Weingut Lenz im Sonntagskleid

Karin und Roland Lenz, Delinat-Biodiversitätswinzer 2023, haben im Beisein von über 200 interessierten Gästen am 22. Mai den Internationalen Tag der biologischen Vielfalt auf ihrem Weingut mit einem attraktiven Programm gefeiert.

Über 200 Gäste haben auf dem Delinat-Weingut von Karin und Roland Lenz in der Ostschweiz einen eindrücklichen Tag der biologischen Vielfalt erlebt.
Über 200 Gäste haben auf dem Delinat-Weingut von Karin und Roland Lenz in der Ostschweiz einen eindrücklichen Tag der biologischen Vielfalt erlebt.

Was für ein Tag! Harmonischer und spannender hätte der Biodiversitätstag vom 22. Mai 2023 auf dem Weingut von Karin und Roland Lenz in der Ostschweiz nicht ablaufen können: Zuerst philosophierte der bekannteste Schweizer Demeter-Bauer und «Kuhflüsterer» Martin Ott unter Schatten spendenden Obstbäumen über die Lebenskreisläufe unseres Planeten. Er machte bewusst, dass sich Biodiversität hauptsächlich in Zwischenräumen abspielt und vor allem aus Vernetzung besteht. Alles, was existiert, ist miteinander verbunden: Boden, Pflanzen-, Tier- und Menschenwelt. Wie das in der Praxis aussieht, erlebten die Gäste auf einem von Delinat-Winzerberater Daniel Wyss begleiteten Spaziergang durch die renaturierten Lenz-Bioweingärten, die sich in grandioser Farbenpracht präsentierten. Blühende Wildrosen wurden umschwärmt von Wildbienen, Hummeln, Wespen und Hornissen. Turmfalke, Milan, Grünspecht, Distelfinken und Amseln waren den ganzen Tag unterwegs, wie auch unzählige Libellen, Schmetterlinge und Heuschrecken. Für Staunen bei vielen sorgte die Erkenntnis, dass nur etwa 15 Prozent der Biodiversität direkt sichtbar sind – 85 Prozent spielen sich unsichtbar im Boden ab. Sichtbare Vielfalt im Weinberg lässt also gleichzeitig auf ein vielseitiges, lebendiges Bodenleben schliessen, das die Bodenfruchtbarkeit positiv beeinflusst.

Mit dem Biodiversitätswein angestossen

Spannend auch die Ausführungen zu den Langohr- und Zwergfledermäusen, die auf dem Weingut zu finden sind. Beides sind Insektenliebhaber, die Schädlinge wie die Kirschessigfliege oder den Traubenwickler verspeisen. Damit sie sich vermehrt in den Weingärten aufhalten, haben Karin und Roland 40 Jagdquartiere (Kästen) platziert und eine Fledermauswassertränke eingerichtet. Nach einem Gang durch einen Naturgarten mit Beikräutern, Stauden, Wildgehölzen und Bäumen liess man sich in der Festwirtschaft mit kulinarischen Köstlichkeiten und einem Glas Lenz-Biodiversitätswein verwöhnen, den das Weingut speziell für Delinat aus robusten Trauben, die kaum gespritzt werden müssen, gekeltert hat. Ein paar Flaschen sind noch übrig: -> Zum Biodiversitätswein 2023

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Biodiversitätswinzer 2023: Roland Lenz rockt den Schweizer Weinbau

Seit zehn Jahren arbeiten Roland Lenz und Delinat zusammen und treiben in der Schweiz den Weinbau der Zukunft voran. Schon früh hat der Ostschweizer Winzer die Bedeutung der Artenvielfalt erkannt. Bereits zweimal ist er zum Schweizer Biowinzer des Jahres gewählt worden. Jetzt hat Delinat ihn zum Biodiversitätswinzer 2023 gekürt. Im Gespräch erklärt er seine Philosophie.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Delinat?
Roland Lenz: Wir waren schon länger mit Weineinkäufer David Rodriguez im Austausch. Nach einem gemeinsamen Treffen mit Delinat-Gründer Karl Schefer kamen wir zum Schluss, dass wir gemeinsam in der Schweiz etwas bewegen wollten. Und weil wir schon ziemlich weit waren in der Umsetzung einzelner Biodiversitätsmassnahmen, nahm das Ganze rasch Fahrt auf.

Roland Lenz im Weinberg
Roland Lenz: «Wir haben schon früh erkannt, dass Monokultur im Rebberg der falsche Weg ist.»

War es schwierig, die strengen Delinat-Richtlinien sofort vollumfänglich umzusetzen?
Wir haben zum Glück schon früh erkannt, dass Monokultur im Weinberg der falsche Weg ist. Schon vor der Zeit mit Delinat hatten wir begonnen, Biodiversitäts-Streifen mit einheimischen Büschen und Bäumen in den Rebbergen anzupflanzen. Wir haben stets Wert darauf gelegt, den Insekten wieder ein grösseres Nahrungsangebot zu bieten. So war es für uns verhältnismässig einfach, die notwendigen Anpassungen vorzunehmen.

Welche Bereiche waren für euch damals neu?
Die konkreten Vorgaben mit Zahlen. Zum Beispiel, dass eine Rebe nicht weiter als 80 Meter von einem Baum entfernt sein sollte. Das sind wissenschaftliche Anhaltspunkte, die sich als nützlich erwiesen haben. So ist es auch sinnvoll, mindestens 40 einheimische Büsche wie etwa Wildrosen pro Hektar zu pflanzen. So lässt sich die intensive Kultur der Rebe ideal mit einheimischer Biodiversität kombinieren.

Hat sich der eingeschlagene Weg als richtig erwiesen?
Ja, denn man musste nur genau beobachten: Dort, wo die Biodiversität über dem Boden höher ist, sind sofort auch mehr Tiere unterwegs. Vögel, Insekten und sogar grössere Wildtiere. Im Rebberg beginnt es zu leben. Auch stellen wir fest, dass es der Hauptpflanze – der Rebe – so besser geht. Und das Leben unter der Erde ist viel aktiver. Je monotoner es über dem Boden zu und her geht, desto monotoner ist auch das Bodenleben. Fruchtbarer Boden entsteht nicht nur durch Düngung mit Mist oder Gülle, sondern vor allem durch Biodiversität. Der Beweis: Unsere Erträge sind heute stabiler, egal, ob es ein trockenes oder ein feuchtes Jahr ist.

Was war die grösste Hürde auf dem Weg zum Delinat-Weingut?
Die Forderung, 12 bis 15 Prozent der nutzbaren Fläche der Natur zu überlassen. Es ist immer so: Einen Winzer schmerzt es ein bisschen, wenn er Reben ausreissen muss, um diese Fläche zu renaturieren. Das war bei uns zuerst nicht anders – bis wir gemerkt haben, dass die Erträge unter dem Strich genau gleich bleiben oder sogar noch steigen.

Du setzt fast vollständig auf neue, robuste Rebsorten. Wie sind die Erfahrungen damit?
Ja, das ist sicher ein wichtiger Punkt. Wir dokumentieren für Delinat sämtliche Pflanzenschutzbehandlungen, und heikel sind dabei vor allem die Kupfer- und Schwefeleinsätze. Mit pilzwiderstandsfähigen Sorten kann man Pflanzenschutzbehandlungen mit Kupfer- und Schwefellösungen stark reduzieren oder sogar ganz weglassen. Die neuen Sorten helfen uns auch, Arbeitsstunden einzusparen und die Bodenbelastung weiter zu senken, weil weniger Durchfahrten nötig sind. Wir haben festgestellt, dass so das Bodenleben noch einmal massiv besser geworden ist.

