Am Anfang war es nur ein Gedanke. Er entstand 1979 in den totgespritzten Walliser Weinbergen. Wie sollen in so einer Wüste gute Weine wachsen? Wie unterscheiden sie sich von solchen, die in blühender Biodiversität reifen?
Es folgte eine Zeit intensiver Beobachtung. Aus dem Gedanken reifte eine These, die heute als bewiesen gilt: Komplexe, aromatische Weine entstehen in reicher Vielfalt, in gesunder Natur. Wenn die Wurzeln im Wasser- und Nahrungswettbewerb stehen, wenn Blumen, Kräuter, Pilze und Reben in Symbiose leben. Wenn Würmer, Bakterien, Nematoden, Hefen den Stoffwechsel im Boden in Gang halten, den Kreislauf schliessen, die unverdaulichen Stoffe aufbrechen und den Wurzeln als Nahrung zur Verfügung stellen.
Milliarden Organismen leben in einer Handvoll gesunder Weinbergserde. Damit das möglich ist, braucht es allerdings auch oberirdisch eine reiche Vielfalt. Denn es gibt auch einen vertikalen Kreislauf: Luftstickstoff und Photosynthese erzeugen Nährstoffe, die schliesslich in die Erde gelangen. Insekten, Vögel und Kleintiere leben in und von den blühenden Kräutern zwischen den Reben, und zum Kreislauf tragen ihre Ausscheidungen bei, die den Boden düngen. Zur vertikalen Biodiversität gehören aber auch Bäume, Hecken und Büsche, ohne die sich Vögel und Kleintiere nicht nachhaltig ansiedeln.
So entstand in der Entwicklung der Delinat-Methode eine zunehmende Fokussierung auf eine reiche Vielfalt im Weinberg. Alles andere ergibt sich fast von selbst – das Ökosystem ist stabil, der Winzer hat weniger Arbeit, der Traktor fährt seltener. Dass davon nicht nur die Weinqualität profitiert, sondern vor allem auch die Natur, macht die Biodiversität doppelt interessant. Auch das gehörte am Anfang zur Delinat-These, und auch das gilt heute als bewiesen: Ökonomie und Ökologie stehen nicht im Widerspruch zueinander, im Gegenteil! Delinat-Winzer liefern sich heute einen Wettstreit um möglichst grosse biologische Vielfalt im Weinberg. Die aktivsten haben Aussicht, zum Biodiversitätswinzer des Jahres gewählt zu werden.
Jedes Weingut hat sein eigenes Konzept
Weinberge sind eine Dauerkultur. Für Jahrzehnte wachsen Reben auf der gleichen Parzelle. Eine Fruchtfolge wie bei Ackerkulturen, durch die sich der Boden regenerieren kann, ist nicht möglich. Damit die Natur im Weinberg trotzdem im Gleichgewicht ist, muss ein Ökosystem auf den Rebflächen geschaffen werden. Die Basis dafür ist eine vielfältige Begrünung, die den Boden lockert und das Bodenleben aufbaut. Damit wird Humus gebildet, und die Reben werden mit Nährstoffen versorgt. Diese Nährstoffe werden auf wunderbare Weise durch Würmer, Pilze, Bakterien und Mikroorganismen aus dem Boden und der Luft mobilisiert und den Reben zur Verfügung gestellt. Je vielfältiger die Begrünung, umso vielfältiger das Bodenleben und umso besser die Nährstoffversorgung der Reben. Die Begrünung hat zudem noch eine wichtige Funktion als Erosionsschutz. Steile Weinberge sind tendenziell stärker erosionsgefährdet als flachere Lagen.
Um das Ökosystem Reben noch vielfältiger zu gestalten, pflanzen kreative Winzer an Zeilenenden oder angrenzend an die Reben Sträucher wie Wildrosen, Rosmarin, Lavendel und vieles mehr. Wichtig sind auch grosse Bäume, sie dienen als Trittbrett für Insekten und Vögel. Ebenfalls wertvoll sind Totholzhaufen, Steinhaufen, Trockenmauern und Insektenhotels. Das sind willkommene Unterschlupfmöglichkeiten für Kleintiere und Insekten.
