Delinat-Winzer legen nicht nur Wert auf eine grosse natürliche Vielfalt in ihren Weinbergen. Für eine nachhaltige Wirtschaft ist auch der Umgang mit der Energie zentral. Im Bestreben, Delinat-Weine in einigen Jahren klimaneutral zu produzieren, treten ab 2021 Richtlinien bezüglich erneuerbarer Energie in Kraft. Strom soll mithilfe von Sonne, Wind oder Wasser möglichst auf dem Weingut oder in der unmittelbaren Umgebung erzeugt werden. Langfristig soll grüner Strom die fossilen Energieträger vollständig ersetzen und Heizung, Kühlung, Maschinen, Traktoren und andere Transportmittel antreiben. Delinat strebt diese Transformation bis zirka 2030 an.
Die neuen Energie-Richtlinien sehen vor, dass Delinat-Weingüter ab 2021 mindestens 30 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus eigenen oder regionalen erneuerbaren Quellen beziehen. Dieser Anteil soll kontinuierlich bis auf 100 Prozent ansteigen. Fossile Brennstoffe können vorübergehend durch die Produktion von grünem Strom kompensiert werden.
Zahlreiche Weingüter sind bei der Verwendung von erneuerbarer Energie schon sehr weit. Winzer-Berater Daniel Wyss stellt fünf Betriebe vor, die innovative Projekte umgesetzt haben oder diese demnächst realisieren und damit eine Vorbildfunktion übernehmen.
Weingut Lenz, Schweiz
Roland und Karin Lenz haben es in den vergangenen Jahren geschafft, ihr 14 Hektar grosses Weingut in Iselisberg bei Frauenfeld bis auf das Wasser zu 100% energieautark zu machen. Mittels Solaranlagen wird mehr Naturstrom produziert, als auf dem Betrieb gebraucht wird. Eine ganze Tagesproduktion kann in einem Batteriespeicher zwischengelagert werden. Überschüssiger Strom (rund 30%) wird jeweils abends ins öffentliche Netz eingespeist. Mittels Erdsonden wird genügend Erdwärme zur Beheizung aller Räumlichkeiten gewonnen. Durch Kühlanlagen entstehende Abwärme wird in die Erdsonden zurückgeführt, damit diese nie zu stark auskühlen. Dieses System funktioniert bereits seit 2015. Als nächster Schritt wird versucht, fossile Brennstoffe wie Diesel zu substituieren. Bereits sind 3 Elektrolieferfahrzeuge im Einsatz. «Jetzt hoffen wir, dass bald ein geeigneter Elektrotraktor auf den Markt kommt», erklärt Roland Lenz. Da man mit der Nutzung von grüner Energie schon sehr weit ist, wird auch an anderen CO₂-Faktoren geschraubt: leichtere Weinflaschen, Mehrwegflaschen, unbeschriftete Kartons und anderes mehr …
Albet i Noya, Spanien
Die Bodega Albet i Noya im Penedès ist am Kooperationsprojekt Viure de l’Aire beteiligt, wo mittels Windenergie Strom erzeugt wird. Seit zwei Jahren bezieht Albet i Noya über 80 Prozent der benötigten Elektrizität über diesen gut 50 Kilometer entfernt gelegenen Windpark. Zusätzlich waren für 2020 Investitionen in eine Solaranlage auf dem Dach des neuen Weinkellers geplant. Durch die durch Covid-19 verursachte Krise musste das Projekt zurückgestellt werden. Josep Maria Albet i Noya: «Wir hoffen, die Anlage 2021 oder 2022 realisieren zu können.» Danach wird der Betrieb punkto Elektrizität dank Wind und Sonne energieautark sein. In weiteren Schritten soll nach und nach auf fossile Brennstoffe verzichtet werden, indem Elektrofahrzeuge angeschafft werden. Dafür ist ein weiterer Ausbau der Solaranlage nötig. Der Winzer rechnet damit, dass bis spätestens 2030 auf dem Markt ein Elektrotraktor verfügbar sein wird, der die Anforderungen für eine Bearbeitung der Weinberge erfüllt.
