Spanien – üppig grün wie selten

«Immer wenn ihr zu uns kommt regnet es», spottet Juan Sojo, Önologe der Weinkellerei Cerro La Barca in der Extremadura. Normalerweise gibt es in dieser Region, die an Andalusien und Portugal grenzt, 280-360 mm Niederschläge in einem ganzen Jahr. Heuer sind es bis Ende Mai schon 600 mm. Eine verkehrte Welt, bei uns in der Schweiz war es so trocken wie seit 150 Jahren nicht!

Begrünung im Weinberg

Bodenbegrünung bei Cerro la Barca in der sonst so trockenen Extremadura. Joaquí­n Salamancas Hund Bubu ist vor dem üppigen Grün kaum zu erkennen.

Gründüngung überragt die Reben

Aber auch in anderen Regionen Spaniens sorgen die vielen Winter- und Frühjahrniederschläge für eine Landschaft in ungewohnt üppigem Grün. Die im vergangenen Herbst eingesäte Gründüngung ist bei Albet i Noya im Penedès über anderthalb Meter in die Höhe geschossen. Ich habe Winzer Josep Maria empfohlen, die Begrünung statt zu mähen nur zu walzen, um so die Feuchtigkeit noch besser im Boden zurückzuhalten. Das hat er auf einer kleinen Fläche versuchsweise getan. Hier wird er nun jeden Monat die Bodenfeuchtigkeit messen und mit jener in den gemulchten Flächen vergleichen.

Albet i Noya

Josep Maria Albet i Noya ist Spaniens Biopionier – auch was Blumen im Weinberg betrifft.

Dank der vielen Niederschläge in den letzten zwei Wintern konnten sich im Penedès die Grundwasserreserven wieder erholen. Diese waren seit 2003 sehr tief gesunken. Auf der andern Seite werden die Winzer durch den Niederschlagsreichtum mit erhöhtem Druck durch Pilzkrankheiten wie echter und falscher Mehltau konfrontiert. Dies führt immer wieder zu Kritik an den Delinat-Richtlinien. Die Winzer monieren, diese seien bezüglich Einschränkung von Schwefel gegen echten Mehltau für die höchste Qualitätsstufe (3 Schnecken) zu streng und kaum erreichbar. Ich empfehle ihnen dann jeweils, den flüssigen Schwefel mit Backpulver und den Stäubeschwefel mit Steinmehl zu mischen. So kann die Schwefelmenge reduziert werden.

Neues, vielversprechendes Weingut

Ein absolutes Highlight habe ich zum Abschluss meiner Reise in Zamorra am Fluss Duero in Kastillien und Leon erlebt. Volvoreta ist ein neuer Betrieb, von dem wir im Herbst den ersten Wein erhalten werden. Noch nie habe ich eine so kompromisslose Winzerfamilie erlebt, die sowohl bezüglich Weinqualität als auch bezüglich Biodiversität das Maximum anstrebt. Antonio Alfonso, seine Tochter Maria (25) und ihr Bruder David (30) reduzieren zu Gunsten der Weinqualität ihre Erträge um 50%. Die 15 ha Weinberge sind Bestandteil einer wilden Heidelandschaft mit Überbleibseln früherer Kulturen: Pfirsich-, Mandel-, Feigen-, Walnuss-, Kastanien und Birnbäume. Daneben prägen Steineichen, Pinien, Schwarzpappeln und vor allem wilder Lavendel, Rosmarin, Thymian sowie andere aromatische Pflanzen das Bild.

Blumen im Weinberg

Weinqualität und Biodiversität stimmen nahezu perfekt: Weingut Volvoreta am Duero.

Gut möglich, dass Volvoreta zu den ersten Weingütern gehört, die die höchste Delinat Auszeichnung (3 Schnecken) erreichen.

Fragen und Antworten zum Lagerumzug

Die ersten Blog-Beiträge zum neuen Delinat-Zentrallager haben Fragen aufgeworfen und auch zu Kritik geführt. Offenbar haben wir noch zu wenig informiert. Im August wird die WeinLese ausführlich darüber berichten. Vorab hier einige Antworten.