Was sind aktuelle Projekte, die euch betreffend Biodiversität derzeit beschäftigen?
Derzeit setzen wir uns stark mit Agroforst– und Mischkultur-Systemen im Weinberg auseinander. Betreffend Agroforst haben wir konkrete Projekte am Laufen, aber es braucht lange, um diese zu realisieren. Bis ein Baum eine gewisse Höhe erreicht, dauert es locker zehn Jahre. Ahorn, Linden und Ulmen eignen sich sehr gut, und sie wachsen super in unseren Weingärten. Aber auch Hochstamm- Obstbäume wie Äpfel oder Birnen sind super, oder Aprikosen und Haselnusssträucher. Unsere Parzellen erkennt man schon von Weitem, weil nun überall Bäume über die Reben hinausragen, was ziemlich schön aussieht.

Gibt es auch kurzfristigere, kleinere Projekte, um die Biodiversität im Weinberg zu fördern?
Derzeit arbeiten wir an einem Fledermaus-Projekt: Wir haben 100 Reben ausgerissen und alles so umgebaut, dass die Fledermäuse während der Jagd nach Schädlingen im Weinberg im Flug Wasser schnappen können. Unser Ziel ist es, alle Weingärten schrittweise weiter zu renaturieren und zu eigentlichen Lebensräumen umzugestalten. Wenn man mit der Natur arbeitet und genau beobachtet, erhält man immer wieder neue Impulse.

Biodiversitätswein 2023
Rechtzeitig zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt vom 22. Mai 2023 beliefert uns Biodiversitätswinzer Roland Lenz mit einer Spezialabfüllung. Es handelt sich um eine Weisswein-Cuvée aus den pilzresistenten Sorten Sauvignac, Souvignier Gris und Johanniter. Dieser strohfarben funkelnde Wein verführt in der Nase mit Aromen von tropischen Früchten sowie Anklängen von Mirabelle und Eichenwürze. Am Gaumen präsentiert er sich geschliffen, mit eleganter Balance und Spannkraft, unterlegt mit fruchtig-herbalen Geschmacksnoten und feiner Mineralität. Er widerspiegelt aufs Schönste die grosse Vielfalt in den Weinbergen des Weinguts Lenz und passt zum Apéro genauso wie zu raffinierten Fischgerichten oder zur asiatischen Küche.

Biodiversitätswein 2023

Lenz Biodiversität
Schweizer Landwein 2022
www.delinat.com/5932.22

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Donna Quichotte aus dem Piemont

Delinat-Weingüter sind eigentliche Naturparadiese. Aber nur wenige kommen so wild und vielfältig daher wie die Azienda La Luna del Rospo von Renate Schütz im Piemont. Damit macht sich die deutsche Winzer-Quereinsteigerin das Leben im konservativen Barbera-Land allerdings nicht gerade leicht. Doch für Delinat ist sie die Biodiversitätswinzerin des Jahres 2022.

Renate Schütz ist die Biodiversitätswinzerin 2022

Andere hätten längst resigniert und aufgegeben: Seit 1994 kämpft Renate Schütz auf ihrer kleinen Azienda La Luna del Rospo im Astigiano für einen Weinbau, bei dem die Natur freien Lauf hat. Ihre Rebberge gleichen einem wilden Naturparadies. Bunte Blumenpracht gedeiht. Schmetterlinge, Vögel, Insekten und Reptilien tummeln sich zwischen Reben, die man im Dickicht von üppiger Begrünung, Bäumen und Sträuchern zuweilen geradezu suchen muss. Die Traubenerträge sind klein, die Qualität dafür entsprechend hoch. Die besten Trauben stammen von über 60 Jahre alten Rebstöcken, etwa von der Kammlage Bric Rocche. Es ist die Spitzenlage der nur sieben Hektar Rebfläche umfassenden Azienda.

Zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai 2022 beliefert uns Biodiversitätswinzerin Renate Schütz mit der Spezialabfüllung Biodiversità. Es handelt sich um einen unkomplizierten, leicht zu trinkenden Barbera, der fröhlich kündet von Sonne und Wind, Zwitschern und Summen, Flügelschlag und Krabbelbein. Weil Renate möchte, dass alle ihre pflanzlichen Mitarbeiter mitjubeln dürfen, sind Trauben von jeder Lage dabei. Wie immer vertraut die Winzerin dabei ganz auf das Können ihrer jungen und alten Rebstöcke. Und die önologische Kunst beschränkte sich darauf, die einzelnen Gebinde gekonnt zu assemblieren.

->Zum Wein

Zermürbende Anfeindungen

Was für Renate Schütz das Paradies, ist für ihre Nachbarn ein Ärgernis. Diese monieren, der wilde Dschungel von La Luna del Rospo beeinträchtige ihre Reben. «Man wirft mir vor, ich vernachlässige die Weinberge und ziehe so Schädlinge und Krankheiten an. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Meine Rebberge sind ein weitgehend funktionierendes Ökosystem, in dem sich Fauna und Flora in vollstem Reichtum entwickeln können und qualitativ hochwertige Trauben reifen», erklärt Renate Schütz. Doch die Nachbarn haben sie bis vor den Richter gezerrt. Und weil das kommunale Recht einen absurden Grenzabstand verlangt, musste sie tatsächlich Bäume fällen und ganze Böschungen zurückschneiden.

Biodiversitätswinzerin 2022

Natur- und Weinfreunde erkennen die Absurdität der Situation beim Spaziergang durch die Reben rasch, zumal auf La Luna del Rospo elegante, harmonische und authentische Weine erzeugt werden, die bei Degustationen auf dem Hof stets auf Begeisterung stossen. Solche Momente sind es, die Renate Schütz aufbauen und trotz feindlich gestimmtem Umfeld motivieren, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Sie macht es seit bald 30 Jahren. Angefangen hat alles 1994, als sich die Philosophin aus Deutschland in die kleine, damals heruntergekommene Azienda verliebte, daraus das Weingut La Luna del Rospo schuf und hier sesshaft wurde. «Als studierte Philosophin mit Schwerpunkt Ethik und Natur hat mich schon damals die Frage umgetrieben, wie man mit der Natur anders umgehen kann. Seither lebe ich das als Winzerin im Piemont.» Seit 2004 arbeitet sie mit Delinat zusammen. Nun ist sie für ihren unermüdlichen Einsatz für einen artenreichen Weinbau als Biodiversitätswinzerin 2022 ausgezeichnet worden. Renate Schütz: «Das freut mich enorm! Nicht nur, weil ich Delinat, ganz früher als Kundin und Konsumentin, inzwischen als Produzentin, enorm bewundere für das konsequente Engagement, sondern auch, weil sich hier eine ganze Gruppe von Menschen, Mitarbeitenden, Kunden und Winzern treffen, die verstanden haben, dass ökologisches Bewusstsein und Achtsamkeit sehr wohl zusammengehen mit grosser Qualität, ja dass gerade diese andere Form des Landwirtschaftens Garant ist für Geschmacksvielfalt und wirklichen Genuss.»

Wer direkt vor Ort mit dem Naturparadies und den feinen Weinen von La Luna del Rospo Bekanntschaft machen möchte, kann das im Rahmen unserer Wein- und Genussreisen ins Piemont tun. Mehr dazu unter: www.delinat.com/weinreisen

Alle Beiträge der WeinLese 66:

Biodiversitätswinzer 2021 – Harmonie

In der Wachau und im angrenzenden Kremstal gehen Andreas und Maria Harm selbstbewusst und unbeirrt ihren Weg. Ihrem Ziel, in grösstmöglicher Harmonie mit der Natur Wein zu keltern, ordnen sie viel unter – nicht aber die Weinqualität. Dafür gebührt ihnen die Auszeichnung als Biodiversitätswinzer 2021.

