Keiner von uns hatte das erwartet – wir waren auf sommerliche Temperaturen eingestellt, aber Sizilien empfing uns am Montag mit Regen. Unser erster Besuch galt Massimo de Gregorio auf dem Weingut Villa Dorata, rund 50 Kilometer südwestlich von Palermo. Auch Sizilien hat unter einem nassen Frühling zu leiden, erzählte er: Wegen der Nässe auf den Feldern konnte er in diesem Jahr keinen Weizen anbauen.
Autochthone Rebsorten
Auch die Wege und Strassen sind in Mitleidenschaft gezogen – die Fahrt durch die Weinberge mit seinem Allradfahrzeug geriet eher abenteuerlich. Die Reben aber gedeihen sehr gut – gerade hat Massimo einen Versuchs-Weinberg angelegt, um weitere autochthone sizilianische Rebsorten, z.B. Grillo oder Nerello Mascalese anzupflanzen.
Neben der Verkostung des Jahrgangs 2009 (die Weine überzeugten übrigens durch schöne Frucht und sind ausgesprochen harmonisch am Gaumen) war der Höhepunkt unseres Besuchs kulinarischer Art: zu Mittag gab es eine frische, noch warme Ricotta aus Schafsmilch, am gleichen Morgen hergestellt!
Wie eine Oase: Biodiversität im Weinberg
Am nächsten Tag fuhren wir zum nächsten Massimo: das Weingut von Massimo Maggio befindet sich in der Nähe von Vittoria – umgeben von Industriezonen und Treibhäusern. Es ist eine wahre Freude für die Augen, wenn man dann endlich bei Massimos Weinbergen ankommt – wie eine Oase in der Wüste. Jede Parzelle ist umsäumt von Bäumen: Oliven, Orangen, Mandarinen…Die Mischkultur gehört einfach in dieses Land. Auf grosszügig bemessenen freien Flächen kann die ursprüngliche Flora gedeihen, und im Frühjahr hat Massimo zwei Hotspots mit aromatischen Kräutern bepflanzt. So sind das ganze Jahr hindurch Blüten im Weinberg zu finden. Man spürt, wie Massimo sein Land liebt.
Man darf ihm aber nicht trauen, wenn es ums Essen geht: das angekündigte leichte Mittagessen erwies sich als ein Gelage von sizilianischen Köstlichkeiten: So gab es Arancini (gefüllte, frittierte Reisbällchen), Caponata (eine süßsauer zubereitete Speise aus Paprika, Auberginen, Kapern und Zwiebeln) und eine Focaccia Siciliana. Die Krönung aber war ein Riesen-Cannolo, dem wir einfach nicht widerstehen konnten. Die Gastfreundschaft der Sizilianer kann überwältigend sein…