Warum nur noch ein Weinlager statt zwei?
Durch den Aufbau der dezentralen Weindepots hat das Zentrallager in der Schweiz an Bedeutung verloren. Seit 2008 ist es stetig kleiner geworden. Im EU-Raum hingegen gibt es keinen dezentralen Aufbau und das deutsche Lager ist Jahr für Jahr gewachsen. Da die beiden Lager nur 15 km auseinander lagen, war ein Zusammenzug naheliegend und dank elektronischer Verzollung heute auch mit vertretbarem Aufwand möglich.

Wein ausliefern

In der Schweiz setzt Delinat auf dezentrale Auslieferung – zwar nicht mit dem Fahrrad, aber mit umweltfreundlichen Kompogas-Autos.

Was passiert mit dem Schweizer Personal?
Vom Umzug sind keine der 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Alle behalten ihre Arbeitsstelle an den bisherigen Standorten in Horn, St. Gallen, Olten und Bern. Und es wird ein Arbeitsplatz mit CH-Arbeitsvertrag mit Arbeitsort Weil am Rhein neu geschaffen. Nur das alte, bereits verkleinerte Zentrallager zieht um, also die Warenvorräte (siehe unten).

Ein Gebäude der hässlichen Art?
Für eine Industriezone ist das neue Gebäude im Gegenteil fast schon ein Schmuckstück. Wichtiger als Ästhetik zählt hier aber die Logistik-Infrastruktur, um mit möglichst wenig Energie eine optimale Leistung zu erzielen. Dazu gehören Bahnanschluss, Gebäudeisolation, Energiebilanz.

Hat das neue Lager Bahnanschluss?
Ja, Rhenus betreibt im Lager Weil einen grossen Güterbahnhof und unmittelbar daneben den Container-Rheinhafen. Bahnanschluss war bei der Standortwahl eines der wichtigsten Kriterien, weil Delinat immer die Bahn wählt, wenn die Strecke es ermöglicht.

Warum Standort Weil am Rhein?
Erstens ist Basel für Delinat ein idealer Knotenpunkt im Zentrum der wichtigsten Weinländer Italien, Spanien, Frankreich und den wichtigsten Kundendestinationen Schweiz und Deutschland. Dies gilt vor allem für den Schienentransport, der für Delinat eine zentrale Rolle spielt. Zweitens liegt Weil am Rhein (direkt an der Grenze) auf deutscher Seite – es fällt bei der Einlagerung kein Schweizer Zoll an. Und drittens bietet Weil mit seinen Gleis- und Schiff-Anschlüssen eine hervorragende Logistik-Infrastruktur. Übrigens liegt der neue Standort gerade mal 15 km vom alten entfernt.

Grasdach: Ein Feigenblatt?
Wer das glaubt, irrt. Warum sollte man 1000 Tonnen Erde auf einem Dach lagern und speziell verstärkte teure Stützen einbauen? Grasdächer haben zwei grosse Vorteile: Erstens isolieren sie ausgezeichnet, vor allem gegen die sommerliche Hitze. Und zweitens geben sie ein Stück Natur zurück. Bei richtiger Einsaat herrscht auf Gründächern eine erstaunliche Biodiversität. Im Unterschied zu landwirtschaftlich genutztem Land kann hier ohne Ertragsdruck Vielfalt gedeihen und ein Habitat für Insekten und Vögel werden. Googeln Sie nach „Gründach und Biodiversität“. Ein Beispiel in Zürich: bereits nach 2 Jahren wachsen 9 Pflanzen, die auf der roten Liste stehen.

Führt Delinat künftig weniger Schweizer Weine?
Im Gegenteil, das Sortiment wächst – wir werden im Herbst-Katalog mehr Schweizer Weine anbieten als je zuvor.

Was ist das «Weindepot» und was das «Zentrallager»?
Die bisherigen «Abhollager/Ladengeschäfte» in St. Gallen, Bern und Olten sind vom Umzug nicht tangiert und bleiben mit unveränderten Öffnungszeiten bestehen. Drei neue Weindepots sind in Planung. Von den 6 Standorten wird künftig regional ausgeliefert, was über 50% der Schweiz abdeckt. Das Zentrallager hat dadurch seit 2008 stetig an Bedeutung verloren und ist deutlich kleiner geworden.