Die Wachau ist eine berühmte, aber konservative, in alten Traditionen verhaftete österreichische Weinregion. «Im Vergleich zur gesamtösterreichischen Fläche ist der Bioanteil hier gering», sagt Andreas Harm, einer der wenigen überzeugten Wachauer Biowinzer. Doch der Wind dreht in seinem Sinn: «Es gibt auch hier immer mehr Rebbergbesitzer, die sich ökologische Vielfalt wünschen. Unserem Betrieb werden deshalb immer wieder Rebflächen zum Kauf oder zur Bewirtschaftung angeboten.» Kein Wunder, ist die Rebfläche der Familie Harm zwischen 2008 und 2020 von drei auf zwölf Hektar angewachsen. Das ermöglichte Andreas Harm vor ein paar Jahren, das elterliche Weingut mit Heurigen seinem Bruder David zu überlassen und zusammen mit seiner Frau Maria einen eigenen Betrieb aufzubauen. Beflügelt wurde diese erfreuliche Entwicklung auch durch die Zusammenarbeit mit Delinat, die mit dem Weinjahrgang 2010 begann. Andreas Harm: «Für uns ist Delinat ein äusserst bereichernder und verlässlicher Partner, der ebenso hohe ökologische Ansprüche stellt wie wir an uns selber.»

Andreas Harm, Biodiversitätswinzer 2021

Lebendiger Boden als Basis

Andreas Harm ist promovierter Agronom, Rebbauberater und Rebbauforscher. Als ausgewiesener Bodenspezialist weiss er um die Bedeutung einer reichen Biodiversität im Rebberg. Die Basis dafür ist ein gut strukturierter, lebendiger Boden. Er ist Heimat für Milliarden unterschiedlicher Organismen. Diese Lebewesen stehen im direkten Austausch mit der Rebe und dem vielfältigen Pflanzenteppich in den Rebgassen. Wenn das System funktioniert, übernehmen Begrünungspflanzen (Leguminosen) die Funktion des Nährstofflieferanten. Mithilfe der Bodenlebewesen werden alle für die Entwicklung der Rebe notwendigen Substanzen weitergeleitet und verfügbar gemacht. «Dank dieser Interaktionen kann sich die Rebe optimal selber ernähren», erklärt Andreas Harm. So kommt es weder zu einer Überversorgung, die Krankheiten und Schädlinge fördert, noch zu einer Unterversorgung, die den Ertrag reduziert und die Qualität des Weines beeinträchtigt. «Befindet sich die Rebe in dieser Harmonie, so können sich die Trauben optimal entwickeln und reifen. Gleichzeitig werden sie widerstandsfähiger und robuster gegenüber Schädlingen und Krankheiten», so Andreas Harm.

Entscheidend für das harmonische Zusammenspiel zwischen Boden, Begrünung und Mikroorganismen ist eine dem jeweiligen Standort angepasste Vielfalt an verschiedenen Pflanzenarten. Andreas und Maria Harm gehen aber noch einen Schritt weiter: Den Platz zwischen den Reben nutzen sie da und dort auch für den Anbau von Gemüse, Kräutern und Früchten. «Ein Teil unserer Rebanlagen wird so wieder zu einem Garten der Vielfalt und des Genusses», freut sich Maria. Wer bei den Harms einmal getafelt hat, der weiss wieder, wie gut Gemüse schmecken kann.

Weisswein-Klassiker

Genauso authentisch sind auch die Weine: Das naturverbundene Winzerpaar konzentriert sich dabei auf die einheimischen Paradesorten Riesling und Grüner Veltliner, aus denen Gewächse mit typischer Frucht und feiner Mineralität gekeltert werden. Was bedeutet Andreas Harm die Auszeichnung als Biodiversitätswinzer des Jahres 2021? «Das Thema Biodiversität spielte in unserem Betrieb von Beginn an eine wichtige Rolle. Da wir selbst viel Zeit in unseren Rebbergen verbringen, erfüllt es mich immer wieder mit Freude, wenn ich dort neue Pflanzen oder Tierarten entdecken kann. Für uns ist die Auszeichnung daher eine grosse Anerkennung von Leistungen an der Natur, die normalerweise kaum beachtet werden.»

Der Wein zum Tag der biologischen Vielfalt

Jedes Jahr zum Tag der Biodiversität, für den die UNO im Jahr 2000 den 22. Mai festgelegt hat, kürt Delinat einen Biodiversitätswinzer des Jahres, der sich im Bereich der biologischen Vielfalt besonders verdient macht. Der ausgezeichnete Winzer seinerseits keltert aus diesem Anlass eine spezielle Abfüllung.

Andreas Harm hat sich für einen Grünen Veltliner entschieden. Die Trauben stammen aus der Lage Goldbühel in der Ortschaft Kruststetten im Kremstal. Sie wurden am 6. und 7. Oktober 2020 von Hand bei wunderschönem, sonnigem Wetter von einer Truppe aus Familienmitgliedern, Freunden und weiteren Helfern gelesen. Nach der Lese wurden die Trauben schonend gepresst. Der Most wurde im Stahltank spontan während zirka drei Wochen vergoren. Danach reifte der Wein bis im Januar auf der Feinhefe, ehe er Ende März auf die Flasche gezogen wurde.

So entstand ein sortentypischer Grüner Veltliner. Er zeigt eine animierende Würze nach wilden Kräutern, duftender Blütenwiese und saftigen Früchten. Am Gaumen gefällt die Balance aus delikatem Schmelz und animierender Fruchtsäure. Andreas Harm empfiehlt seinen Biodiversitätswein speziell zum klassischen Wiener Schnitzel, zu gekochtem Schulterscherzel (Rindfleisch) vom Bioweiderind mit sautiertem Gemüse, zu Gemüseflan mit Ratatouille oder zu gekochten Spargeln.

Harm Biodiversität – Grüner Veltliner
Kremstal DAC 2020
www.delinat.com/7286.20

Hier finden Sie alle Beiträge der WeinLese 62:

WeinLese 58: Editorial

Hans Wüst, WeinLese Redaktor

Am 20. Juli 2013 sind wir im Tal der Kamele im Süden Portugals bei schönstem Sommerwetter in den Korb eines Heissluftballons gestiegen. Mit an Bord: Antje und Thorsten Kreikenbaum, verantwortlich für das Weingut Vale de Camelos im Alentejo.

Ziel der Ballonfahrt: Antje und Thorsten wollten uns aus der Vogelperspektive zeigen, wie es dank jahrzehntelanger Anstrengungen gelungen ist, die Biodiversität in dieser wüstenähnlichen Umgebung zu fördern. Es war ein sehr eindrückliches Erlebnis, das Weingut von oben als grüne Oase mit fünf grossen Regenwasserteichen, unzähligen Rebstöcken, Oliven und Johannisbrotbäumen sowie Stein- und Korkeichen zu entdecken.

Würden wir heute die Ballonfahrt wiederholen, wäre das Bild noch eindrücklicher: In den vergangenen sieben Jahren wurden unter klimatisch extremen Bedingungen unermüdlich weitere Pinien- und Korkeichenwälder aufgeforstet und bei den Weinbergen nochmals viele Bäume und Sträucher gepflanzt. Für diese Anstrengungen und als Motivation, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzufahren, verlieh Delinat dem Weingut die Auszeichnung «Biodiversitätswinzer 2020».

Ich wünsche gute Lektüre, am besten bei einem Glas «Biodiversitätswein» von Vale de Camelos.

