Es gibt Weine, denen haftet etwas Magisches an: Der Vinya Laia vom Weingut Albet i Noya im Penedès ist so ein Tropfen. Seit 20 Jahren begeistert er Liebhaber von Weinen mit südlichem Charme. Der Jubiläumsjahrgang 2016 ist die Krönung!
Ein Schmunzeln huscht über das Gesicht von Josep Maria Albet i Noya, wenn er an die enormen Vorurteile denkt, die in den 1980er- und 1990er-Jahren in Spanien gegenüber Bioweinen vorherrschten. Mit dem exklusiv für Delinat erzeugten Vinya Laia sollte eine Wende herbeigeführt werden. Ziel war ein Wein, der die drei Dimensionen Tradition, Moderne und Bio harmonisch vereint. Ein mediterraner Wein mit kurzem Ausbau im Barrique, aber ohne Ambitionen auf gängige Bezeichnungen wie Crianza oder Reserva. Rasch zeigte sich, dass Josep Maria Albet i Noya und seine Kellermeisterin Marga Torres mit ihrer neuen Cuvée goldrichtig lagen. Der Vinya Laia gewann schnell die Gunst der Delinat-Kunden und galt fortan als Botschafter einer neuen katalanischen Weinstilistik. Die Krönung ist der Jubiläumsjahrgang 2016. Die älter gewordenen Reben, an denen weniger, aber qualitativ höherwertige Trauben reifen, Ertragsoptimierungen, strengere Traubenselektion, grosse Erfahrung im Barriqueausbau und längere Reifezeit des Weines haben dazu geführt, dass die Qualität nochmals gestiegen ist. Noch nie hat der Vinya Laia so viel Eleganz, Vielschichtigkeit, Tiefe und Harmonie verströmt wie mit dem Jahrgang 2016. Ein Genusswein für jeden Tag genauso wie zum Fest. Feliz cumpleaños Vinya Laia!
«Bereits im Winter setzen wir im Rebberg einen ersten Qualitätsmassstab, indem wir mit einem sanften Rebschnitt die Ertragsmenge beschränken und die Gesundheit der Weinstöcke stärken», erklärt Josep Maria Albet i Noya. Im Verlaufe der Vegetationsperiode gibt es dann weitere Möglichkeiten, ertragsregulierend einzugreifen. Ein klassisches Instrument ist die Grüne Lese im Sommer. Dabei werden noch vor dem Farbumschlag qualitativ schlechtere Trauben gezielt herausgeschnitten. Diese Massnahme hat zur Folge, dass der Rebstock seine Energie auf die verbleibenden Trauben konzentrieren kann und diese so gehaltvoller und aromatischer werden. Denselben Effekt hat auch das Entfernen von Geiztrieben und der Blätter im Bereich der Trauben.
Beim erfolgreichsten Biowinzer Spaniens werden alle in reicher Biodiversität gereiften Trauben von Hand zum optimalen Reifezeitpunkt gelesen. Besonders wichtig sind bei roten Trauben schön ausgereifte Phenole. Fleissige Erntehelfer schneiden die Trauben im Herbst unter strahlender Sonne von den Rebstöcken und legen sie sorgfältig in kleine Kisten. Das ist die schonendste Art zu ernten, denn durch das kleine Füllgewicht kommt es zu weniger Saftauslauf, und die Gefahr von Oxidation und Bakterienbefall wird minimiert. Indem nur gesundes, vollreifes Traubengut in die Kiste gelangt, findet auch bereits eine erste Selektion im Rebberg statt.
Bevor die frisch geernteten Trauben in den Keller kommen, müssen sie dem prüfenden Blick von Kellermeisterin Marga Torres standhalten. Die erfahrene Önologin hat nicht nur ein geschultes Auge, sondern auch ein feines gustatorisches Gespür. Dass ihr mit dem Vinya Laia Jahr für Jahr ein Wein gelingt, der bei vielen Delinat-Kunden Kultstatus geniesst, freut sie enorm: «Für mich als Önologin ist es eine grosse Genugtuung, dass sich dieser Wein über so viele Jahre derart grosser Beliebtheit erfreut.»