Wer liefert mir an die Haustüre?
Im Einzugsgebiet der Weindepots wird Delinat zunehmend selbst ausliefern. Das hat grosse Vorteile, weil wir einen deutlich besseren Service als die Postdienste bieten können. In die Gebiete, die weiter entfernt von Weindepots liegen, läuft alles weiter wie bisher. In Deutschland wird künftig mehr per Hermes geliefert, weil dadurch ein Umpacken in spezielle Postkartons entfällt und die Bruchgefahr deutlich kleiner ist.

Wird die Lieferung in der Schweiz teurer?
Nein, im Gegenteil. Die Entwicklung der Post-Preise hätte uns schon bald zu einer Erhöhung des Portoanteils gezwungen. Dank eigenem Auslieferdienst bleibt es beim günstigen Porto.

Muss ich bei der Lieferung Zoll/MWST bezahlen?
Die Schweizer Preise enthalten Zoll und Verzollungskosten, die Flaschen-Entsorgungsgebühr und die Schweizer Mehrwertsteuer. Es ändert sich nichts gegenüber bisher.

Wie transportiert Delinat?
Auf langen Strecken wird vor allem auf der Schiene transportiert. Die Schweizer Weindepots liefern mit leichten Kompogas-Fahrzeugen aus.

Wie schnell wird geliefert?
Die Umstellung wird zu rund einem Tag schnellerer Auslieferung führen. Weindepots werden in wöchentlich festen Touren liefern. Man bekommt dann seine Sendung immer am selben Wochentag und kann sich besser darauf einrichten. Wer im „letzten Moment“ bestellt, bekommt die Sendung innerhalb von 24 Stunden.

Warum sind die Preise in der Schweiz höher?
Siehe auch oben: Zoll/MWST. Ausser diesen zwei Faktoren fallen in der Schweiz auch noch deutlich höhere Kosten für die Auslieferung an – etwa das Doppelte gegenüber Deutschland. Hingegen profitieren Schweizer von der tiefen MWST. Das macht sich vor allem bei den höherpreisigen Weinen bemerkbar. Im Gegensatz zu Zoll und Lieferkosten, die sich pro Gewichtseinheit niederschlagen und damit vor allem die günstigen Weine stark belasten. Der immer stärker werdende Franken und der schwächelnde Euro wiederum bewirken, dass früher eingekaufte Weine in der Schweiz nicht mehr dem aktuellen Kurs entsprechen und zu teuer erscheinen. Das wird sich mit dem neuen EU-Lager ändern, weil die Währung dann erst zum Zeitpunkt des Verbrauchs gewechselt wird und nicht schon zum Zeitpunkt des Einkaufs. Erstmals wird dieses System im Herbst-Katalog umgesetzt.

Haben Sie weitere Fragen? Schreiben Sie uns, vielen Dank.

Der kalte Hauch des Kommunismus

Während 40 Jahren war Bulgarien unter kommunistischer Herrschaft. Nach dem Fall der Berliner Mauer setzte auch hier ab 1990 der Übergang zu einer demokratischen Republik ein. Auf unserer Fahrt durch das Land erinnern noch immer hässliche Plattenbauten in den Vorstädten und zerfallende Kolchosen auf dem Land an diese Zeiten.

Imker in Bulgarien

Bio-Imker Gregori Kolchev hält seine Bienenvolker in einem zur Zeit des Kommunismus berühmten und berüchtigten Jagdgebiet.

Eine unheimliche Begegnung

Ganz extrem wird es, als wir bei Bienenzüchter Gregori Kolchev in der Nähe der Stadt Silistra im Nordosten Bulgariens Station machen. Schon die Zufahrt durch ein breites Gittertor jagt mir einen kalten Schauer den Rücken hinunter. Einige 100 Meter später passieren wir einen heute unbewachten Sicherheitsposten. Dann dringen wir durch verschlungene Waldwege zu einem alten Jagdhaus vor. In der düster-dunklen Stube hängen Jagdtrophäen. Auf einem Salontisch warten Whisky, Cola, Wurst, Käse und Schokolade auf uns. Wir lassen uns in die schweren Ledersofas nieder.

Jagdhütte in Bulgarien

Die Elite des Kommunismus ist nicht mehr da – heute empfangen hier die Bio-Imker Gregori Kolchev (ganz links) und Christofor Petrov (mit Hirschgeweih) ihre Jagd- und Bienenzucht-Freunde.