Alle Artikel der WeinLese 58

Alentejo – Nahe an der Natur

Vollkommene Trockenheit und Temperaturen bis zu 50 Grad im Sommer: Weinbau im portugiesischen Alentejo ist im Sog des Klimawandels zu einer gewaltigen Herausforderung geworden. Das deutsch-portugiesische Team auf der Adega Vale de Camelos meistert diese mit Bravour. Die Auszeichnung als Delinat-Biodiversitätswinzer 2020 ist der Lohn für Innovationskraft im Einklang mit der Natur.

Wasserretentionsteich auf dem Weingut Vale de Camelos

Getreidefelder, Schafweiden und Korkeichenwälder so weit das Auge reicht. In diese Landschaft im Süden Portugals verliebte sich der Bremer Reeder und Seefahrer Horst Zeppenfeld 1981 und kaufte im «Tal der Kamele» tausend Hektar Land. Der Name «Vale de Camelos» erinnert an die Zeit der maurischen Besiedlung Portugals, als im Alentejo noch Kamele weideten. Heute sind es Schafe, Korkeichen, Pinien, Oliven, Johannisbrot und Reben, die das Anwesen der Familie Zeppenfeld prägen.

Klimawandel fordert heraus

Erste Reben wurden im Jahr 2000 gepflanzt. Es sind regionstypische Rebsorten wie Touriga Nacional (Portugals bekannteste Rotweintraube), Alicante Bouschet und Aragonez (in Spanien als Tempranillo bekannt), aber auch Syrah, die vorerst konventionell, seit 2007 aber biozertifiziert kultiviert werden. Schon immer war das Alentejo eine heisse und trockene Region ohne Niederschläge im Sommer. «Die Umstellung auf biologischen Anbau und später die Anwendung der Delinat-Methode waren grosse Herausforderungen und bedeuteten lange Zeit die grösste Veränderung auf unserem Gut», erklärt Antje Kreikenbaum, Tochter von Horst Zeppenfeld. Sie hat 2012 zusammen mit ihrem Mann, dem Landschaftsarchitekten Thorsten Kreikenbaum, die Verantwortung für Vale de Camelos übernommen. Vor Ort wird das Weingut von zwei starken portugiesischen Frauen geführt: Helena Manuel, ausgebildete Agraringenieurin, ist die Betriebsleiterin; Marta Pereira, studierte Önologin, zeichnet für die Weinbereitung verantwortlich. Ebenfalls mit an Bord ist der ausgebildete Winzer Jannes Kreikenbaum, Sohn von Antje und Thorsten.

Helena Manuel, Marta Pereira und Jannes Kreikenbaum
Helena Manuel und Marta Pereira sowie Jannes Kreikenbaum können sich nicht nur über prachtvolle Trauben aus reicher Biodiversität, sondern auch über ein Kirchlein freuen, das zum Weingut Vale de Camelos gehört.

Das deutsch-portugiesische Team ist enorm gefordert, denn in den letzten Jahren hat sich die Situation extrem verschärft. Klimawandel, Wassermangel, Dürren und Wüstenbildung sind im Alentejo keine düsteren Zukunftsvisionen mehr, sondern Teil der Gegenwart. «2017 war das Alentejo Dürreregion. Es wurde der Notstand ausgerufen, doch leider hat das kaum etwas bewirkt. Vieles entwickelte sich noch immer in die falsche Richtung», bedauert Antje Kreikenbaum. Sie erwähnt etwa den überdimensionierten Alqueva-Stausee, in den grossräumig die spärlichen Wasserreserven abgezogen werden, um damit riesige, mit Pestiziden «sauber» gehaltene Olivenplantagen zu bewässern. Antje: «Schon nach wenigen Jahren sind diese Böden völlig ausgezehrt und tot.»

Langer Weg zu reicher Biodiversität

Biodiversität auf dem Weingut Vale de Camelos

Gleichwohl gibt es Lichtblicke für «den andern Weg», wie er auf der Adega Vale de Camelos verfolgt wird. Neuerdings interessieren sich jedes Jahr zahlreiche Gruppen von Universitäten aus Städten der näheren Umgebung, aber auch internationale Forschungsgruppen dafür, wie den Herausforderungen des Klimawandels im Einklang mit der Natur begegnet werden kann. «Biodiversität ist für uns zur Überlebensstrategie geworden», sagt Antje Kreikenbaum. So sind in den letzten 35 Jahren auf der Herdade rund 350‘000 Pflanzen gesetzt worden. Neben Reben und Oliven vor allem Stein- und Korkeichen, Johannisbrotbäume und Pinien, in der direkten Umgebung der Weinberge auch Pistazien, Mandarinen, Orangen, Granatäpfel und anderes mehr. Durch gezielte Aufforstung sind mehr als 600 Hektar neue Waldflächen entstanden. Der Nutzen: Begrünung und Bewaldung bilden organische Materie und verbessern den Wasserhaushalt des Bodens, wodurch extreme Hitzegrade gepuffert werden.

Weingut Vale de Camelos aus der Luftperspektive

Gleichzeitig wurden fünf grosse Seen angelegt oder erweitert. Sie dienen als Reservoir für das sonst ungenutzt ablaufende Winterregenwasser. Da es in den Sommermonaten zwischen Juni und September keine Niederschläge gibt, dafür aber lange Trocken- und Dürreperioden mit Temperaturen bis zu 50 Grad, wird das gesammelte Regenwasser zur Bewässerung der vielfältigen Kulturen benötigt. Um das möglichst wirkungsvoll und effizient zu tun, kommen bewährte Methoden der Permakultur zur Anwendung. So wurde etwa 2019 ein neuer, 4,3 Hektar grosser Weinberg nach dem Keyline-System angelegt. Dabei wird beim Anpflanzen der Rebstöcke der Topografie des Bodens gefolgt, um so möglichst alles Wasser im Boden und auf dem Gelände zu halten.

Pakt mit der Sonne

Über die Jahre ist es mit umfassenden und aufwendigen Massnahmen gelungen, in einer wüstenähnlichen Umgebung eine grüne Oase mit biotopartigen Wasserflächen und reicher Biodiversität zu schaffen. Davon profitieren nicht nur die Kulturen, sondern auch verschiedene Vogelarten. Jedes Jahr versammeln sich an den Gewässern von Vale de Camelos bis zu 1500 Kraniche und andere Zugvögel im Winterquartier. Über die Jahre sind so im Tal der Kamele verschiedene Vogelschutzzonen und Naturschutzgebiete entstanden. Darüber hinaus liessen Antje und Thorsten Kreikenbaum nicht weniger als fünf Solaranlagen bauen, die heute mehr Strom produzieren, als auf dem Gut gebraucht wird.

Trotz langer Trockenperioden ohne Regenfälle in den Sommermonaten fühlt sich eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt im Naturparadies von Vale de Camelos im Süden Portugals wohl.

«Wir sind noch lange nicht am Ende. Wir gehen Schritt für Schritt voran, denn alles, was wir hier investieren, muss zuerst erwirtschaftet werden», resümiert Antje. «Dass wir mit Delinat einen Partner haben, der uns mit Beratung, Anregungen und langfristigen Weinkäufen unterstützt, ist für uns sehr wertvoll. Und die Auszeichnung zum Biodiversitätswinzer 2020 ist so etwas wie das Pünktchen auf dem i.»

Alle Artikel der WeinLese 58

Die gefiederten Freunde der Domaine Lignères

Die Domaine Lignères im südfranzösischen Departement Aude ist nicht nur ein Wein-, sondern auch ein Vogelparadies: Gegen 60 Brutvogelarten tummeln sich zwischen den Rebstöcken und der vielfältigen Pflanzenwelt.

