gelebt. Gut bewertet wurde auch die zielgruppenorientierte und originelle Öffentlichkeitsarbeit: Der Weinanbau gehört zu den Wirtschaftssektoren, wo das komplexe Thema Biodiversität ganz konkret dargestellt werden kann. Das tut Delinat und das kommt offensichtlich beim Verbraucher an!

Die Biorichtlinien von Delinat verlangen praktisch als einzige eine Förderung der Biodiversität in den Weinbergen. Ein Tropfen auf den heissen Stein?
Leider haben wir ja bei den Verhandlungen über die EU-Agrarreform wieder Rückschritte erlebt. Die von den NGOs geforderten 10% Rückzugsflächen für die Natur werden nicht beschlossen, weil dann angeblich die gesamte Landwirtschaft zusammenbrechen würde. Was die EU beschliesst, betrifft nicht die Schweiz – aber die Biodiversität in Europa. Umso wichtiger ist es, dass es private Initiativen wie die von Delinat gibt, die zeigen, dass es geht und dass die biologische Vielfalt nicht störend, sondern positiv wirkt.

Gemäss aktuellen Studien nimmt die Biodiversität in unseren Breitengraden trotz Bioboom weiterhin ab. Besteht aus Ihrer Sicht Hoffnung auf eine Trendwende?
Die aktuellen Studien kenne ich und wöchentlich kommen neue Hiobsbotschaften rein: die Zerstörung der letzten Rückzugsgebiete für die Orang Utans durch die Rodung des Tropenwalds für Palmölplantagen oder die wachsende Anzahl der gefährdeten Vogelarten auf der Roten Liste für Deutschland und Zentraleuropa. Als Vertreterin einer NGO bin ich zwar von Natur aus optimistisch – aber auch realistisch: Gesellschaft und Politiker haben sich auf eine «Politik der kleinen Schritte» verständigt. Das reicht nicht aus, um die Biodiversität in ihrer jetzigen Vielfalt zu retten. Aber es gibt Anzeichen dafür, dass die Bereitschaft grösser wird, die Arten und Dienstleistungen der Natur zu schützen, die uns nützen.

Worauf gründen Ihre Hoffnungen?
Ich will nicht verhehlen, dass ich manchmal ziemlich frustriert bin. Hoffnung und Optimismus werden gestärkt, wenn ich von überzeugenden Initiativen wie der von Delinat höre. Und der Kreis der Unternehmen, die verantwortungsvoll handeln, wird grösser. Ausserdem hoffe ich, dass die ökonomischen Zahlen überzeugen: Die Zerstörung von Biodiversität und Ökosystemen ist nicht umsonst – sie kostet der Wirtschaft viele Milliarden Dollar jährlich. Auch wenn jemand kein Öko ist, müsste ihm der gesunde Menschenverstand sagen, dass die meisten Dienstleistungen der Natur nicht zu ersetzen sind – auch nicht durch Technik. Neben Vorreiterunternehmen wie Delinat brauchen wir gesetzliche Vorgaben für die, die sich freiwillig nicht bewegen. Auch hier sehe ich erste Schritte in die richtige Richtung.

Ihr Wunsch für die Natur?
Kürzlich habe ich folgende kleine Geschichte gehört: Auf der intergalaktischen Mitgliederversammlung der Planeten sitzt ein Planet am runden Tisch mit einem ganz verkniffenen, sorgenvollen Gesicht. «Wie siehst du denn aus», fragt sein Nachbar, «gehts dir nicht gut?» «Oh», erwidert der Planet, «mir gehts schlecht – ich habe Homo sapiens!» «Mach dir keine Sorgen – das geht vorüber», tröstet ihn sein Nachbar. Ich wünsche mir für die Natur und für uns, dass unsere Einsicht nicht zu spät kommt!

Marion Hammerl ist hauptberuflich Geschäftsführerin der Bodensee-Stiftung, einer projektorientierten Naturschutzorganisation, die sich für nachhaltige Wirtschaftsweisen einsetzt. Ferner ist sie Präsidentin von Global Nature Fund (GNF), einer internationalen Stiftung für Umwelt und Natur. Beide Stiftungen haben ihren Sitz im deutschen Radolfszell am Bodensee.