«In diesen Sesseln haben sich einst die kommunistische Elite Bulgariens und Staatsmänner wie Nicolae Ceausescu, Fidel Castro oder Erich Honecker nach gemeinsamer Jagd zugeprostet», erzählt uns Gregori. Irgendwie überkommt mich ein unheimliches, beklemmendes Gefühl. Ich bin erleichtert, als wir das Jagdhaus verlassen und uns Gregori seine in der Nähe stationierten Bienenstöcke zeigt.

Honig erhält gesund und fit

So richtig wohl ist mir aber erst wieder, als wir dieses unheimliche Revier verlassen. Die Reise geht weiter südwärts. Nach rund einstündiger Fahrt warten am Ende eines dschungelähnlichen Weges durch blühende Robinienwälder Kostadin Tachev und seine Frau Ginka auf uns. Was für ein Kontrast zur beklemmenden Atmosphäre im Jagdrevier: Es ist der bisher schönste Platz mit Bienenstöcken, den wir antreffen. Das Imkerpaar ist mitten im lichten Wald in einem einfachen Häuschen gerade dabei, frischen Blütenhonig zu schleudern.

Imker und Bienenhonig in Bulgarien

Das Bienenzüchterpaar Kostadin (links) und Ginka Tachev (Mitte) empfängt uns freundlich in einem wahren Imker-Paradies.

«Wir essen selber jeden Tag viel Honig. Das gibt uns Kraft und Gesundheit», sagt Kostadin. Er liebt die Natur über alles. Mit der Jagd hat er, im Gegensatz zu den meisten andern bulgarischen Imkern, nichts am Hut. «Ich kann kein Tier töten», sagt er.

Bio-Honig in Bulgarien

Frischer Honig, direkt im Wald produziert: Ginka Tacheva bereitet die mit Honig gefüllte Wabe zum Schleudern vor.

Alle Reiseberichte aus Bulgarien:

Tag 1: Ein glückliches Leben dank Bienenzucht
Tag 2: Böse Bienen und blutrünstige Zecken
Tag 3: Der kalte Hauch des Kommunismus

Böse Bienen und blutrünstige Zecken

Heute erfahren wir am eigenen Leib, mit welchen grossen und kleinen Gefahren bulgarische Bienenzüchter in ihrem Imkeralltag zu kämpfen haben. Wir sind bei Imker Asen Asenov weitab von jedem Dorf im Naturpark Rusenski Lom im Nordosten Bulgariens. Rund 200 Bienenstöcke stehen hier in und vor einem lichten Wald.

Imker in Bulgarien

Imker Asen Asenov zeigt uns Relikte aus vergangenen Zeiten – hier ein ehemaliger Bienenstock. Ich schütze mich angesichts der vitalen Bienen lieber mit professioneller Vollmontur (rechts).

Ist es der Lärm einer alten Mähmaschine in der Nähe, der die Bienen verrückt macht? Jedenfalls gebärden sie sich in höchstem Masse aggressiv. Da hilft nur gute Schutzkleidung. Die schwarze, kurze Hose von Delinat-Reporter Hans Wüst ist aber das pure Gegenteil.

Bienenhonig in Bulgarien

Aggressive Bienen: Gute Schutzkleidung tut Not.

Ein Fotoshooting mit mir und dem Imker fällt einer Bienenattacke zum Opfer. Fotograf Hans sucht fluchtartig das Weite. Mit einem Stich in die linke Wade kommt er letztlich noch glimpflich davon. Mir selber bleiben glücklicherweise geschwollene Körperteile erspart. Dafür entdecke ich am Abend im Hotel eine kleine, schwarze Zecke, die sich draussen in der wilden und teilweise noch unberührten bulgarischen Natur an meinem Körper festgesaugt hat.

Schlangenbändiger

Mit stechenden Bienen und beissenden Zecken sind die Imker im Frühling fast täglich konfrontiert. Schon etwas spezieller ist die Begegnung, die uns Bienenzüchter und Hobbywinzer Marcho Alexandrov in seiner Pergola in dramatischem Jägerlatein schildert. Er hält in der Nähe des Tichasees knapp 100 Kilometer von der Schwarzmeerküste entfernt 40 Bienenvölker.

Schlangenfaenger

Marcho Alexandrov züchtet nicht nur Bienen, er ist auch Hobbywinzer und «Schlangenbändiger».

