PIWIs im Veneto und eine Umarmung für Delinat

Natalino Fasoli und seine Familie machen seit Generationen Wein. Mit PIWIs, robusten Rebsorten, kamen sie durch Delinat in Kontakt. Und wagen 2024 die ersten gross angelegten Auspflanzungen.

Natalino Fasolis Weine sind wie er: freundlich, tiefgründig, immer zu einem Spass aufgelegt und zugleich hochprofessionell. Diese Weine haben Seele. Der Familie liegt das Weinmachen im Veneto im Blut. Seit Generationen hüten Natalino und seine Familie Weingärten rund um den kleinen Ort Colognola ai Colli im Norden Italiens. Sie wissen, wie sie das Beste aus regionstypischen Trauben wie Corvina, Rondinella, Molinara und Garganega herausholen.

Jahrzehntelange Partnerschaft

Natalino Fasoli
Natalino Fasoli und sein Team werden dieses Jahr auf vier Hektar weisse PIWI-Sorten anpflanzen.

Seit knapp 30 Jahren arbeitet die Familie Fasoli vom Weingut La Casetta mit Delinat zusammen. Beim ersten Zusammentreffen habe man sich gefunden, erzählt Natalino Fasoli. «Wir haben die Philosophie von Delinat umarmt», so die aus dem Italienischen übersetzte Freude an der Zusammenarbeit von Fasoli und Delinat. Seitdem wachsen immer mehr Bäume zwischen den Rebzeilen, die Weinberge werden so wenig wie möglich behandelt und der Biodiversität wird Platz eingeräumt, ganz im Zeichen der Delinat-Methode.

Nur PIWIs gibt es von La Casetta noch nicht. «Wir haben zwar einen kleinen Versuchsweingarten, aber das sind Kleinstmengen», so Fasoli. Das wird sich ab 2024 ändern: In diesem Jahr pflanzen Fasoli und sein Team gleich auf vier Hektar Rebfläche weisse PIWI-Sorten aus. «Auf einem Landstrich südlich von Verona, auf dem es traditionelle Rebsorten wahrscheinlich schwer hätten. Und wir werden hier ein regelrechtes Delinat-Paradies erschaffen mit Platz für Pflanzen und Tiere», strahlt der Winzer.

Die Idee und die Umsetzung

PIWIs im Veneto und eine Umarmung für Delinat
Durch die relativ hohe Niederschlagsdichte ist das Veneto nahezu prädestiniert für den Anbau von PIWIs.

Vor Jahren reisten Natalino Fasoli und sein Team auf Einladung von Delinat in die Schweiz. Die relativ feuchte Region rund um Verona ist nahezu prädestiniert für den Anbau von robusten Rebsorten, die resistent gegen den Falschen und Echten Mehltau sind.

Nach zahlreichen Degustationen und intensiven Diskussionen fiel die Wahl schlussendlich auf die Rebsorten Sauvignac und Bronner. Das sind zwei Weissweintrauben, die eine lebendige Säure mitbringen. Ein Vorteil bei den steigenden Jahresdurchschnittstemperaturen, durch die die Frische und Säure in den Weinen leicht verloren geht. «Die Weine kommen dann entweder in eine leichtfüssige Cuvée oder wir machen Schaumwein daraus», freut sich der Winzer. Denn durch PIWI-Sorten sind Weine möglich, die die Natur schonen und deren Anbau auch in Zeiten klimatischer Veränderung noch gut möglich ist.

In der Ruhe liegt die Kraft: PIWIs im Veneto und eine Umarmung für Delinat

Das zweite gross angelegte PIWI-Projekt, die Bepflanzung von zwei Hektar Rebfläche innerhalb des DOC Veronesi in der Nähe des Gardasees mit roten robusten Rebsorten, haben die Fasolis auf 2025 verschoben. Sie wollen noch etwas austesten, welche Sorten hier die besten Ergebnisse erbringen. Um in nicht allzu ferner Zukunft die ersten grossen PIWI-Rotweine, im Stil der bekannten Amarone aus dem Veneto, vorzustellen. Familie Fasoli ist das definitiv zuzutrauen.

«Die Zusammenarbeit mit Delinat ist sehr besonders für uns», freut sich der Winzer. «Wir hätten diesen Schritt ohne die Unterstützung von Delinat nicht gewagt und sind gespannt auf den Verlauf dieses zukunftsträchtigen Projekts.»

Ein Winzer, sanft wie die Hügel der Maremma

Biodiversitätswinzer des Jahres 2024: Marco Salustri macht Wein in einem kleinen toskanischen Dorf, das seit dem 13. Jahrhundert existiert. Der Ort ist umrahmt von Marcos 120 Hektar Land, einem Refugium für Mensch, Tier und Natur. Auf 30 Hektar keltert er Wein. So wie auch unseren Biodiversitäts-Wein «Marco Salustri B».

Marco Salustri ist einer der Menschen, die nicht viel sprechen. Sein Handeln hat dafür umso mehr Gewicht. Und das, was er denkt und fühlt, spiegelt der Italiener in seinen Weinen wider. Marco Salustri ist am liebsten da, wo er und seine Trauben her sind. Im kleinen Dörfchen Poggio del Sasso in der toskanischen Maremma. Er bindet auch niemandem auf die Nase, was ihn, seine Herkunft und seine Weine ausmacht. Umso grösser ist dafür das erfreute Staunen, wenn sich dem Besucher am Rande einer kleinen, geschlängelten Strasse Marcos Biodiversitäts-Paradies erschliesst. So weit das Auge reicht erblickt man die sanften Hügel der Maremma und weit entfernt das Meer. Dieses liegt gerade noch nahe genug, um mit seiner klimatisch ausgleichenden Funktion bis in seine Weingärten zu gelangen.

Ein Winzer wie seine Weine

Marco Salustri

Marco Salustri steht auf der Terrasse am Weingut und erklärt mit sanfter Stimme und unverkennbarem Maremmer Dialekt seine Region. Im einfachen schwarzen T-Shirt zeichnet er mit den Armen die Hügelketten nach, erzählt, wo was in seinem Naturreich gedeiht. Wo die Wildschweine sich am liebsten tummeln, wo die für die Region typischen Eichen am besten gedeihen und wie seine kleine Tochter an Regentagen kaum vorankommt, weil sie alle Schnecken rettet und ins Gras zurückverfrachtet. Die Liebe zu seiner Herkunft und zum Winzerhandwerk, das seine Familie betreibt, ist mit jedem verschluckten C – so der buchstabenhungrige Maremmer Dialekt – zu spüren. Nein, Marco Salustri posaunt es nicht heraus, dass er und seine Familie hier ein regelrechtes Refugium für Mensch und Tier erschaffen haben. Auch nicht, dass er vom Weinmachen eine ganze Menge versteht. Umgekehrt heisst er alle herzlich willkommen, die diese 120 Hektar reiche Natur von seinem Agriturismo aus erleben möchten. Und er schenkt gerne ein, wenn ein Weinfreund seine Tropfen darin zu degustieren wünscht.

Jahrzehnte der Freundschaft

An seinen ersten Kontakt mit Delinat kann Marco sich noch gut erinnern. «Wir waren uns sofort sympathisch. In der hohen Priorität, die wir einer konsequent ökologischen Arbeitsweise und der Biodiversität einräumen, haben wir uns gefunden», lächelt Marco. Das war 1999.

In den Jahren darauf folgten viele Besuche von Delinat in Marcos entlegener Biodiversitäts-Oase. «Die guten Erinnerungen mit Delinat sind zahlreich. Und ich finde auch den Austausch mit anderen Delinat-Winzern und das gemeinsame Ausprobieren und Lernen zur Förderung der Biodiversität grossartig», sagt Marco Salustri.

Auch Önologin und Einkaufsleiterin Martina Korak erinnert sich gerne an die Besuche auf dem Weingut der Salustris: «Es ist jedes Mal ein besonderes Highlight, Marco und seinen Vater Leonardo auf ihrem Weingut zu treffen und mitzuerleben, wie sehr die beiden mit ihrer Region und ihren Weingärten verwachsen sind.»