Nach der Feinselektion am Selektionstisch, wo Stile, Blätter, grüne oder trockene Beeren oder auch Insekten von Hand herausgefischt werden, werden die Traubenbeeren mittels einer spiralförmigen Schnecke sanft in den Gärtank transportiert. Jetzt nehmen Hefen, die aus den eigenen Rebbergen selektioniert werden, ihre Arbeit auf. Schon bald beginnt die Maische schonend zu gären. Unter strenger Temperaturkontrolle werden Aromen und Tannine über mehrere Wochen extrahiert und der Zucker in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt.
Im Barriquekeller reift der Wein seiner Vollendung entgegen. Kleine, gebrauchte Holzfässer aus französischer Eiche verfeinern insbesondere die Tannine, derweil ihm neue Barriques aus amerikanischer Eiche feine Röstaromen nach Kaffee, Mokka und Vanille verleihen. Die gesamte, rund zwölfmonatige Barriquereife wird von der Kellermeisterin und vom Winzer persönlich überwacht. Regelmässig nimmt Josep Maria Albet i Noya mit der Pipette Proben aus den Fässern. Gestützt darauf wird entschieden, wann der Wein seine vollständige Reife und Harmonie erreicht hat und in Flaschen abgefüllt werden kann.
Der Vinya Laia hat schon manche kulinarische Nagelprobe mit Bravour und ohne Abstriche bestanden. Eleganz und Komplexität machen diese mediterrane Cuvée zu einem idealen Begleiter von verschiedenen Gemüsevariationen und unterschiedlich zubereiteten Fleischgerichten. Aber auch zu den beliebten Tapas passt er perfekt.
Ein alter Freund mit neuem Charme
Den Vinya Laia kenne ich nun schon seit 20 Jahren. Es ist ein Wein, über den man vielleicht nicht so viel spricht, den man aber immer gerne trinkt. Und das ist objektiv betrachtet viel besser, als wenn es umgekehrt wäre … Als die erste Selektion dieses Weins in den Barriques reifte, kam Laia Torres zur Welt, die Tochter der Albet-i -Noya-Kellermeisterin Marga Torres. Die Önologin hatte in diesem Jahr also sozusagen zwei Neugeborene zu betreuen. Was lag da näher, als dem Wein den gleichen Namen zu geben wie der Tochter. Jetzt sind beide Laias erwachsen geworden, haben aber glücklicherweise ihren ursprünglichen Charakter behalten. Ja, beide haben sich prächtig entwickelt. Laia, die junge Frau im Penedès, hat übrigens eben ihre Abschlussarbeit am Gymnasium über einen «homemade Merlot» geschrieben. Und ihr Namensvetter, der Wein? Auch der enthält neben Cabernet Sauvignon und Garnacha einen Anteil Merlot, womit sich der Kreis schliesst. Für den 2016er-Jahrgang wurden die Trauben noch strenger selektioniert als zuvor. Zudem wurde der Ausbau in neuem Eichenholz behutsam erhöht. Das Resultat ist ein überaus eleganter Wein mit mediterranem Charme. Er hat deutlich an Komplexität dazugewonnen, ohne dabei seine trinkige Frische zu verlieren. Wir finden in der Nase verführerische Aromen von Waldbeeren, Cassis, aber auch Heidelbeeren, Garrigue-Kräuter und sehr gut integrierte Würznoten. Auch im Gaumen schwingt viel Frucht mit. Das feinkörnige Tannin und die saftige Säure verleihen diesem samtig anmutenden katalanischen Gewächs eine animierende Beschwingtheit.
Thomas Vaterlaus ist Chefredaktor des Weinmagazins VINUM und Mitinhaber der Agentur mettler vaterlaus gmbh in Zürich. Seit vielen Jahren ist er auch regelmässiger Gastautor der WeinLese. In der allerersten Ausgabe vom Januar 2006 schrieb er unter dem Titel «Die doppelte Laia» eine erste grosse Reportage über den Vinya Laia.
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