Anne und Jean Lignères’ Leidenschaft gehört dem Wein und der Natur. Diese Passion leben sie auf ihrer Domaine Lignères eindrücklich aus: Mitten in einer vielfältigen Reblandschaft steht ihr schmuckes Château La Baronne, im Hintergrund thront mächtig die Montagne d’Alaric. Eigentlich war ihnen längst bewusst, dass ihre Rebberge reich an biologischer Vielfalt sind. Doch sie wollten es genau wissen. 2018 wurde Aude Natur, ein Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Artenvielfalt im Department Aude zu fördern, mit einem Monitoring beauftragt. Es sollten alle auf dem Weingut vorkommenden Vogel-, Baum und Straucharten inventarisiert und gestützt darauf weitere Verbesserungen zugunsten der Tier- und Pflanzenwelt ins Auge gefasst werden.

Zwischen April und August 2018 wurde eine Hörpunkt-Studie durchgeführt. Konkret platzierten sich fünf Vogelbeobachter der Familie Lignères und von Aude Natur an verschiedenen Orten auf dem Weingut in einem Abstand von mindestens 500 Metern, um Doppelzählungen zu vermeiden. Einerseits ging es darum, die Anzahl der beobachteten Vögel zu eruieren, andererseits sollten auch Aufschlüsse über das Verhalten der Vögel (Flug, Beutetransport usw.) gewonnen werden. Insgesamt wurden auf der Domaine Lignères und in der Umgebung des Berges Alaric 59 Brutvogelarten festgestellt. Sechs davon befinden sich auf der Liste der bedrohten Arten.

Über 300 Nistkästen installiert

Zu dieser Vielfalt haben die über 300 Nistkästen beigetragen, die in den Vorjahren in und um die Rebberge installiert worden waren. In ihrem Schlussbericht kommen die Experten von Aude Natur zum Schluss, dass das alte und gut erhaltene Weingut der Familie Lignères über eine reiche Biodiversität und mehrere günstige Lebensräume für die Vogelwelt verfügt. Es wird angeregt, diese unbedingt zu erhalten und wo nötig mit dem Aufstellen weiterer Nistkästen und dem Schliessen von Vernetzungslücken durch Heckenpflanzungen noch zu stärken. Anne Lignères freut sich über jeden gefiederten Gast: «Gerade eben hat eine Zwergohreule einen Nistkasten beim Schuppen im Rebberg La Vals in Beschlag genommen. Wir sind sehr zufrieden», liess sie kürzlich verlauten.

Fast 60 Brutvogelarten tummeln sich auf der Domaine Lignères. Hier eine Auswahl von gefiederten Freunden, die sich hier wohl fühlen:

Delinat arbeitet seit bald zehn Jahren mit der Domaine Lignères zusammen und unterstützt das Gut bei der Förderung der Artenvielfalt. 2016 wurde Jean Lignères von Delinat zum Biodiversitätswinzer des Jahres gekürt.

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Biodiversitätswinzer 2019: Der Weinberg als Kraftort

Eigentlich sollte Carlos Laso in die Fussstapfen seines Vaters treten und die Möbelfabrik im Hinterland von Valencia übernehmen. Doch die familieneigenen Weinberge faszinierten ihn stärker, und so überliess er die Möbelfabrik seinen Schwestern. Dank seiner grossen Anstrengungen für Naturvielfalt im Weinberg ist er von Delinat zum Biodiversitätswinzer des Jahres 2019 gekürt worden.

Schon bei meinem allerersten Besuch vor zehn Jahren zeigte sich, dass das Verständnis von Carlos Laso für biologischen Weinbau weit über das hinausgeht, was ein Biozertifikat verlangt. Es bestanden schon damals grosse Übereinstimmungen mit den anspruchsvollen Delinat-Richtlinien. Und weil auch die Weine überzeugten, stand einer Zusammenarbeit nichts im Wege. Einzigartig war dann, wie sich Carlos Laso auf die Delinat-Philosophie von Weinbergen mit reicher Biodiversität einliess.

Mit grosser Begeisterung und innert kürzester Frist setzte er Massnahmen um, die mehr Leben in seine Rebberge brachten. Die Idee, die Rebflächen mittels Sekundärkulturen aufzulockern, schien ihm logisch. Er pflanzte Olivenbäume zwischen die Reben. Später folgten Granatäpfel und mit Steinen ausgekleidete Kräuterrabatten. Die Blüten und der feine Duft von Lavendel und Rosmarin locken seither Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten an. Parallel dazu optimierte Carlos die Begrünungsstrategie. Es galt, den Reben durch optimale Einsaaten natürliche Nährstoffe zuzuführen, ohne dass die Begrünungspflanzen der Rebe die oftmals bescheidenen Wasserreserven streitig machen.

«Biodiversität vermittelt
Frieden, Ausgleich und
Harmonie.»

Carlos Laso, Biodiversitätswinzer 2019

Immer einen Schritt voraus

Wasser ist im landschaftlich reizvollen Valles de les Alcusses, wo die Weinberge von Pago Casa Gran liegen, ein rares Gut. Die Trockenperioden werden immer länger. Ohne Bewässerung können die Reben kaum noch überleben. Doch woher das Wasser nehmen, ohne dem Grundwasserspiegel Schaden zuzufügen? Als Delinat-Winzerberater Daniel Wyss vor zwei Jahren Carlos Laso ein innovatives Bewässerungskonzept im Sinne der Permakultur vorstellte, war er sofort Feuer und Flamme. Dieses einfache, aber wirkungsvolle Konzept sah vor, Wasserrückhaltebecken und Gräben entlang der Parzellenränder auszuheben. Darin wird Regenwasser zurückgehalten, das bislang ungenutzt abfloss, oder im Fall von Starkregen sogar für Erosion sorgte. Mit dem neuen, natürlichen Wassermanagement versickert das Regenwasser langsam im Boden und steht den Reben auch in langen Trockenzeiten bis in den Sommer hinein zur Verfügung. Carlos Laso hat damit auch innerhalb der Delinat-Winzer eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung der Permakultur übernommen. Diese bereits in den 1970er-Jahren in Australien begründete Bewirtschaftungsform ist sehr nachhaltig und zukunftsträchtig. Das Ökosystem wird gestärkt, die Bodenfruchtbarkeit erhöht, die Bodenbearbeitung vereinfacht, die Ressourcen werden effizient genutzt, und die Erträge können trotz Klimawandel gesichert werden.

Seit Carlos Laso die biologische Vielfalt in seinen Weinbergen bewusst fördert, sind diese für ihn zum Kraftort geworden. «Biodiversität vermittelt Frieden, Ausgleich und Harmonie. Davon profitiert meine Familie und das ganze Team von Pago Casa Gran», betont er.

22. Mai – Tag der Biodiversität
Im Jahr 2000 hat die UNO den 22. Mai zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt erklärt. Der Tag der Biodiversität soll aufzeigen, wie wichtig die Artenvielfalt für den Erhalt unseres Lebensraums ist, aber wie stark sie unter Druck und in Gefahr ist. Biodiversität ist ein Kernanliegen von Delinat. Seit 2015 wird deshalb alljährlich der «Biodiversitätswinzer des Jahres» gekürt. Ausgezeichnet werden Winzer, die sich über die strengen Delinat-Biorichtlinien hinaus in besonderer Weise für die Förderung der Artenvielfalt einsetzen. Die ausgezeichneten Winzer keltern jeweils im Hinblick auf den 22. Mai einen speziellen Biodiversitätswein. Die bisherigen Delinat-Biodiversitätswinzer sind:
2015: Josep Maria Albet i Noya, Penedès, Spanien und Massimo Maggio, Sizilien, Italien
2016: Jean und Anne Lignères, Languedoc, Frankreich 2017: María Barrena und Dani Sánchez, Azul y Garanza, Navarra, Spanien
2018: Timo Dienhart, Weingut zur Römerkelter, Mosel, Deutschland
2019: Carlos Laso, Pago Casa Gran, Valencia, Spanien

Leben ist Vielfalt, Vielfalt ist Qualität

Am Anfang war es nur ein Gedanke. Er entstand 1979 in den totgespritzten Walliser Weinbergen. Wie sollen in so einer Wüste gute Weine wachsen? Wie unterscheiden sie sich von solchen, die in blühender Biodiversität reifen?