Vor ein paar Tagen wurde er in seinem Garten von einer 1,5 Meter langen Würgeschlange bedroht. Mit einem gezielten Stockschlag gelang es ihm, die seinen Aussagen zufolge tödliche Gefahr zu bändigen. Zum Beweis, dass er uns keine Räubergeschichte auftischt, führt er uns auf eine Wiese, greift ins hohe Gras und hebt das tote Reptil in die Höhe. Dann stossen wir mit seinen sehr speziellen Weinen, die er ausschliesslich für den Eigenkonsum keltert, auf ein gutes Honigjahr 2011 an.

Alle Reiseberichte aus Bulgarien:
Tag 1: Ein glückliches Leben dank Bienenzucht
Tag 2: Böse Bienen und blutrünstige Zecken
Tag 3: Der kalte Hauch des Kommunismus

Ein glückliches Leben dank Bienenzucht

Für einmal bin ich nicht in Sachen Wein, sondern zusammen mit unserem Reporter Hans Wüst in Sachen Bio-Honig in Bulgarien unterwegs. Was beim Wein Standard ist, gilt auch hier: Wir wollen vor Ort erfahren, in welchem Umfeld die verschiedenen Honige entstehen, welche Menschen dahinterstecken und wie sie produziert werden. Den Zeitpunkt für die Reise habe ich bewusst gewählt: Jetzt stehen die grossflächigen Robinienwälder in voller Blüte. Die Bienen umschwärmen die weissen Blüten und holen sich den Nektar für den beliebten Akazienhonig.

Akazien in Bulgarien

Zurzeit blühen in Bulgarien die Robinien (Falsche Akazie). Aus dem Nektar produzieren die Bienen den beliebten Akazienhonig.

Kundiger Reiseführer

In Sofia treffen wir unseren englisch sprechenden Honig-Partner Gerasim Dochev, der uns in die entlegensten Winkel Bulgariens zu den Bienenzüchtern führt. Die Imker sind einfache Bauersleute, die neben bulgarisch höchstens noch etwas russisch sprechen. So sind wir froh um die Reiseführer- und Dolmetscherqualitäten von Gerasim, der uns auf dieser Reise mit seinem grossen geschichtlichen Hintergrundwissen und einigen Abstechern zu historischen und kulturellen Stätten auch viel über die bulgarische Kultur und Geschichte vermittelt.

Bauernfuhrwerk in Bulgarien

Die Bilder auf dem Land erinnern an alte Zeiten: Viele Bauern sind noch mit Ross und Wagen unterwegs aufs Feld.

Bilder wie vor 100 Jahren

Erste Station ist das kleine, abgelegene Dorf Chilnov im Naturpark Rusenski Lom im Nordosten Bulgariens. Auf dem Weg zu Bienenzüchter Nuereitin Nieziew wird rasch klar, wie ärmlich und einfach das ländliche Leben in Bulgarien bis heute geblieben ist. Viele Bauern sind noch immer mit Ross und Wagen unterwegs. Nuereitin zeigt uns seine hellblauen und gelben Bienenstöcke inmitten blühender Robinien. Hier summt und brummt es – die Produktion von Akazienhonig läuft in diesem Frühling auf Hochtouren. Ganz anders als im letzten Jahr, als die Ernte von Akazienhonig wegen starken Regenfällen und tiefen Temperaturen fast vollständig ausgefallen war.

Imker in Bulgarien

Nuereitin Nieziew mitten in seinen Bienenstöcken unter blühenden Robinien. Vom weltweiten Bienensterben sind seine Völker bisher verschont geblieben.

Gesunde Bienenvölker

Fast schüchtern erzählt der 42-Jährige von seinem einfachen Leben als Bienenzüchter. Seine 150 Bienenvölker produzieren neben Akazien- vor allem auch Lindenhonig. Probleme mit Krankheiten oder Bienensterben kennt er kaum: «Ich züchte alle meine Königinnen selber. Ausserdem ernähren sich meine Bienen im Winter vom eigenen Honig. Es gibt keine Zufütterung», nennt er neben der intakten Natur zwei weitere Gründe für die robuste Gesundheit seiner Völker. Die Bienenzucht ermöglicht Nuereitin und seiner Familie eine gute Existenz. Seine Ansprüche sind allerdings bescheiden. «Ich war bisher erst einmal in meinem Leben in Sofia, im Ausland noch überhaupt nie», sagt er. Dann steigt er in seinen 14jährigen Lada und führt uns über löchrige Strassen zu den nächsten Imkern.