Biodiversitätswinzer 2024: Ein Winzer sanft wie die Hügel der Maremma

Ausblick auf die Weinberge der Familie Salustri

Über die Auszeichnung zum Biodiversitätswinzer des Jahres freut sich Marco Salustri besonders. «Es ist so schön, wenn Dinge, die einem so am Herzen liegen, auch noch so wertgeschätzt werden», sagt der Winzer und lächelt verlegen in sein Glas hinein. Im Glas glänzt der ganze Stolz der Familie in betörendem Rubinrot. Es ist der Wein aus dem Salustri-Sangiovese-Klon. «Diesen Klon geben wir seit Generationen von einer zur anderen weiter», erzählt der Winzer. Es ist das Wichtigste für ihn, die Trauben im Weingarten so zu respektieren und zu behandeln, dass sie ihre Herkunft auch als Wein widerspiegeln. «Mit dem ersten Schluck in die wunderschöne Maremma zu transportieren und die Arbeit und das Engagement, das in jeder Flasche steckt, schmeckbar zu machen», das wünscht sich Marco Salustri für seine Delinat-Weinfreunde.

Dafür wird er auch nicht müde, gemeinsam mit Delinat an Ideen zu tüfteln, um sein Weingut und auch seine Olivenhaine der Natur noch näher zu bringen. Noch heuer soll die neue Presse für das Olivenöl fertig werden, das Dach bedeckt von Solarpanels sein. Dieser Schritt zur Nutzung der Sonnenenergie war aufgrund der historischen Mauern, in denen sich das Weingut befindet, bis dato nicht möglich. Auf diesen darf man keine Panels montieren. «Mit Delinat finden wir immer Wege, den biologischen Weg im Wein zu verbessern», lächelt der Winzer und streichelt der schwarz-weissen Katze liebevoll über den Kopf, die sich mit lautem Schnurren an seine Knöchel schmiegt. Schliesslich hat sie vor dem Weinkeller auch lange auf diese Liebkosung gewartet.

Biodiversitätswein 2024

Mit dem «Marco Salustri B» sendet unser Biodiversitätswinzer 2024, Marco Salustri, besondere Grüsse aus der toskanischen Maremma. Dieser feine Tropfen ist aus dem familieneigenen Sangiovese-Klon gekeltert. Zwetschgen, Waldbeeren und Vanille gehen am Gaumen eine unnachahmliche Symbiose ein. Der Wein ist weich, geschmeidig, unterlegt mit feinkörnigem Tannin und frisch im Abgang. Hier ist Marco Salustri ein Rubin der Biodiversität geglückt.

Der Biodiversitätswein von Marco Salustri wird im Paket mit einer gratis Flasche feinstem toskanischem Olivenöl verschickt.
Der Biodiversitätswein von Marco Salustri, ein Winzer, sanft wie die Hügel der Maremma, wird im Paket mit einer gratis Flasche feinstem toskanischem Olivenöl verschickt.

Marco Salustri B
Toscana Indicazione Geografica Tipica 2022

Das Biodiversitätspaket des Jahres

Zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai hat unser Biodiversitätswinzer 2024, Marco Salustri, einen ganz besonderen Wein ersonnen. Der «Marco Salustri B» ist ein reinsortiger Rotwein aus dem familieneigenen Klon der Sangiovese-Traube, dem Salustri-Klon. Die Trauben werden nur von Hand geerntet, nur das beste Traubengut gelangt in den «Marco Salustri B». Ein Wein mit einem intensiven Bukett und Aromen, aus denen seine Herkunft spricht. Präsente, gereifte Tannine machen diesen vollmundigen Wein mit mineralischen und fruchtigen Noten zu einem echten Rubin der Biodiversität und zu grosser WeinmacherKunst.

Zur Feier der Biodiversität hat Marco Salustri darüber hinaus eigens ein Biodiversitäts-Olivenöl für Delinat abgefüllt. Es ist ein Blend aus den wichtigsten Sorten in den Hainen der Salustris, Leccino und Frantoio. Die Oliven werden allesamt per Hand, in mehreren Lesedurchgängen für die perfekte Reife geerntet und ergeben ein kräftiges Premium-Olivenöl mit fruchtigen Noten. Gönnen Sie sich dieses wunderbare Biodiversitätspaket bestehend aus fünf Flaschen Wein und einer Flasche Olivenöl als Geschenk und lassen Sie sich den köstlichen Tropfen aus der toskanischen Maremma auf der Zunge zergehen.

Das Biodiversitätspaket 2024 enthält 5 Flaschen von Salustris Biodiversitäts-Sangiovese von Marco Salustri. Dazu gibt es eine Flasche feinstes Maremmer Olivenöl geschenkt.
Der Preis des Pakets liegt bei 84 Euro. -> Zum Biodiversitätspaket




Château Duvivier: Nur gesunder Boden bringt gesunde Trauben

Während des internationalen Winzertreffens auf unserem Modellweingut Château Duvivier lag ein Schwerpunkt auf dem Thema Bodenfruchtbarkeit. Denn nur ein gesunder Boden bringt auch gesunde Trauben und hochwertige Weine hervor, da sind sich unsere Winzerinnen und Winzer einig.

Delinat-Winzerberater Daniel Wyss (l.) und Winzer Daniel Coulon aus Châteauneuf-du-Pape begutachten eine Bodenprobe von Château Duvivier.

Auch wenn man sich als Winzer mit dem beschäftigt, was über der Erde, nämlich bei den Reben und Trauben passiert, so ist der Fokus dennoch besonders auf den Boden gerichtet. Denn nur wenn dieser fruchtbar und lebendig ist und mit genügend Wasser versorgt wird, kann auch eine Traube gut wachsen und konzentrierte Aromen bilden, die schlussendlich in grossem Wein münden.

Symbiose von Pilz und Pflanze

Zum Thema Bodenfruchtbarkeit haben wir während des internationalen Winzerseminars auf unserem Modellweingut Château Duvivier einige sehr spannende Themen angeschnitten. So haben wir im Vorjahr 2000 bestehende Reben und 2800 Jungpflanzen mit Mykhorriza geimpft. Mykhorriza ist das weisse Pilzgeflecht unter der Erde, das Pilze und Pflanzen miteinander verbindet. Eine derart fruchtbare Symbiose ist auch zwischen Rebe und Pilz möglich. Denn durch diese Zusammenarbeit gelangen die Reben an ein Vielfaches an Wasser und Nährstoffen. Grégoire Piat vom Weingut Château Couronneau war begeistert: «Das klingt alles sehr spannend. Wir werden jetzt die Versuche von Delinat weiterverfolgen und falls sie sich längerfristig bewähren, werden wir auf unserem Weingut ebenfalls mit Mykorrhiza-Behandlungen beginnen». Eine Hürde sind auch die Kosten: Mykorrhiza-Behandlungen bei Reben sind derzeit noch ziemlich teuer.

Auf Château Duvivier wurden einige Reben mit Mykorrhiza behandelt. Die Symbiose zwischen Wurzel und Pilz kann helfen, die Nährstoff- und Wasserversorgung der Reben zu verbessern.

Keine Frage, Pilze sind keineswegs «böse», wie es so mancher angesichts starken Krankheitsdrucks von Echtem und Falschem Mehltau vermuten könnte. Vielmehr bieten sie unzählige Möglichkeiten, um die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Ein weiterer Versuch in fünf Hektar bestehenden Reben ist auf Château Duvivier im Herbst 2024 geplant.

Gesunder Boden für gesunde Trauben

Grundsätzlich streben wir einen regenerativen Weinbau mit minimaler Bodenbearbeitung an. Trotzdem ist ab und zu eine leichte Bodenlockerung in Kombination mit der richtigen Einsaat von Kräutern und Pflanzen zwischen den Rebzeilen sinnvoll, sie verbessert den Humusaufbau und die Wasserinfiltration. Das bietet einen optimalen Schutz vor Erosion und Bodenverschlämmung.

Eine Begrünung im Weinberg sieht nicht nur schön aus, sondern hat viele Vorteile für die Bodenqualität und die Reben.

Wir versuchen im Rahmen von zahlreichen Experimenten die richtige Einsaat für den Boden auf Château Duvivier zu finden. Wir sehen schon jetzt, dass sich eine geringe Bearbeitung in Kombination mit Kräutern im Weingarten positiv auf den Weingarten auswirkt.