Für jeden Winzer stellt sich die Herausforderung, die Artenvielfalt im Weinberg zu fördern, ein bisschen anders. In südlichen Gebieten (Südfrankreich, Italien, Spanien, Portugal) wachsen in der Nähe von Reben meistens noch Oliven- und Mandelbäume. Das alleine ist schon eine schöne Bereicherung der Landschaft. Oftmals hat es in solchen Gebieten auch noch genügend Freiflächen, um zusätzliche Bäume und Sträucher zu pflanzen. Allerdings brauchen diese Pflanzen hier lange, um gross zu werden, da es oft sehr trocken ist.
Vielfalt bei deutschen Winzern
In nördlichen Gebieten ist vielfach weniger Platz vorhanden. Parzelle zwängt sich hier oft an Parzelle, ergo gibt es nur wenig Freiflächen, um zusätzliche Bäume zu pflanzen oder ökologische Brachen auszuscheiden. Dass es aber auch in intensiv genutzten Kulturlandschaften möglich ist, einen Weinberg als funktionierendes Ökosystem zu gestalten, zeigen unsere deutschen Winzer. Einer von ihnen, Timo Dienhart vom Weingut zur Römerkelter, wurde zum Biodiversitätswinzer 2018 gewählt. Er und unsere anderen deutschen Winzer legen auf den nachfolgenden Seiten dar, wie sich die Biodiversität in ihren Rebbergen präsentiert und welchen Einfluss sie auf die Weine hat.
Weingut zur Römerkelter, Mosel
Timo Dienhart …
Wir arbeiten schon sehr lange an artenreichen Weinbergen. Mein Vater begann diesen Weg bereits 1977, weil er genug hatte von den Schäden, die die Agrarchemie und die damalige Lehrmeinung anrichteten. In all den Jahren haben wir ein vorbildliches Begrünungskonzept und Artenschutzzonen (Bio-Hotspots) inmitten der Weinberge geschaffen. Unsere Begrünung beruht auf einer eigenen, vielfältigen Saatmischung mit zahlreichen Leguminosen. Der blühende Pflanzenteppich lockert mit seinem vielfältigen Wurzelwerk den Boden, reduziert Verdunstung und verhindert Erosion. Die Leguminosen versorgen die Reben zudem mit Nährstoffen und binden grosse Mengen CO2 aus der Atmosphäre. Wir stellen auch selber hochwertigsten Kompost und Pflanzenkohle her, sodass wir auf zugekaufte Dünger verzichten können.
«Unser Begrünungskonzept beruht auf einer
eigenen, vielfältigen Saatgutmischung.»
Timo Dienhart
Durch die Pflanzenvielfalt und die Bio-Hotspots, zu denen auch hohe Stangen und Nistkästen für Vögel und Fledermäuse gehören, entstehen ganzjährige Refugien für Nützlinge, die uns helfen, Krankheiten und Schädlinge im Griff zu halten. Natürlich ist das Ganze mit Mehrarbeit verbunden, und eine üppige Begrünung kann in einem trockenen Sommer auch rasch mal zur Konkurrenz für die Reben werden. In solchen Fällen gehen wir pragmatisch vor und walzen oder mulchen die Begrünung.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Weine durch sinnvolle Artenschutzkonzepte besser werden. Immer, wenn ich mit der Hacke arbeite, fällt mir auf, wie fantastisch die Erde duftet. Die vom Boden und von Kräutern angereicherten Aromen sind später auch im Weinglas wahrnehmbar.
… und der Wein zum Tag der Biodiversität
Der von Delinat zum Biodiversitätswinzer 2018 gekürte deutsche Mosel-Winzer Timo Dienhart überrascht uns zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt vom 22. Mai mit einer Riesling-Spezialabfüllung. Die Trauben für den bee Biodiversitäts-Riesling stammen aus den Lagen Honigberg und Römerpfad im Urstromtal der Mosel.
Die beiden Steillagen sind ein Sinnbild für Artenvielfalt. Schon vor etlichen Jahren hat Timo Dienhart eine vielfältige Saatgutmischung entwickelt, die speziell auf die Böden seiner Rebberge abgestimmt ist. Bis zu 50 verschiedene Pflanzen, darunter viele nährstoffspendende Leguminosen, machen die Mischung aus, die für eine üppige Begrünung in den Weinbergen sorgt und zu einem natürlich funktionierenden Ökosystem beiträgt.