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Die Vielfalt der Schaumweine entdecken

Für den König unter den Schaumweinen – den Champagner – gelten rigorose Regeln. Die wichtigste: Es dürfen nur Trauben aus dem Weinbaugebiet Champagne verwendet werden. Für Schaumweine, die ausserhalb der Champagne mittels Flaschengärung hergestellt werden, darf heute nicht einmal mehr die Bezeichnung «Méthode champenoise» verwendet werden.

Schaumwein

In Champagnerflûtes lassen sich die aufsteigenden Bläschen schön beobachten und die Aromen kommen gut zur Geltung. Sektschalen dagegen sollten Sie meiden – das Bukett verfliegt schnell!

Dabei ist die klassische Champagner-Methode weit verbreitet. So werden Schaumweine aus anderen Regionen Frankreichs (Crémant, Blanquette), aus Spanien (Cava) und Deutschland (Winzersekt) stets nach diesem aufwändigen Verfahren hergestellt. Die im Schaumwein vorhandene Kohlensäure entsteht bei der zweiten Gärung in der Flasche. Über Monate oder gar Jahre bleibt der Wein auf der Hefe. Dadurch erhält er sein spezielles Aroma und die individuelle Perlage.

Es geht auch bescheidener

Einfacher ist das Tankgärverfahren. Mit dieser Methode werden die meisten Schäumer wie Spumante, Prosecco und deutsche Sekte hergestellt. Der Wein durchläuft die zweite Gärung nicht in der Flasche, sondern in grossen Edelstahltanks, wo sich auch die Kohlensäure bildet. Dieses Verfahren ist wesentlich kostengünstiger, schneller und weniger aufwändig als die Méthode classique. Die Qualität einer Flaschengärung mit hoher Perlfähigkeit schafft man damit in der Regel aber nicht.

Die einfachste und kostengünstigste Methode ist das Kohlensäureverfahren. So erhält beispielsweise unser Perlwein Delsecco seine feine Perlage ohne zweite Gärung durch direkte Zugabe von Kohlensäure.

Die Unterschiede entdecken

Das Probierpaket Schaumweine bietet jetzt eine gute Möglichkeit, anhand sechs verschiedener Flaschen die Unterschiede der Produktionsverfahren und der geografischen Herkunft direkt im Gaumen zu entdecken. Und es ist eine gute Gelegenheit, echte Alternativen zu den oft recht teuren Champagnern zu testen. Mehr zum Thema und ein paar Tipps, wie Schaum- und Perlweine über den Apéro hinaus viel Freude machen, finden Sie in der WeinLese 22.

Wie halten Sie es mit den Schäumern?

Welche Art von Schaumwein ziehen Sie persönlich vor? Stehen Sie ausschliesslich auf Champagner oder darfs auch mal ein anderer Schäumer sein? Bei welcher Gelegenheit lassen Sie die Korken knallen? Nur zum festlichen Apéro oder auch, wenn sie einen prickelnden Begleiter für eine ganze Mahlzeit suchen? Vielen Dank für Ihren Kommentar.

Buchhalter/in gesucht!

Die meisten meiner Bekannten verabscheuen Buchhaltung, verbinden sie mit unliebsamem und pedantischem Sammeln und Ablegen von Belegen und mühsamen Abrechnungen. Viele denken bei «Buchhaltung» auch an Steuern, das Finanzamt und bürokratische Zwänge. Doch es gibt auch die anderen: Jene seltenen Zahlenmenschen, die nichts lieber tun als buchen, rechnen, ausgleichen und nicht ruhen, bis Soll und Haben stimmen.

Buchhaltung

Rechnen, bis die Summen stimmen: Nicht für alle ist Buchhaltung ein Traumjob. Wir suchen die Ausnahmen.