Abwarten und Tee ausbringen: Super-Boost für die Reben

Auf grosses Interesse stiess der Vortrag von Nicola Fagotto, einem Berater für Bodenfruchtbarkeit und insbesondere Komposttee. Er erinnerte die Winzerinnen und Winzer daran, dass ein Boden wie ein menschlicher Körper funktioniert: Um gesund zu bleiben und seine Funktionen optimal erfüllen zu können, muss er mit den richtigen Nährstoffen versorgt werden. Und dies kann nur mit einer grossen Artenvielfalt– über und im Boden – erreicht werden.

Auf Château Duvivier haben wir die Anwendung von Komposttee als alternative Düngemethode untersucht. Damit wird der Boden mit Nährstoffen, Mikroorganismen und Pilzen angereichert. Wir haben mit verschiedenen Kombinationen und Dosierungen von Hühnermist und Komposttee experimentiert. Im ersten Jahr haben die Ergebnisse gezeigt, dass der Komposttee generell ein längeres Triebwachstum bei den Reben erzielt hat als zum Beispiel die Zugabe von Hühnermist.

Der deutsche Delinat-Winzer Alex Pflüger ist ebenfalls für das Winzerseminar in die Provence gereist. Er plant, die Rezeptur – bestehend aus hochwertigem Kompost, Wasser, Melasse (Zucker), Algen und Pflanzenprotein – bald für seine Reben anzumischen: „Es gibt einiges zu berücksichtigen, aber ich werde diese Komposttee-Zusammensetzung auf jeden Fall bei mir in der Pfalz ausprobieren“, so der Delinat-Winzer.

Nur gesunder Boden bringt gesunde Trauben. Um gesunde, widerstandsfähige und produktive Reben zu erhalten, braucht es ein gesundes Bodenleben. Wenn wir den Weinberg mit einer Vielzahl guter Organismen besiedeln und ihnen einen geeigneten Lebensraum bieten, sorgen sie für ein gesundes Pflanzenwachstum. Und das wiederum mündet in einem Wein, der uns mundet.

PIWI, und wie: Grosse robuste Rebsorten-Degustation auf Château Duvivier

Auf unserem Modellweingut Château Duvivier in der Provence geht es gerade rund: Alle Delinat-Winzer sind zum internationalen Winzerseminar geladen. Einer der Wissensschwerpunkte liegt auf dem Thema PIWI. Robuste Rebsorten, für Delinat ein unabdingbarer Baustein für den Weinbau der Zukunft. Auch in Italien spielen diese Sorten eine immer grössere Rolle, berichten die italienischen Delinat-Winzer. Teil des Seminars war deshalb eine grosse Verkostung neuer Rebsorten.

Das internationale Delinat-Winzerseminar findet dieses Jahr auf Château Duvivier in der französischen Provence statt. Den Auftakt bildeten die italienischen Delinat-Winzer, welche sich für den Austausch und die Weiterbildung auf dem Delinat-Forschungsweingut trafen. Nebst Themen wie Bodenbearbeitung, Wasserretention und Zubereitung von Komposttee standen die neuen Rebsorten im Zentrum des Seminars.

Lara Spresser, Verantwortliche für die Weingarten-Versuche auf Château Duvivier (li.) und Delinat-Winzerberaterin Arina Schefer (re.) bereiten die erste grosse robuste Rebsorten-Degustation auf Château Duvivier vor.
Lara Spresser, Verantwortliche für die Weingarten-Versuche auf Château Duvivier (li.) und Delinat-Winzerberaterin Arina Schefer (re.) bereiten die erste grosse robuste Rebsorten-Degustation auf Château Duvivier vor.

Degustation aus Kleinst-Weinproduktion

Die italienischen Winzer verkosteten Mikrovinifikationen, also Kleinst-Weinproduktionen von den jüngsten PIWI-Neuzüchtungen, die in einem Versuchsfeld auf Château Duvivier angepflanzt werden. Mit dabei war auch Alexander Morandell, der Präsident von PIWI International. Er tauschte sich aktiv mit den Delinat-Winzern zu den neuen Sorten aus. Er wies auch darauf hin, dass man für jede Rebsorte entsprechendes Wissen im Weinberg und -keller braucht, um einen guten Wein herstellen zu können. Und das gelte natürlich auch für die verschiedenen PIWI-Sorten, dieses Wissen müsse man sich als Winzer zuerst aneignen.


Delinat-Winzerinnen Eleonora Dezzani (li.) und Cecilia Zucca von der malerischen Azienda Poggio Ridente (mi.) im Piemont, zeigten sich ebenso begeistert von den Mikrovinifikationsproben wie William Savian (mi.li.) aus dem Veneto und Alberto Brini (re.) vom Delinat-Weingut Il Conventino in der Toskana.
Delinat-Winzerinnen Eleonora Dezzani (li.) und Cecilia Zucca von der malerischen Azienda Poggio Ridente (mi.) im Piemont, zeigten sich ebenso begeistert von den Mikrovinifikationsproben wie William Savian (mi.li.) aus dem Veneto und Alberto Brini (re.) vom Delinat-Weingut Il Conventino in der Toskana.

Grosse robuste Rebsorten-Degustation auf Château Duvivier: einige Eindrücke

Der sizilianische Delinat-Winzer Massimo Maggio stellte dabei klar, dass sich PIWIs keineswegs nur für kühlere Weinregionen eignen: «Auf Rat von Delinat pflanzen wir als eines der ersten Weingüter in Sizilien seit sechs Jahren verschiedene PIWI-Sorten an. Und wir sind sehr zufrieden mit den ersten Jahrgängen: Die Sorten behalten auch in unserem heissen Klima eine schöne Säure und reifen sehr früh. Da wir sie schon Anfang August ernten können, sparen wir uns so in trockenen Jahren einen Monat Bewässerung».

Interessant und zukunftsträchtig: Die italienischen Delinat-Winzer bei der grossen PIWI-Degustation von Delinat. Im Bild Delinat-Winzer xx (li.) und Delinat-Einkaufsleiterin, sowie Italien-Expertin Martina Korak.
Interessant und zukunftsträchtig: Die Delinat-Winzer Paolo Cotroneo (li.vo.) und Vincenzo Mercurio (li.hi.) mit Delinat-Einkaufsleiterin, sowie Italien-Expertin Martina Korak.

Zudem seien letztes Jahr sehr viele Reben wegen Pilzbefall krank geworden, was dazu geführt habe, dass sich nun immer mehr sizilianische Winzer für die neuen Sorten interessieren. Massimo Maggio ist deshalb froh, dass er diesbezüglich bereits einen Vorsprung hat und plant, in Zukunft noch mehr PIWI-Sorten in seinen Weingärten anzupflanzen. Im Norden Italiens, im Veneto, überzeugen die robusten Rebsorten ebenso, berichtet Delinat-Winzer William Savian. «Für mich ist ökologischer Weinbau untrennbar mit PIWIs verbunden», so Savian.



Wie schlimm war der Spätfrost bisher?

Der Weinstock treibt seine ersten zarten Spitzen, die Temperaturen gehen unter null: Der gefürchtete Spätfrost hat dieser Tage einige unserer Delinat-Winzer heimgesucht. Vom österreichischen Burgenland bis an die deutsche Mosel hat der Spätfrost grosse Schäden verursacht. Ein Problem, das mit dem Klimawandel leider verstärkt auftritt.

Die Reben treiben Jahr für Jahr früher aus. Grund dafür sind die milden Temperaturen während der Wintermonate. Der vergangene Winter war in Europa der wärmste seit Messbeginn. Der Austrieb war mancherorts Wochen früher zu beobachten, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war. Mit dem frühen Austrieb erhöht sich auch die Gefahr von Ernteverlusten durch Spätfrost.

Kerzen in den Weingärten sind eine teure aber effektive Methode gegen Spätfrost.
Kerzen in den Weingärten sind eine teure aber effektive Methode gegen Spätfrost.