Es folgte eine Zeit intensiver Beobachtung. Aus dem Gedanken reifte eine These, die heute als bewiesen gilt: Komplexe, aromatische Weine entstehen in reicher Vielfalt, in gesunder Natur. Wenn die Wurzeln im Wasser- und Nahrungswettbewerb stehen, wenn Blumen, Kräuter, Pilze und Reben in Symbiose leben. Wenn Würmer, Bakterien, Nematoden, Hefen den Stoffwechsel im Boden in Gang halten, den Kreislauf schliessen, die unverdaulichen Stoffe aufbrechen und den Wurzeln als Nahrung zur Verfügung stellen.

Milliarden Organismen leben in einer Handvoll gesunder Weinbergserde. Damit das möglich ist, braucht es allerdings auch oberirdisch eine reiche Vielfalt. Denn es gibt auch einen vertikalen Kreislauf: Luftstickstoff und Photosynthese erzeugen Nährstoffe, die schliesslich in die Erde gelangen. Insekten, Vögel und Kleintiere leben in und von den blühenden Kräutern zwischen den Reben, und zum Kreislauf tragen ihre Ausscheidungen bei, die den Boden düngen. Zur vertikalen Biodiversität gehören aber auch Bäume, Hecken und Büsche, ohne die sich Vögel und Kleintiere nicht nachhaltig ansiedeln.

So entstand in der Entwicklung der Delinat-Methode eine zunehmende Fokussierung auf eine reiche Vielfalt im Weinberg. Alles andere ergibt sich fast von selbst – das Ökosystem ist stabil, der Winzer hat weniger Arbeit, der Traktor fährt seltener. Dass davon nicht nur die Weinqualität profitiert, sondern vor allem auch die Natur, macht die Biodiversität doppelt interessant. Auch das gehörte am Anfang zur Delinat-These, und auch das gilt heute als bewiesen: Ökonomie und Ökologie stehen nicht im Widerspruch zueinander, im Gegenteil! Delinat-Winzer liefern sich heute einen Wettstreit um möglichst grosse biologische Vielfalt im Weinberg. Die aktivsten haben Aussicht, zum Biodiversitätswinzer des Jahres gewählt zu werden.

Jedes Weingut hat sein eigenes Konzept

Weinberge sind eine Dauerkultur. Für Jahrzehnte wachsen Reben auf der gleichen Parzelle. Eine Fruchtfolge wie bei Ackerkulturen, durch die sich der Boden regenerieren kann, ist nicht möglich. Damit die Natur im Weinberg trotzdem im Gleichgewicht ist, muss ein Ökosystem auf den Rebflächen geschaffen werden. Die Basis dafür ist eine vielfältige Begrünung, die den Boden lockert und das Bodenleben aufbaut. Damit wird Humus gebildet, und die Reben werden mit Nährstoffen versorgt. Diese Nährstoffe werden auf wunderbare Weise durch Würmer, Pilze, Bakterien und Mikroorganismen aus dem Boden und der Luft mobilisiert und den Reben zur Verfügung gestellt. Je vielfältiger die Begrünung, umso vielfältiger das Bodenleben und umso besser die Nährstoffversorgung der Reben. Die Begrünung hat zudem noch eine wichtige Funktion als Erosionsschutz. Steile Weinberge sind tendenziell stärker erosionsgefährdet als flachere Lagen.

Um das Ökosystem Reben noch vielfältiger zu gestalten, pflanzen kreative Winzer an Zeilenenden oder angrenzend an die Reben Sträucher wie Wildrosen, Rosmarin, Lavendel und vieles mehr. Wichtig sind auch grosse Bäume, sie dienen als Trittbrett für Insekten und Vögel. Ebenfalls wertvoll sind Totholzhaufen, Steinhaufen, Trockenmauern und Insektenhotels. Das sind willkommene Unterschlupfmöglichkeiten für Kleintiere und Insekten.

Für jeden Winzer stellt sich die Herausforderung, die Artenvielfalt im Weinberg zu fördern, ein bisschen anders. In südlichen Gebieten (Südfrankreich, Italien, Spanien, Portugal) wachsen in der Nähe von Reben meistens noch Oliven- und Mandelbäume. Das alleine ist schon eine schöne Bereicherung der Landschaft. Oftmals hat es in solchen Gebieten auch noch genügend Freiflächen, um zusätzliche Bäume und Sträucher zu pflanzen. Allerdings brauchen diese Pflanzen hier lange, um gross zu werden, da es oft sehr trocken ist.

Vielfalt bei deutschen Winzern

In nördlichen Gebieten ist vielfach weniger Platz vorhanden. Parzelle zwängt sich hier oft an Parzelle, ergo gibt es nur wenig Freiflächen, um zusätzliche Bäume zu pflanzen oder ökologische Brachen auszuscheiden. Dass es aber auch in intensiv genutzten Kulturlandschaften möglich ist, einen Weinberg als funktionierendes Ökosystem zu gestalten, zeigen unsere deutschen Winzer. Einer von ihnen, Timo Dienhart vom Weingut zur Römerkelter, wurde zum Biodiversitätswinzer 2018 gewählt. Er und unsere anderen deutschen Winzer legen auf den nachfolgenden Seiten dar, wie sich die Biodiversität in ihren Rebbergen präsentiert und welchen Einfluss sie auf die Weine hat.

Weingut zur Römerkelter, Mosel

Timo Dienhart …

Wir arbeiten schon sehr lange an artenreichen Weinbergen. Mein Vater begann diesen Weg bereits 1977, weil er genug hatte von den Schäden, die die Agrarchemie und die damalige Lehrmeinung anrichteten. In all den Jahren haben wir ein vorbildliches Begrünungskonzept und Artenschutzzonen (Bio-Hotspots) inmitten der Weinberge geschaffen. Unsere Begrünung beruht auf einer eigenen, vielfältigen Saatmischung mit zahlreichen Leguminosen. Der blühende Pflanzenteppich lockert mit seinem vielfältigen Wurzelwerk den Boden, reduziert Verdunstung und verhindert Erosion. Die Leguminosen versorgen die Reben zudem mit Nährstoffen und binden grosse Mengen CO2 aus der Atmosphäre. Wir stellen auch selber hochwertigsten Kompost und Pflanzenkohle her, sodass wir auf zugekaufte Dünger verzichten können.

«Unser Begrünungskonzept beruht auf einer
eigenen, vielfältigen Saatgutmischung.»
Timo Dienhart

Durch die Pflanzenvielfalt und die Bio-Hotspots, zu denen auch hohe Stangen und Nistkästen für Vögel und Fledermäuse gehören, entstehen ganzjährige Refugien für Nützlinge, die uns helfen, Krankheiten und Schädlinge im Griff zu halten. Natürlich ist das Ganze mit Mehrarbeit verbunden, und eine üppige Begrünung kann in einem trockenen Sommer auch rasch mal zur Konkurrenz für die Reben werden. In solchen Fällen gehen wir pragmatisch vor und walzen oder mulchen die Begrünung.

Ich bin der festen Überzeugung, dass die Weine durch sinnvolle Artenschutzkonzepte besser werden. Immer, wenn ich mit der Hacke arbeite, fällt mir auf, wie fantastisch die Erde duftet. Die vom Boden und von Kräutern angereicherten Aromen sind später auch im Weinglas wahrnehmbar.