Im Herbst verlässt uns unsere langjährige Buchhalterin, um im fernen Australien Sprache, Land und Leute kennenzulernen. Jetzt suchen wir eine/n würdige/n Nachfolger/in. Einen Zahlenmenschen, der sich glücklich schätzt, die Bücher für ein nachhaltiges Unternehmen führen zu dürfen. Hauptaufgabe bildet die Debitoren-Buchhaltung mit ihren vielen Zahlungseingängen via Bank, Post und Einzugsverfahren. Auch der telefonische und schriftliche Kundenkontakt gehört dazu, die Nachforschung nach verschollenen Zahlungen und die freundliche Beratung von Kunden, die infolge schwieriger Finanzlage um eine Verlängerung der Zahlungsfrist bitten.

Vielleicht kennen Sie jemanden, die oder der sich für diese Stelle eignen würde? Dann sind wir dankbar fürs Weitersagen. Bewerbungen nehme ich gerne direkt entgegen: k.schefer@delinat.com (max. 2 MB) und beantworte auch gerne Fragen. Weitere Informationen finden Sie auch hier.

Weingenuss mit dem richtigen Glas

Beim Tanz ums Weinglas lautet die Frage aller Fragen: Wie viele verschiedene Gläser brauche ich, um Wein in seiner breiten Vielfalt optimal geniessen zu können? Heute gibt es praktisch zu jedem Wein ein spezielles Glas. Wer diesem Kult huldigt, liegt zwar kaum falsch. Es geht aber auch deutlich einfacher – und zwar ohne grosse Abstriche beim Weingenuss. In der Regel reichen ein klassisches Weisswein- und ein klassisches Rotweinglas – allenfalls noch ein schlankes, hohes Glas für Schaum- und Perlwein.

Delinat-Universalglas zur Degustation

Das Delinat-Universalglas ist von der Sommelier-Union Deutschland zertifiziert und überzeugt mit der dezent aufgedruckten Weinbergschnecke  auch optisch.

Darauf sollten Sie achten

Entscheidend ist, dass die Gläser dem Wein gerecht werden und seine Qualitäten adäquat und würdevoll zum Ausdruck bringen. Das schaffen glasklare, dünnwandige Gläser mit einem Stiel und gegen oben verengtem Kelch am besten. Solche Weingläser bewahren die Düfte im Glas, so dass das Bouquet in seiner ganzen Pracht ausgekostet werden kann. Zudem sollten Weiss- und Rotweingläser genügend gross sein, um den Wein darin schwenken zu können, damit sich die Aromastoffe voll entfalten können. Unsere klassischen Rotwein– und Weissweingläser von Spiegelau decken ein breites Spektrum ab und bieten viel Trinkkomfort.

Wer es gerne etwas einfacher hat, ist mit dem Delinat-Universalglas bestens bedient. Das grösste französische Weinmagazin «Revue du Vin de France» hat das Delinat-Universalglas in einem breit angelegten Test als «bestes Allround-Glas» ausgezeichnet: Die Wahrnehmung des Buketts in der Nase stimme harmonisch mit dem Geschmacksempfinden am Gaumen überein, schreibt das Magazin.

Richtige Pflege ist wichtig

Ebenso wichtig wie die Wahl des passenden Glases ist der richtige Umgang damit. Modrige Düfte vom Schrank oder Gläsertuch sowie Parfüm vom Spülmittel machen die besten Tropfen ungeniessbar. Bewahren Sie deshalb Ihre Weingläser am besten auf dem Fuss stehend in einem geruchsneutralen, staubfreien Schrank auf.

Frostschäden bei deutschen Winzern

Ein Winzer, zumal ein Biowinzer, lebt mit der Natur und von der Natur. In der Regel kommen beide miteinander gut zurecht; der Biowinzer versucht, die Natur zu verstehen und sein Verhalten nach ihr auszurichten. Manchmal fällt das Verständnis aber schwer – Alexander Pflüger vom Weingut Pflüger in der Pfalz schrieb:

«Doch die Natur kann auch für uns unbegreiflich sein. In der Nacht vom 3. Mai auf den 4. Mai erfroren mehr als 5 Hektar unserer Weinbergsfläche durch „die Hand der kalten Sophie.“ Ein wahrhaft trauriger Anblick, der sich uns in den frühen Morgenstunden des 4. Mai offenbarte. Weinberge, am Tag zuvor in forschem Grün, aufstrebend zum Leben bereit, waren nun schwarz und eingedörrt.»