Nach Temperaturen von knapp 30 Grad und dem massiven Austreiben der Reben, stellte der erneute Kälteeinbruch nördlichere Weinregionen Europas vor eine grosse Herausforderung. Delinat-Winzer erklären: Die Frostschutzmechanismen in der Rebe sind ab Erscheinen der «Wolle» nahezu nicht mehr aktiv. Das bedeutet somit: Sobald es friert, dehnt sich das Wasser aus und sprengt die Zellen. Der junge Trieb stirbt ab.

Massive Einbussen an der Mosel

Delinat-Winzer Timo Dienhart aus Maring-Noviand kämpft 2024 mit den grössten Frostschäden seiner Winzerlaufbahn: «Aktuell kann ich es noch nicht genau beziffern, aber es ist verdammt viel kaputt», berichtet uns Dienhart. Zwei Drittel seiner Ernte dürften so früh im Weinjahr schon zerstört sein. Auch seine Premium-Steillagen sind betroffen. «Angesichts der vielen Steillagen in unserem Betrieb waren wir historisch gesehen sehr gut gegen Frost geschützt. Das ändert sich aber scheinbar durch den verfrühten Austrieb», so Dienhart. Versuche mit Baldrian und Co. seien bei ihm bisher nicht erfolgreich gewesen: «Eine aktive Frostabwehr ginge nur mit rabiateren Mitteln, also Frostkerzen, Nebel, Helikopter, oder Sprinkleranlagen. Was aber ökologisch und ökonomisch schwierig ist», sagt Timo Dienhart.

Der Winzer Alexander Pflüger in der Pfalz ist dagegen mit einem blauen Auge davon gekommen: «Es war äusserst knapp und es gibt auch hier und da etwas Schaden. Allerdings sind es „nur“ angefrorene Blätter. Das sollte sich auswachsen», teilt er Delinat mit. Spätfrost war auch bei ihm in Bad Dürkheim in den letzten Jahren immer wieder ein Thema. «Die Einflüsse der Umgebung, also Windoffenheit, Hanglage und Biodiversität, können den Unterschied machen», ist er überzeugt.

Zur Prävention setzt Pflüger auf niedrige Begrünungen durch Walzen und verzichtet auf Bodenbearbeitung. Kurz vor potenziellen Frostnächten spritzt er Baldrian in den Gärten aus.

Vernebelter Baldrian beim Weingut Moser
Vernebelter Baldrian beim Weingut Moser

Grosse Spätfrost-Schäden auch in Österreich

Niki Moser vom Delinat-Weingut «Vitikultur Moser» bei Krems blickt ebenfalls auf schwierige Tage zurück: «In den Ortschaften der Nachbarschaft in der Donauregion hat der Frost in den letzten Tagen teils massiv zugeschlagen». Sogar in den Hanglagen habe es grosse Schäden gegeben, ganz zu schweigen von den ebenen Lagen. Manche Winzerkollegen sprächen demnach von 60 bis 80 Prozent Ausfall.

Der Delinat-Winzer hat dieses Jahr an den Vorabenden der Frostereignisse ebenfalls ein Baldrian-Präparat in den ebenen Lagen ausgebracht. «Wir haben den Eindruck, dass das den negativen Einfluss des Frosts mildert. Aber mehr als 1–2°C kann man sicher nicht wettmachen», so Niki Moser. Im Jahr 2016 hatte der Delinat-Winzer als drastische Massnahme gemeinschaftlich mit dem Weinbauverein geräuchert. Das sei recht effektiv gewesen, berichtet der Winzer rückblickend, müsse aber gut organisiert sein.

Frosträuchern beim Weingut Moser

Bei Niki Moser sind zehn Prozent der Kremstaler Flächen in der Ebene betroffen. «Eine 1,5-Hektar-Lage hat es jedoch voll erwischt. Dort sind 90 Prozent der Triebe kaputt». Der Delinat-Winzer hatte in den letzten Jahren viel mit Frösten zu kämpfen. Im Burgenland, wo er ebenfalls Rebflächen bewirtschaftet, gab es im Jahr 2016 etwa 80 Prozent Ausfall, im Jahr 2017 rund 40 Prozent und im Jahr 2021 etwa 50 Prozent Ernteverlust.

Kerzen, Feuer oder Räuchern kann eine effiziente Massnahme sein, um Spätfrost bei Reben zu verhindern.
Kerzen, Feuer oder Räuchern kann eine effiziente Massnahme sein, um Spätfrost bei Reben zu verhindern.

Delinat-Winzerkollege Andreas Harm aus Krustetten (ebenfalls in der Nähe von Krems) verzeichnete bis jetzt noch keine grösseren Schäden an seinen Reben. Doch die Gefahr ist dort noch nicht gebannt. In der Region ist weiterhin mit Minusgraden zu rechnen. Stärkere Ausfälle durch Spätfrost hatte Andreas Harm in den Jahren 2012 und 2016: «Das Problem bei Spätfrösten ist der Stress für die Pflanzen und die steigende Anfälligkeit gegenüber Falschem Mehltau». Daher sind laut Delinat-Winzer Harm Spätfrostschäden auch weit schlimmer als Hagelschäden. Diese kämen jedes Jahr kleinräumig vor.

Schweiz: Frostschäden im Wallis, Thurgau hatte Glück

In der Schweiz war vor allem das Wallis von Spätfrost betroffen. Der Thurgauer Delinat-Winzer Roland Lenz verzeichnete ebenfalls mehrere Nächte um den Gefrierpunkt. Bis jetzt haben seine Reben die Kälteperiode gut überstanden. Vorbeugend setzt Roland Lenz ebenfalls auf Hilfsmittel: «Baldrian kann helfen, Zuckerlösungen ebenfalls. Hat die Rebe genügend Reservestoffe in den Vorjahren aufbauen können, hilft das auch. Bei trockenen Verhältnissen können da auch -5°C überstanden werden. Sehr effektiv ist auch ein später Winterschnitt und Frostreserven», erklärt der Delinat-Winzer. Eine Frostreserve, wie sie Delinat-Winzer Lenz in der Regel stehen lässt, bezeichnet eine zusätzliche Rute, die gewöhnlicherweise später austreibt. Sie kann bei spätem Frost daher als Rettung für einen gewissen Ertrag dienen. Falls kein Spätfrost eintritt, wird sie Ende Mai einfach abgeschnitten.

Zwischen den verschiedenen PIWI-Sorten, also den robusten Rebsorten, die der Delinat-Winzer im Anbau hat, beobachtet er eine grosse Bandbreite: «Regent, Cabertin, Satin Noir treiben eher später aus. Auch Souvignier gris. Generell kann man sagen, je mehr Zuckerlösungen, also Glyzerin, in den grünen Teilen ist, umso frostbeständiger sind die Zellen.»

Einen grossen Vorteil bei Frostereignissen sieht der Delinat-Winzer auch in Sorten, die ein weiteres Mal austreiben können: «Da die PIWI-Sorten meist in den Nebenaugen fruchtbar sind, gibt es bei einem Neuaustrieb oft trotzdem noch einen Ertrag». Durch das Wegbrechen geschädigter Triebe könne man bei manchen robusten Rebsorten den Austrieb der Beiaugen forcieren. Das bringe je nach Sorte zwischen 50 und 60 Prozent einer Normalernte.

Die Gefahr von Spätfrost ist leider noch nicht ganz gebannt. Die gefürchteten «Eisheiligen», so werden im Bauernkalender die Tage von 11. bis 15. Mai bezeichnet, bahnen sich noch an. Währenddessen und bis dahin kann es noch (zu) kalt werden. Doch ob diese Regel angesichts des Klimawandels noch Bestand hat, bleibt auch abzuwarten.

Der Riesling von der roten Erde

Der «Terra Rossa» ist einer unserer beliebtesten Weissweine. Delinat-Winzer Tobias Zimmer aus Rheinhessen erzählt im Interview mit Delinat-Einkäufer Emil Hauser, was diesen Riesling und die 30-jährige Zusammenarbeit des Weinguts Hirschhof mit Delinat so besonders macht.

Emil Hauser (Delinat): Tobias, schon seit mehr als drei Jahrzehnten arbeitet ihr mit Delinat zusammen.
Tobias Zimmer: Ja, es ist eine sehr partnerschaftliche, ja freundschaftliche Zusammenarbeit, und das schon seit 1992. Für uns ist Delinat ein verlässlicher Partner, der uns gleichzeitig fördert und fordert. Wir schätzen den hohen Bezug zur Natur und den engen Austausch sehr. Ich meine, welcher andere Weinhändler schickt Dir sonst Pappeln?