… und der Wein zum Tag der Biodiversität

Der von Delinat zum Biodiversitätswinzer 2018 gekürte deutsche Mosel-Winzer Timo Dienhart überrascht uns zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt vom 22. Mai mit einer Riesling-Spezialabfüllung. Die Trauben für den bee Biodiversitäts-Riesling stammen aus den Lagen Honigberg und Römerpfad im Urstromtal der Mosel.

Die beiden Steillagen sind ein Sinnbild für Artenvielfalt. Schon vor etlichen Jahren hat Timo Dienhart eine vielfältige Saatgutmischung entwickelt, die speziell auf die Böden seiner Rebberge abgestimmt ist. Bis zu 50 verschiedene Pflanzen, darunter viele nährstoffspendende Leguminosen, machen die Mischung aus, die für eine üppige Begrünung in den Weinbergen sorgt und zu einem natürlich funktionierenden Ökosystem beiträgt.

Erst kurz vor Ostern hat Timo Dienhart den bee Biodiversitäts-Riesling auf die Flasche gezogen. Die von Hand gelesenen Trauben vergärten durch natürliche Hefen bei kühlen 14 bis 16 Grad langsam und regelmässig. Bis Mitte Februar lagerte der Wein auf der Feinhefe. In dieser Zeit bildeten sich komplexe Aromen und elegante Fülle. Jetzt ist der Biodiversitätswein trinkbereit. Er begeistert durch komplexe Fruchtaromen, elegante Stilistik und erfrischende, gut eingebundene Säure, die mit der leichten Restsüsse bestens harmoniert.

bee Biodiversitäts Riesling
Weingut zur Römerkelter
Deutscher Qualitätswein, Mosel 2017


www.delinat.com/9151.87

Weingut Battenfeld-Spanier, Rheinhessen

Oliver Spanier

Biodiversität hat auf unserem Weingut eine hohe Bedeutung. Wir sehen den Weinberg und seine nächste Umgebung als natürliches Ökosystem, von dem die Rebe ein Teil ist. In einem natürlichen Weinberg-Ökosystem gehen Reben, Bakterien, Pilze, Hefen, Bodenlebewesen, Insekten, Vögel, Begrünung und Gehölze eine mehr oder weniger symbiotische Verbindung ein. Je artenreicher so ein System ist, desto stabiler ist auch das Verhältnis von Antagonisten und Protagonisten.

«Artenreichtum bedeutet gesunde Reben und spiegelt sich in ausdrucksstarken Weinen wider.»
Oliver Spanier

Dank unserer langjährigen ökologischen Bewirtschaftung zeichnen sich unsere Rebberge durch gesundes, vielfältiges Bodenleben, zahlreiche angrenzende Hecken und Bäume, vielfältige Begrünung mit Kräutern und Blühpflanzen sowie einen hohen Anteil an tierischen Nützlingen aus. Dieser Artenreichtum bedeutet gesunde Reben und spiegelt sich in ausdrucksstarken Weinen wider.

Leider fehlt noch vielen Winzerkollegen und Landwirten ein entsprechendes Bewusstsein. Die Förderung von Biodiversität wäre effektiver und für alle auch einfacher, wenn jeder seinen Teil beitragen würde. Die Umstellung auf ökologischen Weinbau und das gemeinsame Anlegen von Rückzugsflächen wären bereits ein guter Anfang.

Weingut Hirschhof, Rheinhessen

Tobias Zimmer

Wir kultivieren und pflegen unsere Weinberge so, dass sich das natürliche Ökosystem weitgehend entfalten kann. Das bedingt eine intakte biologische Vielfalt. Diese erreichen wir unter anderem mit artenreicher Begrünung und aktivem Artenschutz wildlebender Tier- und Pflanzenarten. Besonders stolz bin ich auf die vielen Natursteinmauern in unseren Weinbergen. Dort lebt und tummelt sich eine Vielzahl an Tieren und Insekten jeglicher Art.

In den letzten Jahren haben wir altersschwache Rebstöcke gerodet und dort diverse Hotspots angelegt. Für Greifvögel wurden Sitzstangen aufgestellt. Die Vögel nutzen diese gerne, vor allem, um Mäuse zu jagen. Auch haben wir Nistkästen für diverse Vogelarten im Weinberg verteilt. In naher Zukunft sollen die Insekten, speziell Wildbienen, mehr gefördert werden.

«Wir haben Sitzstangen aufgestellt, von
denen aus Greifvögel Mäuse jagen.»
Tobias Zimmer

Die Förderung der Biodiversität erachten wir als konstanten Auftrag, der uns derzeit keine grösseren Probleme bereitet und den wir gerne wahrnehmen, weil sich die biologische Vielfalt auch positiv auf unsere Weine auswirkt. Sie werden gehaltvoller, extraktreicher und dadurch auch langlebiger.

Weingut Ökonomierat Rebholz, Pfalz

Hansjörg Rebholz

Eine reiche Biodiversität ist für uns eine tragende Säule des ökologischbiodynamischen Weinbaus, nach dessen Richtlinien unser Familienweingut seit mehr als einem Jahrzehnt wirtschaftet. Sie steht für ein intaktes Ökosystem, das die Rebe bei der Bildung herausragender Traubenqualitäten, die den Grundstock für grosse Weine legen, unterstützt. Um diese natürliche Vielfalt zu erhalten, wird viel getan, aber auch einiges vermieden (Bodenbearbeitung im Winter, Bienen gefährdende Pflanzenschutzmittel, unnötige Traktorfahrten).

«Biodiversität bedeutet für den Winzer Mehraufwand
und Mehrkosten. Aber das lohnt sich in jedem Fall.»
Hansjörg Rebholz

Biodiversität präsentiert sich in unserem Weingut in allen Farben und Formen. Bei einem Blick in unsere Weinberge erkennt man neben Reben auch eine Vielzahl verschiedener Begrünungspflanzen. Bei einem Blick unter die Erde erkennt man, dass sich Biodiversität nicht nur an bunten Blühpflanzen widerspiegelt. Unsere lockeren Böden, die von unzähligen Lebewesen bewohnt und gepflegt werden, sind für uns eines der wertvollsten Biodiversitätsmerkmale. Nur ein gesundes Ökosystem ermöglicht vitale Böden, die den Rebstöcken geben, was sie benötigen, und unseren Weinen einen solch ausdrucksstarken Charakter verleihen.

Der Erhalt der Biodiversität bedeutet für den Winzer einen erheblichen Mehraufwand, der die entsprechenden Kosten nach sich zieht. Aber das lohnt sich in jedem Fall.

Weingut Pflüger, Pfalz

Alex Pflügers Lebensturm mitten im Weinberg ist Habitat für viele Kleintiere.

Alexander Pflüger

Die Artenvielfalt von Pflanzen und Nützlingen im Weinberg spielt eine zentrale Rolle für die Vitalität unserer Reben und Weinbergsböden. Es ist unsere Aufgabe als Delinat-Winzer, durch artenreiche, sorgfältig zusammengestellte Begrünungen die Bodengesundheit, die Bodenstruktur und das Bodenleben zu fördern. Eine vielfältige Weinbergsflora und -fauna bieten ausserdem Lebensraum für wichtige Nützlinge, wie Raubmilben oder Schlupfwespen. Diese sind als natürliche Gegenspieler zu Schädlingen im Weinbau wichtig. Durch die hohe Biodiversität kommt das System Weinberg in ein besseres Gleichgewicht und erfordert weniger Eingriff von aussen durch Pflanzenschutzmassnahmen und Düngung.