Frostschäden im Weinberg

Welch ein Unterschied: links gesunder Riesling, rechts die vom Frost geschädigten Reben (beides auf dem Hirschhof).

Die deutschen Weinregionen, vor allem die Südpfalz und Franken, wurden in dieser Nacht von kalten Luftmassen regelrecht heimgesucht. Diese zogen an flachen Lagen langsam vorbei oder setzten sich in Niederungen als Kaltluftseen fest – und verursachten dort an den Reben verheerende Schäden. «Die Reben lassen förmlich die Köpfe hängen» schrieb mir Tobias Zimmer vom Weingut Hirschhof in Rheinhessen. Dort hatten sich noch vor kurzem Delinat-Kundinnen und Kunden in einem Weinseminar vom vitalen Zustand der Reben überzeugen können. Jetzt aber sind etwa 10% der Reben am Hirschhof vom Frost geschädigt und werden zunehmend braun. Tobias hofft, dass die geschädigten Reben noch Seiten- oder Geiztriebe bilden, so dass sie nicht vollständig absterben.

Ähnlich ist die Situation beim Weingut Pflüger in der Pfalz. Dabei haben beide Winzer noch Glück im Unglück: In flachen Lagen sind bis zu 80% der Weinberge betroffen. Aber – da sind sich beide einig – ein Biowinzer wird auch weiterhin mit der Natur leben. Alexander Pflüger schreibt:

«Es ist wiederum an uns, einen naturgegebenen Prozess zu fördern: Das Leben. Schon bald wird sich neues Grün zeigen. Und es ist unsere Aufgabe, die Pflanze in ihrem neuen Werden zu unterstützen.»

 

Dauerregen als Spielverderber

Es war im vergangenen Herbst beim Besuch auf dem spanischen Weingut Cerro La Barca. Ein ganzer Tag war eingeplant für das Anpflanzen von ökologischen Hotspots und das Aussäen einer vom Delinat-Institut zusammengestellten Saatgutmischung in einer problematischen Rebparzelle.

Begrünung im Weinberg

Die spezielle Leguminosensaat soll helfen, die Feuchtigkeit im sonst extrem trockenen Boden der Extremadura zu halten.

Alles bereit

Spaniens Weinberge sind sonnenverwöhnt und so war es nur normal, dass wir bei der Ankunft in der Extremadura auf strahlend blauen Himmel und milde November-Temperaturen trafen. Alles war bereit für den Saat- und Pflanztag: Winzer Joaquin Salamanca und seine Önologe Juan Sojo hatten Steineichen, Pinien, Fruchtbäume, Oleander und verschiedene Kräuterstauden besorgt. Die Saatgutmischung lag ebenfalls bereit.

Wetterkapriolen

Am nächsten Morgen sollte es losgehen. Doch dann erwachte ausgerechnet der neue Tag als grauer Miesepeter. Es regnete in Strömen – stundenlang und ohne Unterbruch. An ein Ausbringen der Grünsaat war bei diesen Bedingungen nicht zu denken. Vom Pflanzen der Hotspots liessen wir uns vorerst aber nicht abschrecken. Doch bald klebte so viel von der klumpig gewordenen roten Erde an den Schuhen, dass alle plötzlich einen Kopf grösser waren und im Weinberg nur noch schweren Schrittes vorankamen. Immerhin: Es reichte für das Pflanzen einiger Bäume und Büsche, ehe wir auch hier die Segel streichen mussten.

Begrünter Boden als Wasserspeicher

Was damals wegen des schlechten Wetters versäumt wurde, ist mittlerweile natürlich längst nachgeholt. Die Parzelle mit der speziellen Leguminosesaat präsentiert sich heute bereits als feiner grüner Teppich. Sie war lange ein Sorgenkind von Joaquin Salamanca. Die gewaltige Hitze hinterliess jeweils gewaltige Risse im Boden. Dadurch konnte viel Bodenfeuchtigkeit entweichen, die den Reben dann als Durstlöscher fehlte. Von daher war der eintägige Dauerregen im November ein Segen. Der Boden konnte sich so richtig mit Wasser vollsaugen. Die nächsten Monate werden nun zeigen, wie wirkungsvoll die Bodenbegrünung die Feuchtigkeit im Boden zu halten und den Reben zugänglich zu machen vermag.