Wie Pappeln?
Vor einigen Wochen kam ein Paket mit Pappel-Stecklingen von Delinat zu uns. Wir hatten ja schon beim Delinat-Winzerseminar bei Roland Lenz in der Schweiz über Agroforst und Pappeln gesprochen. Die Delinat-Weinberater haben uns nun Jungpflanzen zukommen lassen. Unsere Stecklinge sind allesamt gut angewachsen. Das freut mich, und zeigt eben wie viel näher an der Natur Delinat ist. Es geht um Wein bei Delinat, aber auch um die Natur und den Erhalt der Biodiversität. Manch anderer versteht unter ökologischem Arbeiten das Pflanzen von ein paar Gräsern zwischen den Rebzeilen, und das war es. Das ist bei Delinat definitiv grundlegend anders.

Delinat-Weinberater Emil Hauser (li.) zu Besuch bei Delinat-Winzer Tobias Zimmer (re.)
Weingartenbegehung bei einem meiner Besuche bei Delinat-Winzer Tobias Zimmer (re.)

Delinat geht da eben gleich mehrere Schritte weiter.
So ist es, und wir erfüllen die Richtlinien von Delinat gerne. Denn sie zielen alle darauf ab, Biodiversität zu erhalten und die Natur zu stärken. Büsche und Bäume in den Rebzeilen und auch die Begrünung – all das ist auf die Delinat-Philosophie zurückzuführen. Ebenso wie die vermehrte Arbeit mit resistenten Rebsorten.

«Der Bezug von Delinat zur Natur ist einfach genial. Ich meine, welcher andere Weinhändler schickt dir sonst Pappeln?»

Wie gross ist euer Weingut?
Wir sind ein familiengeführtes Unternehmen und bearbeiten 34 Hektar Rebfläche. Natürlich haben wir auch grossartige Mitarbeiter. Meine Frau ist Lehrerin. Ohne meine Mitarbeiter im Weingarten und im Keller wäre die viele Arbeit nicht zu schaffen.

Und der Arbeit Lohn sind feingliedrige, charaktervolle Weine..?
In der Tat (lacht). Wie zum Beispiel der Terra Rossa, den ja ohnehin wir beide entwickelt haben. Kannst du dich noch erinnern, Emil, als ich dich vor nunmehr fünfzehn Jahren gefragt habe, ob ihr nicht ein bisschen Riesling gebrauchen könnt?

Natürlich, und jetzt ist der Riesling Terra Rossa einer unserer beliebtesten Weine…
Es ist ja auch ein ganz besonderer Wein. Du kennst die Lage. Wird sie feucht, schimmert der von Kalkstein durchsetzte Boden durch den leicht erhöhten Eisenanteil rot. Der Boden heisst Terra Rossa, und der Wein ebenso. Die Farbpigmente auf der Etikette stellen den facettenreichen Boden der Lage Steingrube dar. Von dort stammen die Trauben für euren Riesling Terra Rossa.

Die Delinat-Winzer Tobias und Vater Walter Zimmer mit ihrem Riesling «Terra Rossa»

Ob das unsere Kunden so genau schon wussten… Was wissen sie sonst noch nicht über Dich?
Dass man uns auch besuchen kann. Und das ich ein netter Kerl bin (lacht). Wobei, das wissen alle, sobald sie einmal bei uns waren.

«Der Riesling Terra Rossa ist wirklich ein ganz besonderer Wein, und eines der schönsten Ergebnisse unserer langen Zusammenarbeit.»

Zum Abschluss: Wie beurteilst du den Jahrgang 2023?
Der Austrieb war ein wenig früher als sonst. Ist er heuer aber auch. Wir hatten 2023 eine kleinere Ernte, dafür aber in Top-Qualität. Die Trauben waren durch die Trockenperiode im Sommer konzentrierter in ihren Aromen. Das schmeckt man auch im Wein. Wir freuen uns sehr über diesen harmonischen und geschmacklich grossen Jahrgang, auch wenn wir uns für 2024 ein wenig mehr Ernte erhoffen. Der Ausfall betrug doch fast ein Drittel der Normalmenge.

Wie Pflüger seine Weine pflegt

Wie kein anderes Weingut in der Pfalz, steht das Delinat-Weingut Pflüger für ökologischen Weinbau. Alexander Pflüger hat sich in der vierten Generation noch einige Schritte weiter an die Natur angenähert. Der Delinat-Winzer erzählt, warum das für seine Familie der einzig gangbare Weg ist.

Langweilig wird dem 43-jährigen Alexander Pflüger tatsächlich nie. Dieser Tage gelangen einige seiner Weine in die Flasche. Kunden, die der Winzer persönlich am Weingut berät, wollen wie immer wissen, worauf man sich dieses Jahr bei Pflügers Weinen freuen darf. «Der Jahrgang 2023 war ganz fein, geringer in der Menge, aber in der Qualität top», erzählt Pflüger begeistert. Und auch im Weingarten blüht und spriesst es bereits in und zwischen den Rebzeilen.

Alexander Pflüger keltert in der vierten Generation Weine am Pfälzer Weingut.
Alexander Pflüger keltert in der vierten Generation Weine auf dem Pfälzer Weingut.

Die Säulen der pflüger`schen Philosophie

Vor 14 Jahren kam Alexander Pflüger nach seiner Tätigkeit in Weingütern von der Mosel bis hin nach Südafrika und seiner Ausbildung in der renommierten Weinausbildungsstätte Geisenheim wieder in den Pfälzer Familienbetrieb zurück. Seitdem führt er die 200 Jahre alte Geschichte der Familie Pflüger mit Wein weiter. In den 1980er-Jahren war sein Vater einer der ersten Winzer, der in der Region das ökologische Arbeiten, im Einklang mit der Natur anstrebte. Die Partnerschaft, die seit knapp dreissig Jahren mit Delinat besteht, war der nächste logische Passus in diese Richtung.

«Auch mit Pferden hat mein Vater immer schon gerne gearbeitet», so der Delinat-Winzer. Demnächst will Familie Pflüger wieder Gäule durch die Rebzeilen schicken – «es ist einfach die schonendste Art der Bodenbearbeitung» – und sogar Winzer und Interessierte dazu einladen. «Wir werden Kurse für die Arbeit mit dem Pferd im Weinberg anbieten», so Pflüger. Einige Landwirte und befreundete Winzer freuen sich bereits auf den Kurs.

Monokultur ist nicht die Lösung

Was die Weine betrifft, steht seit Jahrzehnten fest, dass eine Monokultur nicht zum Ziel führt. «Wir wollen authentische Weine herstellen, die das Terroir und den Charakter unserer Familie widerspiegeln.» Und das geht eben nur, wenn der Weingarten gesund ist und vor Biodiversität strotzt. Und Trauben, sowie das gesamte Rundherum im Einklang mit Pflanze und Tieren entstehen, ohne dass der Mensch hier zu gross umrührt.

Denn die Idee und der Anspruch sind seit jeher klar: «Ein Wein ist viel mehr als Süsse, Säure und Alkohol», sagt Pflüger. Mikroklima, Rebsorte und Standort der Rebe sind entscheidend. Und: wie es im Weingarten aussieht. Über und unter der Erde. «Auch bedurfte es Mut, Jahrgänge auch zuzulassen, wenn sie denn schlanker sind», sagt Pflüger, und eben nicht in «winemaking» zu verfallen, das die Jahrgänge aneinander anpasst. Auch das ist dann nicht mehr authentisch.

So wären die Jahrgänge 2014 und 2016 in der Pfalz recht schlank ausgefallen. «Sie haben aber nur mehr Zeit gebraucht, um zu reifen, und bieten jetzt grosses, anhaltend elegantes Trinkvergnügen. Der Mut hat sich ausgezahlt. Wie toll das sein kann, wenn Weine Zeit bekommen, zu reifen», so Pflüger.