Vale de Camelos, Portugal
Antje und Thorsten Kreikenbaum, die deutschen Besitzer der Adega Vale de Camelos im Alentejo, haben ihr Weingut im Bereich der Elektrizität zu 100 Prozent unabhängig gemacht. Auf dem Gut sorgen vier grosse Solaranlagen für mehr Strom, als für Betrieb, Bewässerung, Kühlung und anderes gebraucht wird. Überschüssige Sonnenenergie wird ins öffentliche Netz eingespeist. Erste Solarpanels wurden bereits 2005 installiert, was damals in Portugal als Pionierleistung galt. 2018 wurde zusätzlich in Isolation und Modernisierung des Weinlagers investiert, um den Energieverbrauch für Kühlung in den heissen Sommermonaten zu senken. Fahrzeuge und Traktoren werden derzeit noch mit Diesel betrieben. «Unser Gesamtbetrieb umfasst 1000 Hektar. Aufgrund der langen Fahrdistanzen und der erheblichen Investitionen ist eine Umstellung auf solarbetriebene Fahrzeuge kurzfristig nicht möglich», erklärt Antje Kreikenbaum. Es ist aber geplant, weitere Solaranlagen in Betrieb zu nehmen und so fossile Energieträger noch mehr zu kompensieren. Das Alentejo ist eine der Regionen in Europa mit den meisten Sonnenstunden. Da liegt die Nutzung von Solaranlagen nahe, denn hier kann die Sonnenenergie sehr effizient genutzt werden.
Domaine Mon Rêve, Frankreich
Vom Gesamtenergieverbrauch auf der Domaine Mon Rêve im Languedoc stammen derzeit erst knapp 30 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Diese grüne Energie kommt in Form von Strom vom Wasserkraftwerk eines unmittelbar beim Weingut gelegenen Stausees. Dieses ist mit einer ökologisch vorbildlichen Fischtreppe ausgestattet. Spätestens bis zum Jahr 2023 will Sébastien Rouve den Anteil erneuerbarer Energie stark steigern und zu 100 Prozent grünen Strom verwenden. Gelingen soll dies mit einer Solaranlage, die auf dem Dach seines neuen Weinkellers entsteht. Zusätzlich investiert der Winzer in Massnahmen, die den Energiebedarf verringern. «Die Schwierigkeit, eine klimaneutrale Energiebilanz zu erreichen, sind vor allem finanzieller Natur. Für mich als Kleinbetrieb bedeutet das Investitionen in der Höhe von 125‘000 Euro.» Darin noch nicht enthalten sind Investitionen für den Umstieg von Diesel- auf Elektrotraktoren. Für Sébastien Rouve sind solche Fahrzeuge noch zu teuer und zu wenig leistungsfähig. Er geht aber davon aus, dass dies in ein paar Jahren anders sein wird.
Azienda Le Contrade, Italien
Mit dem Neubau seiner Kellerei im Jahr 2007 hat William Savian auf seinem Weingut Le Contrade unweit von Venedig einen Pakt mit der Sonne geschlossen. Verschiedene Solaranlagen machen den Betrieb vollständig stromunabhängig. Zudem werden Wohnhaus, Büros und Degustierraum mithilfe eines artesischen Brunnens beheizt. Die Quelle liegt in einer Tiefe von 600 Metern und hat eine Wassertemperatur von 28 °C. Für die Brauerei (William Savian erzeugt auch Bier) und das Sterilisieren von Geräten wird 100-grädiges Wasser benötigt, das derzeit noch mit Flüssiggas (LPG) erzeugt wird. William Savian: «Im Augenblick schaffen wir es noch nicht, den Heizkessel zu ersetzen. Wir haben elektrische Tauchsieder getestet. Jedoch dauert die Aufheizzeit zu lang.»
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- Edle Tafel
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- Bewegung an der Energiefront
- Cuvée, Assemblage oder Blend?
- Albet i Noya – der Schaumwein-Zauberer
- Cocktails sind seine Leidenschaft
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