Erst kurz vor Ostern hat Timo Dienhart den bee Biodiversitäts-Riesling auf die Flasche gezogen. Die von Hand gelesenen Trauben vergärten durch natürliche Hefen bei kühlen 14 bis 16 Grad langsam und regelmässig. Bis Mitte Februar lagerte der Wein auf der Feinhefe. In dieser Zeit bildeten sich komplexe Aromen und elegante Fülle. Jetzt ist der Biodiversitätswein trinkbereit. Er begeistert durch komplexe Fruchtaromen, elegante Stilistik und erfrischende, gut eingebundene Säure, die mit der leichten Restsüsse bestens harmoniert.
bee Biodiversitäts Riesling
Weingut zur Römerkelter
Deutscher Qualitätswein, Mosel 2017
Weingut Battenfeld-Spanier, Rheinhessen
Oliver Spanier
Biodiversität hat auf unserem Weingut eine hohe Bedeutung. Wir sehen den Weinberg und seine nächste Umgebung als natürliches Ökosystem, von dem die Rebe ein Teil ist. In einem natürlichen Weinberg-Ökosystem gehen Reben, Bakterien, Pilze, Hefen, Bodenlebewesen, Insekten, Vögel, Begrünung und Gehölze eine mehr oder weniger symbiotische Verbindung ein. Je artenreicher so ein System ist, desto stabiler ist auch das Verhältnis von Antagonisten und Protagonisten.
«Artenreichtum bedeutet gesunde Reben und spiegelt sich in ausdrucksstarken Weinen wider.»
Oliver Spanier
Dank unserer langjährigen ökologischen Bewirtschaftung zeichnen sich unsere Rebberge durch gesundes, vielfältiges Bodenleben, zahlreiche angrenzende Hecken und Bäume, vielfältige Begrünung mit Kräutern und Blühpflanzen sowie einen hohen Anteil an tierischen Nützlingen aus. Dieser Artenreichtum bedeutet gesunde Reben und spiegelt sich in ausdrucksstarken Weinen wider.
Leider fehlt noch vielen Winzerkollegen und Landwirten ein entsprechendes Bewusstsein. Die Förderung von Biodiversität wäre effektiver und für alle auch einfacher, wenn jeder seinen Teil beitragen würde. Die Umstellung auf ökologischen Weinbau und das gemeinsame Anlegen von Rückzugsflächen wären bereits ein guter Anfang.
Weingut Hirschhof, Rheinhessen
Tobias Zimmer
Wir kultivieren und pflegen unsere Weinberge so, dass sich das natürliche Ökosystem weitgehend entfalten kann. Das bedingt eine intakte biologische Vielfalt. Diese erreichen wir unter anderem mit artenreicher Begrünung und aktivem Artenschutz wildlebender Tier- und Pflanzenarten. Besonders stolz bin ich auf die vielen Natursteinmauern in unseren Weinbergen. Dort lebt und tummelt sich eine Vielzahl an Tieren und Insekten jeglicher Art.
In den letzten Jahren haben wir altersschwache Rebstöcke gerodet und dort diverse Hotspots angelegt. Für Greifvögel wurden Sitzstangen aufgestellt. Die Vögel nutzen diese gerne, vor allem, um Mäuse zu jagen. Auch haben wir Nistkästen für diverse Vogelarten im Weinberg verteilt. In naher Zukunft sollen die Insekten, speziell Wildbienen, mehr gefördert werden.
«Wir haben Sitzstangen aufgestellt, von
denen aus Greifvögel Mäuse jagen.»
Tobias Zimmer
Die Förderung der Biodiversität erachten wir als konstanten Auftrag, der uns derzeit keine grösseren Probleme bereitet und den wir gerne wahrnehmen, weil sich die biologische Vielfalt auch positiv auf unsere Weine auswirkt. Sie werden gehaltvoller, extraktreicher und dadurch auch langlebiger.
Weingut Ökonomierat Rebholz, Pfalz
Hansjörg Rebholz
Eine reiche Biodiversität ist für uns eine tragende Säule des ökologischbiodynamischen Weinbaus, nach dessen Richtlinien unser Familienweingut seit mehr als einem Jahrzehnt wirtschaftet. Sie steht für ein intaktes Ökosystem, das die Rebe bei der Bildung herausragender Traubenqualitäten, die den Grundstock für grosse Weine legen, unterstützt. Um diese natürliche Vielfalt zu erhalten, wird viel getan, aber auch einiges vermieden (Bodenbearbeitung im Winter, Bienen gefährdende Pflanzenschutzmittel, unnötige Traktorfahrten).