Das Weingut Pflüger ist ein Familienbetrieb, das Besucher und Interessierte herzlich zu sich einlädt.
Das Weingut Pflüger ist ein Familienbetrieb, der Besucher und Interessierte herzlich zu sich einlädt.

Die Grundmotivation für Alex Pflüger und seine Familie war, ökologisch zu arbeiten und die Vielfalt zu fördern. Das hiess auf dem Weingut Pflüger also auch, die Kompostarbeit wieder einzuführen, mit Begrünung zu arbeiten und somit den Weingarten und die Reben zu stärken.

Angeheirater Herrenberg

Eine der liebsten Lagen von Alex Pflüger ist der Herrenberg. Zum einen, weil die Prestigelage in der Pfalz einer der ersten Weinberge war, in dem Alex kurz nach seiner Rückkehr in den Familienbetrieb Spätburgunder, also Pinot Noir, pflanzte. Heute wachsen auf vierzig Hektar Rebfläche insgesamt zu sechzig Prozent weisse Trauben. Von den vierzig Prozent roten Trauben sind wiederum achtzig Prozent mit Pinot Noir bestockt. Der elegante, feinfruchtige Rotwein steht für die Region, und für die Familie Pflüger.

Der zweite Grund, warum Alex Pflüger diesem Weinberg besonders verbunden ist, ist die Geschichte, wie er in die Familie kam. «Mein Grossvater hat meine Oma geheiratet, die aus dem Nachbarort, aus Ungstein, kommt. Das war damals ein Skandal, jemanden von einem anderen Dorf zu heiraten», lacht der Delinat-Winzer, obwohl der Weinberg nur zwei Kilometer vom Weingut entfernt liegt. Heute wachsen Riesling und Spätburgunder in Eintracht auf dem Herrenberg nebeneinander. Und inzwischen ist es auch für die Winzer in Ungstein in Ordnung, dass ein Winzer aus dem nahegelegenen Bad Dürkheim die Lage betreut.

-> Zu den Weinen von Alexander Pflüger

Was unsere guten Rotweine ausmacht

Zum Frühlingsauftakt haben wir unsere «Roten Kundenlieblinge» probiert. Ein Paket mit einer Auswahl an Weinen, die bei unseren Kunden besonders gut ankommen. Wir sind begeistert vom guten Geschmack unserer Kunden, und vor allem von der gelungenen Auswahl, die dem Namen «Probierpaket» alle Ehre macht. Denn hier ist wirklich für jeden Gaumen etwas dabei.

Die «Roten Kundenlieblinge» bringen für jeden Geschmack etwas mit.
Die «Roten Kundenlieblinge» bringen für jeden Geschmack etwas mit.

Von Apulien über die Rioja bis ins Bordeaux geht die Reise mit dem Probierpaket «Rote Kundenlieblinge». Im Rahmen der pro Quartal stattfindenden Sitzungswoche, einem Zusammentreffen aller Mitarbeiter von Delinat, sprechen wir über Wein. Und degustieren ihn.

Diesmal in der Degustier-Runde: Camill Hadorn, Weinberater; Dirk Wasilewski, Diplomsommelier und Leiter der Delinat-Weinkurse; Annalena Zürcher, Weinberaterin und Nina Wessely, Haus- und Hof-Redaktorin.

Die Weine aus dem Paket «Rote Kundenlieblinge» und unsere Meinungen dazu

Nemaro 2022, Apulien, Weingut Felline

Camill: «Im Rahmen meiner ersten Winzerreise mit Delinat haben wir das Weingut Felline in Süditalien besucht. Es hat mir sehr gefallen: Sehr sympathisch, hohe Biodiversität, und die Landschaft mit ihren kleinen Steinhäuschen ist ein Traum. Wir waren gerade während der Olivenblüte vor Ort. Wirklich eine sehr schöne Erinnerung.
Für mich hat der Wein eine gewisse Reife, dieser süsse Anklang ist typisch für Apulien, präsente Säure. Ein Wein, der spannend ist für Weinliebhaber aber auch Trinkspass bringt.

Weinberater Camill Hadorn war auf seiner ersten Winzerreise mit Delinat auf Besuch bei Felline, dem Weingut auf dem der Nemaro entsteht.

Dirk: «Der Nemaro ist in der Nase marmeladig, am Gaumen recht straff, ein guter Essensbegleiter zu Gegrilltem, geräuchertem Fleisch und Gemüse, am Gaumen spannend und doch ein easy drinking Spass».

Annalena: «Dieser Jahrgang ist etwas anders als der 2021er. Der Nemaro ist einer der absoluten Lieblinge unserer Kunden. Der 2022er-Jahrgang kommt mir besonders straff und würzig vor. Er bringt mehr Inhalt und Struktur mit. »

Nina: «Diese feine Würze spricht mich. Trester und mediterrane Kräuter mit viel Frucht.»

Bonarossa 2021, Sizilien, Weingut Maggio Vini

Camill: «Dieses Weingut haben wir auch auf der Reise besucht. Ein All-Time-Favourite unserer Kunden. Ein wenig gekühlt auf der Terrasse und schon kann das Sommerfeeling losgehen.»

Dirk: «Direkt dropsig kommt mir dieser Jahrgang des Bonarossa vor. Am Gaumen sehr leicht und schlank und trotzdem mit schöner Struktur.»

Annalena: «Etwas Rosenwasser rieche ich heraus. Die floralen Anklänge gefallen mir und der Wein ist gut strukturiert.»

Weinberaterin Annalena Zürcher kennt die Details der Weine und ist bekannt für ihre schlüssigen Erklärungen.

Nina: «Blutorange und eine hellere Frucht. Ein Spaziergang durch den Orangenhain auf dem Weingut Maggio Vini. Etwas kräutrig und leichtfüssig. Auch mir ist ganz klar, wieso der Wein so beliebt ist.»

La Balsa Crianza 2018, Navarra, Bodegas y Viñedos Quaderna Via

Camill: «Schmeckt vanillig, klassisch spanisch, ein super Wein zum Barbecue.»

Dirk: «Das Holz ist eindeutig zu merken. Dazu ist der La Balsa kräutrig, würzig. Ganz typisch, und genau der Richtige, wenn man Lust auf spanischen Wein hat. Ein bisschen Frucht, Holz, von allem ein bisschen, der perfekte Tropfen für die typischen Spanien-Fans.»

Diplom-Sommelier Dirk Wasilewski, leitet die Kurse bei Delinat
Diplom-Sommelier Dirk Wasilewski, leitet die Kurse bei Delinat

Annalena: «Der Wein hat präsente Tannine und bringt Fülle sowie Dichte am Gaumen mit. Dazu kombinieren würde ich Datteln im Speckmantel. Der Wein ist sehr gefragt bei unseren Kunden.»

Nina: «Das Holz ist deutlich spürbar. Den Wein kann ich mir sehr gut zur Süsse der Datteln vorstellen. Die Säure des La Balsa bringt da noch etwas Frische mit rein.»

Alagea 2021, Valencia, Pago Casa Gran

Camill: «Der Alagea hat im Abgang eine intensive Würze. Das macht ihn zum guten Essensbegleiter. Ein sehr eleganter Wein für das warme Gebiet in Südspanien, aus dem der Wein stammt.»

Dirk: «Am Gaumen sehr füllig, Holz, Gerbstoff, mit reicher Frucht und hinten raus ein bisschen würzig. Elegant und komplex, ein guter Essensbegleiter und wunderbar beispielsweise für Liebhaber von Weinen aus dem Bordeaux, die einmal etwas anderes probieren wollen. Zu gereiftem Käse geht dieser Wein immer.»

Annalena: «Oder zur Paella und zu Albondigas, diesen typischen spanischen Fleischbällchen. Auch zur vegetarischen Variante der Albondigas kann ich mir den Alagea gut vorstellen.»

Nina: «Hier spielen die Komponenten wirklich sehr harmonisch zusammen. Ein Wein, der durchaus schon etwas komplexer daher kommt.»

Redaktorin und Weinakademikerin Nina Wessely degustiert Weine, und schreibt darüber

Château Coulon Sélection spéciale 2021, Corbières, Château Coulon

Camill: «Das Pendant aus Frankreich zum italienischen Bonarossa, was seine Beliebtheit betrifft. Auch wenn der Château Coulon mehr Fleisch am Knochen mitbringt. Komplex und elegant.»