«Wir sind Inspirationsquelle für andere Weingüter»

Eine Reportage im aktuellen WeinLese-Magazin stellt Château Duvivier vor, das Weingut von Delinat in der Provence. Das versteckt gelegene Château ist Kundinnen und Kunden nicht nur durch seine Weine, sondern auch als Reiseziel für traumhafte Ferien in der Provence bekannt. Jetzt ist Château Duvivier eines der ersten Delinat-Weingüter, bei denen alle erzeugten Weine das 3-Schnecken-Niveau erreichen. Aus diesem Anlass führte Delinat-Redaktor Hans Wüst ein Interview mit Winzer Antoine Kaufmann. Hier lesen Sie Auszüge aus dem Gespräch, das komplette Interview finden Sie in der WeinLese 30 (PDF).

Antoine Kaufmann, wie sah es auf Château Duvivier aus, als Sie am 1. April 1998 angefangen haben?
Antoine Kaufmann: Die Weinberge wurden zwar bereits biologisch bewirtschaftet, waren aber in einem desolaten Zustand. Anfänglich waren die Spritzungen von Kupfer und Schwefel viel zu hoch dosiert. Ich habe dann radikal reduziert.

Antoine Kaufmann, Winzer Château Duvivier

«Alle haben gestaunt, dass es auch mit fünfmal weniger Kupfer und Schwefel bestens funktionierte.» Antoine Kaufmann, Winzer Château Duvivier

Kann sogar bald vollständig auf Kupfer- und Schwefelspritzungen gegen Pilzkrankheiten verzichtet werden?
Das wird in der Provence sehr schwierig. Zusätzlich aber setzen wir einen biologischen Pflanzentee aus Brennnesseln und Schachtelhalm ein. Dieser dient als Stärkungsmittel für die Reben und wirkt prophylaktisch gegen Krankheiten.

Das tönt nach 3-Schnecken-Wein: Erfüllen die Weine von Château Duvivier bald in allen Punkten höchste Delinat-Ökoansprüche?
Ja, ab Jahrgang 2012 haben alle unsere Weine drei Schnecken. Darauf sind wir natürlich mächtig stolz.

Wie hat sich die Qualität der Duvivier-Weine in den letzten Jahren entwickelt?
Wir setzen seit einigen Jahren stärker auf die Sorten Syrah und Cinsault sowie eine Vergärung in kleinen 600-Liter-Holzbottichen. Dadurch weisen unsere Weine mehr Fruchtigkeit und weichere Tannine auf, was von guten Tropfen aus der Provence ja erwartet wird. Mit unseren Weinen sind wir auch in der hiesigen Spitzengastronomie vertreten – etwa in den beiden Sternerestaurants Abbaye de la Celle und Bastide de Moustier von Alain Ducasse. Das zeigt, dass unsere Qualität stimmt.

Seit 1995 läuft ein Versuch mit pilzresistenten Rebsorten, sogenannten Piwis. Wann gibt es den ersten Piwi-Wein von Château Duvivier?
Wir gehen davon aus, dass wir dieses oder nächstes Jahr je eine weisse und eine rote Sorte in grösserem Stil anbauen können. Dann dauert es drei Jahre bis zum ersten Piwi-Wein.

Andere Meilensteine in Ihrer bisherigen Zeit als Duvivier-Winzer?
Eine gewaltige Herausforderung ist die Umsetzung des anspruchsvollen Delinat-Richtlinienprogramms auf der höchsten Stufe. Sie bereitet aber auch viel Freude, weil wir dadurch zu einer Inspirationsquelle für andere Weingüter in ganz Europa werden.

Zentraler Bestandteil der Richtlinien sind Massnahmen zugunsten der Biodiversität. Was ist hier die grösste Herausforderung?
Ganzjährig begrünte Weinberge gab es früher überhaupt nicht. Derzeit laufen Begrünungsversuche mit vier verschiedenen Saatgutmischungen. Damit untersuchen wir etwa den Einfluss der Begrünung auf die Nährstoff- und Wasserversorgung der Reben oder den Schutz vor Bodenaustrocknung und -erosion.

Biologischer Weinbau mit grosser Biodiversität ist noch immer sehr selten. Kann Château Duvivier als Modellweingut diesem europaweit zum Durchbruch verhelfen?
Ein Weingut allein kann den Durchbruch eines solchen Wandels zur Nachhaltigkeit des Weinbaus in Europa natürlich nicht bewirken. Aber gemeinsam mit den anderen 100 Weingütern, mit denen Delinat zusammenarbeitet, und dem Delinat-Institut bewegen wir derzeit schon sehr viel. Der Erfolg zieht die Aufmerksamkeit der Winzer und Verbände auf sich, die Nacheiferer unter den fortschrittlichen Winzern Europas werden von Jahr zu Jahr mehr.

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