«Ein vielfältiger Weinberg bietet
Lebensraum für wichtige Nützlinge.»
Alexander Pflüger

Die alten Trockenmauern in unseren terrassierten Lagen Michelsberg und Herrenberg sind unser ganzer Stolz. Sie sind Rückzugsort und Lebensraum für Eidechsen, Spinnen und Wildbienen. Auch die rege Nutzung unseres über zwei Meter hohen Lebensturms am Dürkheimer Herrenberg beobachten wir immer wieder mit Begeisterung. Der Aufbau aus den verschiedensten Materialien wie Reisig, Hölzern, Steinen, Stroh und Lehm (Nistkästen) lockt Wildbienen, Wespen, heimische Singvögel, Echsen und Schlangen an. Die Förderung der Biodiversität bringt mit sich, dass unsere Weinberge sich zu einem funktionierenden Ökosystem entwickeln. Die Vitalität und die Balance dieses Systems spiegeln sich auch in unseren Reben wider. Gesunde Trauben und moderate Erträge sind die Basis unserer Weine. Sie sind natürlich, kraftvoll und in sich ruhend.

edition bee – Biodiversitäts-Riesling

Timo Dienharts Biodiversitäts-Riesling ist genau der richtige Wein, um mit Ihren Freunden und Bekannten auf den Internationalen Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai anzustossen. Die Trauben für diesen Wein stammen von artenreichen Steillagen im Urstromtal der Mosel.

Das Paket enthält 6 Flaschen bee Biodiversitäts-Riesling 2017 und eine kleine Samentüte, die Ihren Garten zum Blühen bringt. Der Wein überzeugt durch Eleganz, ausgeprägte, saftige Fruchtaromen und ein harmonisches Süsse-Säure-Spiel.

Das Paket mit 6 Flaschen kostet CHF 91.20 / € 71,40. Lieferung portofrei!

bee Biodiversitäts Riesling
Weingut zur Römerkelter
Deutscher Qualitätswein, Mosel 2017


www.delinat.com/9151.87

Grandiose Vielfalt am Rand der Halbwüste

Kaum ein anderes Weingut liegt so nahe an einer Halbwüste wie Azul y Garanza in der Navarra. Artenvielfalt im Weinberg ist hier eine Herausforderung. Doch María Barrena und Daniel Sánchez haben es geschafft, die höchsten Delinat-Anforderungen zu erfüllen. Sie sind die Biodiversitätswinzer 2017.

María Barrena und Dani Sánchez sind von Delinat als Biodiversitätswinzer 2017 ausgezeichnet worden.

Die zierliche María Barrena träumt nicht nur gerne, sie setzt ihre Träume auch um. Das war schon im Jahr 2000 so, als sie nach einem Önologiestudium in Tarragona zusammen mit ihrem Studienkollegen Daniel Sánchez die Bodega der Kooperative von Carcastillo übernahm. Die beiden nannten das Weingut fortan Azul y Garanza und setzten kompromisslos auf ökologischen Weinbau. Der ungewöhnliche Name bedeutet «Blau und Karminrot » und steht für die intensive Farbe ihrer Rotweine.

Von der Vision …

Die Zusammenarbeit mit Delinat begann 2005. «Von Anfang an teilten wir den Geist von Delinat, die Biodiversität zu fördern und die Weinberge in ein intaktes Ökosystem zu verwandeln», sagt María. Fünf Jahre später präsentierte das innovative Duo von Azul y Garanza am Winzertreffen 2010 auf Château Duvivier Pläne und Skizzen, wie man sich das eigene Traumweingut vorstellt: kleine Parzellen, durchmischt mit Oliven-, Mandel- und Fruchtbäumen, Kräutern, Wildsträuchern und vielen Blumen. Dazu Stein- und Holzhaufen, Nistkästen und Bienenhotels, sodass die Rebberge zu einem Refugium für Insekten, Vögel und Reptilien werden. Angesichts der Lage am Rande der trockenen, steppenartigen Landschaft Bardenas Reales mit ihren bizarren Felsformationen hielten damals viele Winzerkollegen diese Pläne für utopische Wunschträume.

… zur Realität

Doch María Barrena und Daniel Sánchez haben alle Skeptiker eines Besseren belehrt. Mit Kreativität und Ausdauer sind sie ihrem Ziel von einem Weingut mit funktionierendem Ökosystem schon ziemlich nahe gekommen. «Durch die Verwendung von Traubenstielen, zerkleinertem Schnittholz und der Einsaat von Leguminosen ist es uns gelungen, das Bodenleben zu aktivieren, die Wasserspeicherung zu verbessern und die Reben mit natürlichen Nährstoffen zu versorgen », freut sich María. Blühende Pflanzen, Kräuter, Bäume und Hecken wurden angepflanzt. Diese wirken als natürliche Barrieren gegen Pilzkrankheiten und locken Vögel und Insekten an, die mithelfen, Schädlinge fernzuhalten. Ein ausgehobenes Rückhaltebecken dient in Trockenzeiten als Wasserquelle für die Reben, aber auch als Tränke und Lebensraum für Insekten, Vögel und Amphibien. Und nicht zu vergessen: Die vielen Wildhefen, die sich in derart reicher Biodiversität bilden, sorgen für eine harmonische Spontangärung der Weine.

Herausforderung Klimawandel

Azul y Garanza hat schon 2014 den höchstmöglichen Delinat-Status als Drei-Schnecken-Betrieb erreicht. Doch damit geben sich María und Dani nicht zufrieden. Die Vermehrung von Wildbienen ist ihnen ein wichtiges Anliegen. Deshalb ist die Installation von weiteren Bienennistplätzen geplant. Vor eine besondere Herausforderung wird Azul y Garanza durch den Klimawandel gestellt. Starkregen und Trockenperioden werden immer häufiger und intensiver. Es müssen neue Methoden entwickelt werden, die Erosion und Austrocknung verhindern. Ziel ist es, bei Gewittern alles Regenwasser aufzufangen, zu speichern und später fein dosiert den Reben zugänglich zu machen. Wichtige Inputs diesbezüglich erhoffen sich María Barrena und Daniel Sánchez vom diesjährigen Delinat-Winzerseminar von Ende Mai in Portugal und Spanien, das dem Thema Permakultur gewidmet ist.

Ein Wasserrückhaltebecken hilft, Trockenperioden zu überstehen.

Der Wein zum Tag der Biodiversität 2017

«Es ist für uns eine grosse Ehre, von Delinat als Biodiversitätswinzer 2017 ausgezeichnet zu werden», sind sich María Barrena Belzunegui und Dani Sánchez einig. «Das spornt uns an, auf dem eingeschlagenen Weg fortzu fahren.»

Wie ihre Vorgänger (Albet i Noya und Massimo Maggio 2015; Jean und Paul Lignères 2016) hat das Winzer-Duo von Azul y Garanza zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt vom 22. Mai einen speziellen Biodiversitätswein gekeltert. «Der Biodiversidad de Azul y Garanza drückt für uns die Einzig artigkeit der Lagen aus. Die Merlot- und Graciano-Trauben stammen von kleinen Parzellen, allesamt reich an Biodiversität», erklärt Dani Sánchez. Beide Sorten wurden separat vinifiziert. Nach der Gärung reiften die verschiedenen Partien acht Monate in Barriques aus französischer und ungarischer Eiche. Danach wurden die Weine nochmals verkostet und zu einer ausgewogenen Cuvée assembliert.

Entstanden ist so ein lebhafter, fruchtiger und harmonischer Wein, der auch den Geschmack der Erde in sich trägt. Ein Wein, der von der Liebe zur Rebe, zur Natur und von der Passion des Weinmachens erzählt.

Biodiversidad de Azul y Garanza
Navarra DO 2015, Spanien
www.delinat.com/1818.15