«Biodiversität bedeutet für den Winzer Mehraufwand
und Mehrkosten. Aber das lohnt sich in jedem Fall.»
Hansjörg Rebholz
Biodiversität präsentiert sich in unserem Weingut in allen Farben und Formen. Bei einem Blick in unsere Weinberge erkennt man neben Reben auch eine Vielzahl verschiedener Begrünungspflanzen. Bei einem Blick unter die Erde erkennt man, dass sich Biodiversität nicht nur an bunten Blühpflanzen widerspiegelt. Unsere lockeren Böden, die von unzähligen Lebewesen bewohnt und gepflegt werden, sind für uns eines der wertvollsten Biodiversitätsmerkmale. Nur ein gesundes Ökosystem ermöglicht vitale Böden, die den Rebstöcken geben, was sie benötigen, und unseren Weinen einen solch ausdrucksstarken Charakter verleihen.
Der Erhalt der Biodiversität bedeutet für den Winzer einen erheblichen Mehraufwand, der die entsprechenden Kosten nach sich zieht. Aber das lohnt sich in jedem Fall.
Weingut Pflüger, Pfalz
Alexander Pflüger
Die Artenvielfalt von Pflanzen und Nützlingen im Weinberg spielt eine zentrale Rolle für die Vitalität unserer Reben und Weinbergsböden. Es ist unsere Aufgabe als Delinat-Winzer, durch artenreiche, sorgfältig zusammengestellte Begrünungen die Bodengesundheit, die Bodenstruktur und das Bodenleben zu fördern. Eine vielfältige Weinbergsflora und -fauna bieten ausserdem Lebensraum für wichtige Nützlinge, wie Raubmilben oder Schlupfwespen. Diese sind als natürliche Gegenspieler zu Schädlingen im Weinbau wichtig. Durch die hohe Biodiversität kommt das System Weinberg in ein besseres Gleichgewicht und erfordert weniger Eingriff von aussen durch Pflanzenschutzmassnahmen und Düngung.
«Ein vielfältiger Weinberg bietet
Lebensraum für wichtige Nützlinge.»
Alexander Pflüger
Die alten Trockenmauern in unseren terrassierten Lagen Michelsberg und Herrenberg sind unser ganzer Stolz. Sie sind Rückzugsort und Lebensraum für Eidechsen, Spinnen und Wildbienen. Auch die rege Nutzung unseres über zwei Meter hohen Lebensturms am Dürkheimer Herrenberg beobachten wir immer wieder mit Begeisterung. Der Aufbau aus den verschiedensten Materialien wie Reisig, Hölzern, Steinen, Stroh und Lehm (Nistkästen) lockt Wildbienen, Wespen, heimische Singvögel, Echsen und Schlangen an. Die Förderung der Biodiversität bringt mit sich, dass unsere Weinberge sich zu einem funktionierenden Ökosystem entwickeln. Die Vitalität und die Balance dieses Systems spiegeln sich auch in unseren Reben wider. Gesunde Trauben und moderate Erträge sind die Basis unserer Weine. Sie sind natürlich, kraftvoll und in sich ruhend.
edition bee – Biodiversitäts-Riesling
Timo Dienharts Biodiversitäts-Riesling ist genau der richtige Wein, um mit Ihren Freunden und Bekannten auf den Internationalen Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai anzustossen. Die Trauben für diesen Wein stammen von artenreichen Steillagen im Urstromtal der Mosel.
Das Paket enthält 6 Flaschen bee Biodiversitäts-Riesling 2017 und eine kleine Samentüte, die Ihren Garten zum Blühen bringt. Der Wein überzeugt durch Eleganz, ausgeprägte, saftige Fruchtaromen und ein harmonisches Süsse-Säure-Spiel.
Das Paket mit 6 Flaschen kostet CHF 91.20 / € 71,40. Lieferung portofrei!
bee Biodiversitäts Riesling
Weingut zur Römerkelter
Deutscher Qualitätswein, Mosel 2017