Dirk: «Im Vergleich zum Alagea kommt mir der Château Coulon etwas leichter vor. Samtig und doch mit Struktur. Wunderbar zu Käse, der in die Richtung Comté geht, also nicht sehr reif ist.»

Annalena: «Der Château Coulon bringt mehr Tannin und Kraft mit, und trotzdem ist der Wein weich und geschmeidig am Gaumen.»

Nina: «Zu Lamm und Ente bestimmt eine wunderbare Kombination.»

Château Couronneau Sainte-Foy 2019, Sainte-Foy Côtes de Bordeaux AOP, Château Couronneau

Camill: «Für mich kommt hier der Cabernet Franc sehr durch. Kühl serviert ist dieser Wein ein guter Einstieg in die Welt des Bordeaux, auch wenn er sich doch etwas von der ganz klassischen Bordeaux-Stilistik unterscheidet. Sehr fein zu Taboulé.»

Dirk: «Grüner Paprika, rauchig. Ein kleiner Tipp zu diesem Wein, beziehungsweise generell für Rotweine: Vor dem Degustieren für eine Stunde in den Kühlschrank geben. So wirken sie viel leichter, fruchtiger, und eleganter.»

Annalena: «Ich finde der Wein animiert extrem weiter zu trinken. Für mich ein sehr schöner Wein. Super zu geräucherten Auberginen mit Olivenöl und Zwiebeln.»

Nina: «Ich finde auch, besser im Zweifel zuerst ein wenig zu kalt als zu warm servieren, den Rotwein. Warm wird er ohnehin von allein. Von der Stilistik her haben wir hier etwas ganz anderes. Rustikale Würze aus dem Bordeaux.»

Ein Probierpaket, wie es sein soll

Unser Fazit war klar: Diese Auswahl an Rotweinen bringt für jeden etwas mit. Zwei feine Weine zum Apéro und verschiedenste Stilistiken von Vanille und vollmundig bis hin zu kräutrig und stukturiert. Oder wie Camill meinte: «Wenn ich eine genaue Vorstellung habe, was ich will, dann bestelle ich genau diese Flasche Wein. Und ansonsten diese Auswahl. Denn es ist ein Probierpaket wie es sein sollte und zeigt, was unsere guten Rotweine ausmacht.»

-> Zum Probierpaket «Rote Kundenlieblinge»

Wenn der Winter zu warm wird

2024 ist der wärmste Februar seit 1881. In Teilen Südspaniens wurden im Januar bis zu 28 Grad gemessen. Wir haben die Delinat-Winzer Carlos Laso und Roland Lenz gefragt, wie sie und ihre Reben mit steigenden Temperaturen in der eigentlich kalten Jahreszeit umgehen.

Mit kurzärmeligem Polo begrüsst uns Delinat-Winzer Carlos Laso aus Valencia. Die schwarze Daunenjacke bleibt wieder einmal im Büro und setzt dort in der Ecke Staub an. Es ist zwar Winter, aber kalt ist es nicht. «Wir hatten im Dezember bis zu 24 Grad Lufttemperatur», erzählt der Spanier. Im Sommer häufen sich die Tage, in denen es zwischen den Rebzeilen über 35 Grad heiss wird.

Auch Delinat-Weinberater Daniel Wyss bestätigt: «Ende Januar herrschten während zwei Wochen Temperaturen von 15 bis 25 Grad Celsius in der Weinregion Roussillon nahe der spanischen Grenze. Solche und andere Rekorde werden immer häufiger. Die Gefahr von solch milden Wintern ist der zu frühe Austrieb der Reben, die bei einem allfälligen Spätfrost grosse Schäden erleiden und zu einem totalen Ernteausfall führen können.» 

Nichts wie es früher einmal war

Die grösste Herausforderung im Süden Europas sind allerdings nicht nur die steigenden Temperaturen. Carlos beunruhigt auch, dass inzwischen jede Jahreszeit anders und unberechenbar geworden ist. «Im Jahr 2022 hatten wir von Januar bis Mai 1000 Millimeter Niederschlag. 2023 waren es null.» Man kann sich auf nichts, und muss sich gleichzeitig auf alles einstellen.

Carlos Laso spiegelt die Landschaft in seinen Weinen wider
Carlos Lasos Anspruch ist, die Landschaft in seinen Weinen widerzuspiegeln

Hitze macht der Rebe weniger als Durst

Die grösste Herausforderung für die Reben ist die steigende Trockenheit, sagt Carlos Laso und blickt dabei sorgenvoll in den Norden, Richtung Katalonien. (siehe Beitrag «Anhaltende Trockenheit in Katalonien»). Inzwischen weiss die Welt von den prekären Zuständen im Landstrich rund um Barcelona. Von einer Jahrhundert-Trockenheit ist gar die Rede.

Carlos Laso nahe Valencia zählt in seinem Wasserretentions-System 16 Becken, die das Regenwasser auf der Fläche kanalisieren und zurückhalten. «2022 sind die Becken aufgrund des starken Regens fast überlaufen. In diesem Jahr sind wir heilfroh, dass wir die Becken errichtet haben. Die Unterstützung und das Know-how von Delinat sind für mich essenziell», so der Delinat-Winzer.

Im Osten viel Neues

Wasser gibt es bei Delinat-Winzer Roland Lenz am Schweizerischen Iselisberg seit November 2023 genügend. Auch wenn die Winter davor sehr trocken gewesen seien, so Lenz. Die steigenden Temperaturen beeinflussen seine Arbeiten im winterlichen Rebberg zunehmend.

Delinat-Winzer Roland Lenz (li.) und Rebenzüchter Valentin Blattner (re.) im Lenzer Versuchsweingarten.
Delinat-Winzer Roland Lenz (li.) und Rebenzüchter Valentin Blattner (re.) im Lenzer Versuchsweingarten.

«Es ist augenscheinlich, dass die Reben immer früher austreiben. Darum ergreifen wir Methoden, um den Austrieb zu verzögern», so Roland Lenz.

Wenn der Winter zu warm wird

Zum einen erfolgt bei Roland Lenz der Rebschnitt immer später im Jahr. Während man noch vor einigen Jahren mit dem Winterschnitt bereits Ende Januar fertig war, werden 2024 gerade erst die letzten Schnitte im Weingarten vorgenommen. Dass der Saftstrom in den Reben, der in «normalen» Jahren erst Anfang März eingetreten ist, bereits im Februar eingesetzt hat, stört dabei nicht weiter.

«Es geht darum, den Austrieb zu verhindern und gegen Fröste, die später im Jahr auftreten können, abzusichern», so Lenz. Eine weitere Methode besteht darin, eine sogenannte Frostrute zusätzlich stehen zu lassen. Das macht sich insbesondere bei früh austreibenden Sorten wie Muscaris, Solaris und Cabernet blanc bezahlt. Kommt der Frost, sind noch genügend Augen da, um Blüten und Fruchtkörper zu bilden.

Bordeaux ist hoch

Aufwendiger aber auch effektiver ist es, den Bordeaux-Rebschnitt bei einer Reberziehung auf zwei Meter Höhe durchzuführen. Beim Bordeaux-Rebschnitt wird nur ein einziger horizontaler Zweig stehen gelassen, der dafür über bis zu zehn Augen verfügt. Durch diese Methode verzögert sich der Austrieb noch mehr als beim späten Rebschnitt. «Nachdem hier mehr Augen stehen gelassen werden, muss man die Reben gut beobachten, um unsere gewohnt hohe Qualität zu halten. Diese Art des Rebschnitts in der Höhe eignet sich nicht für alle Rebsorten», sagt Lenz.

Roland Lenz ist sich sicher: «Wir müssen einfach flexibel bleiben. Jammern hilft nichts», so der Schweizer am Iselisberg, der durch die genaue Beobachtung seiner Reben und durch seinen Innovationsgeist seit Jahrzehnten Weinbau praktiziert, der seiner Zeit voraus zu sein scheint.

Delinat-Experte Daniel Wyss weiss durch die Beratung von Weingütern in ganz Europa: «Weingärten und Reben die durch die Delinat-Methode gestärkt werden, sind resilienter gegen zunehmende Wetterkapriolen» Das umfasst Massnahmen zur Wasserretention, den Anbau von pilzresistenten Rebsorten, Mischkulturen mit Bäumen und Sträuchern, welche auch die Biodiversität fördern, und viele zusätzliche Massnahmen, bei denen der Delinat-Winzerberater mit Rat und Know-how zur Seite steht. Auf diese Art und Weise erhalten die Reben genügend Abwehrkräfte, um klimatischen Herausforderungen in Zukunft besser standzuhalten.

Wie Delinat-Wein dem Mehltau trotzt

Feuchtes Wetter und milde Winter bieten für zwei der grössten Bedrohungen im Weinbau optimale Bedingungen: Der Echte und der Falsche Mehltau, Oidium und Peronospora, machen Winzern das Leben schwer. Die Delinat-Winzer Grégoire Piat aus dem Bordeaux und Natalino Fasoli aus dem Veneto erzählen, wie sie dem Mehltau mit robusten Rebsorten, sogenannten PIWIs, trotzen.

Delinat-Winzer Grégoire Piat lebt und arbeitet im Bordeaux auf Château Couronneau. Sein Vater Christophe war einer der ersten Bio-Winzer in der Region. Seit einiger Zeit führt Grégoire das Weingut gemeinsam mit seinem Vater. 40 Hektar Rebfläche und 60 Hektar Wald und Wiese bilden in ihrer Gesamtheit Château Couronneau, in den oberen Hügeln von Bordeaux nahe Ligueux gelegen.

2023 war ein klimatisch hartes Jahr

Mit Starkregen, hoher Luftfeuchtigkeit und damit extremem Krankheitsdruck geriet Familie Piat im Vorjahr an ihre Grenzen. «Wir haben einen Verlust von über 60 Prozent. Und stehen dabei noch ein wenig besser da als andere Winzer, weil unser Weingut auf einer Anhöhe liegt. Zudem sind unsere Reben rundum von Wäldern geschützt.»

Durch feuchtes Wetter herrschte 2023 ein extrem hoher Krankheitsdruck 2023 im Bordeaux.
Durch feuchtes Wetter herrschte 2023 ein extrem hoher Krankheitsdruck 2023 im Bordeaux. Delinat-Winzer sehen eine wichtige Möglichkeit darin, dem Mehltau mit PIWIs zu trotzen.

Die Biodiversitäts-Hotspots in den Weingärten von Couronneau, wie sie die Delinat-Methode vorsieht, fördern die Nützlinge im Weingarten. Auch das macht die Reben standhafter. Dennoch: Von Merlot, der Hauptrebsorte auf Château Couronneau, hat die Familie eine Einbusse von 82 Prozent hinnehmen müssen. Dabei begann das Jahr ganz gut: milder Frühling, kein Hagel oder Frost. Auch wenn die Feuchtigkeit mit jedem Jahr zunimmt, was ein generelles Problem im Bordeaux darstellt.

Krankheitsdruck in der Blütezeit

Mit der Blüte, einem der kritischsten Momente im Weinjahr, kam auch die Feuchtigkeit und ein Mehltau, der nicht die Blätter, sondern die Trauben direkt befiel. «Es gab nicht wenige Winzer, die das Sprühen von Kupfer vervielfacht haben. Und das wollen wir nicht. Im August und September gab es dafür keinen Regen und starke Stürme», so Grégoire über das durchwachsene Jahr 2023.

Wie Delinat-Winzer dem Mehltau mit PIWIs trotzen

Für Grégoire und seinen Vater Christophe ist klar: Robuste Sorten sind die einzige Lösung, um einem derart hohen Krankheitsdruck von Echtem und Falschem Mehltau zu begegnen. Der Austausch zwischen Delinat, dem Rebenzüchter Valentin Blattner sowie der Rebschule Mercier ist für die Familie dabei besonders wichtig.

Delinat-Winzer Grégoire Piat glaubt an eine Zukunft von Bordeaux mit robusten Rebsorten.
Delinat-Winzer Grégoire Piat glaubt an eine Zukunft von Bordeaux mit robusten Rebsorten.

Das Problem ist nur: «Selbst wenn ich wollte, dürfte ich nicht mehr PIWI-Sorten anpflanzen. Die Maximalgrenze für robuste Rebsorten liegt bei einem Prozent für die gesamte Appellation. Gerade wird diskutiert, ob robuste Sorten auf bestehende Stöcke umgepfropft werden dürfen.» Für Piats steht fest: «Bordeaux, wie es einmal war, wird es bald nicht mehr geben. » Ohne robuste Sorten wird in der immer feuchter werdenden Region, Anbau von Wein ohne viele Spritzungen kaum mehr möglich sein. Für Grégoire Piat war es 2023 denn auch die einzige logische Konsequenz, ein Pflanzrecht für PIWI-Sorten zu beantragen.

Weniger Vetos im Veneto

Auch auf dem Weingut La Casetta nahe San Bonifacio im Veneto legen sich die sonst fröhlichen Gesichter in Sorgenfalten, als die Sprache auf das vergangene Weinjahr kommt. Die Weingärten waren 2023 von einer 25-tägigen Regenperiode ohne Unterbrechung und darauffolgenden Starkwinden geprägt. Das nach einem trockenen Jahr 2022. Als biologisch arbeitende Winzer ist man dank der Delinat-Methode zwar mit intakten Ökosystemen gesegnet, und doch wird das Weinjahr durch zunehmende Wetterkapriolen zusehends unberechenbarer. «Obwohl wir im Vorjahr mit einem der nässesten Jahrgänge überhaupt zu kämpfen hatten, stellen wir uns auf Trockenheit im nächsten Jahr ein», so Natalino Fasoli.

Wasser bleib!

Darum nehmen sich Fasolis neben der Konzentration auf robuste Rebsorten nun verstärkt dem Wassermanagement an. Das heisst: Noch mehr Wasser sparen durch die Wiederverwendung von Wasser im Keller sowie verstärkte Regenwasser-Retention.

Zusätzlich haben Fasolis mit Unterstützung von Delinat zwei Parzellen erworben, die vollständig mit robusten Rebsorten bestückt werden sollen. «Wir haben ein EU-Projekt angemeldet, in dem wir PIWIs einmal in der Ebene und einmal in der Höhe anpflanzen, in der Nähe vom Gardasee und hier bei uns in Colognola ai Colli. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse», heisst es von Paolo Zivelonghi, Natalino Fasolis rechter Hand.

«In meiner jahrzehntelangen Winzerkarriere hatte ich nie mit so schnell wechselndem Wetter zu kämpfen», resümiert Natalino die Weinernte 2023. Dabei nimmt der Pilzdruck zu. «Die Winter sind milder, die Kälte kann dem Pilz also nichts mehr anhaben und es wird feuchter. Der Mehltau findet seine perfekten Bedingungen vor», so Natalino.

Delinat-Winzer Natalino Fasoli (re.) im Gespräch über PIWI-Sorten mit Winzerberater Dani Wyss (mi.) und Weingut-Manager Paolo Zivelonghi (li.)
Delinat-Winzer Natalino Fasoli (re.) im Gespräch über PIWI-Sorten mit Winzerberater Daniel Wyss (mi.) und Weingut-Manager Paolo Zivelonghi (li.).

Guten Wein machen und die Natur schützen, das seien sie ihrer Familie und der Region schuldig. «Wir sind für Innovationen offen», so Paolo Zivelonghi. «Motiviert und mit guten Vorzeigebeispielen aus der Delinat-Welt vor Augen, setzen auch wir verstärkt auf robuste Sorten.» Soweit der Tenor eines Produzenten, der Wein und die Menschen darin mit jeder Faser liebt.

Das sieht man in Natalino Fasolis sorgenvollem Gesicht, wenn er über die ausgelaugten Weinbergsarbeiter nach einer intensiven Saison spricht. Und in seiner Freude über seinen Premium-Wein Amarone della Valpolicella, der ihm über den Gaumen ins Gedächtnis ruft, wieso er sich diesen klimatischen Nervenkitzel antut. «Ich bin überzeugt: In ein paar Jahren werden wir diese Top-Qualitäten auch mit robusten Sorten hinkriegen.»

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