Meine Empfehlung: Conterocca vom Weingut Salustri

Mit vielen neuen Erfahrungen und einem Rucksack voller Weinwissen kam das Team des Kundenservice im Mai von der Weiterbildungsreise aus Italien zurück. Aus den vielen Degustationen haben die Bildungsreisenden ihre sechs Favoriten ausgewählt, die im neuen Probierpaket «Giro d’Italia» gebündelt erhältlich sind. Hier die persönliche Empfehlung von Kevin Benz, Kundenberater in St. Gallen:

Das Weingut Salustri liegt mitten in der wild-romantischen Landschaft der Hochmaremma, im noch jungen DOCG-Gebiet Montecucco. Dort wurden wir von Leonardo und seinem Sohn Marco herzlich begrüsst.  Signor Salustri senior führte uns gleich  in sein Fachgebiet ein, den Rebberg. Auch hier sind die Weinberge von Hecken, Büschen und Bäumen umgeben – ein Naturparadies! Dort durften wir seinen eigenen Sangiovese-Klon, den er vor vielen Jahren in einem alten Rebberg entdeckt hatte, begutachten. Eingebettet in eine traumhafte Pflanzenvielfalt ist dieser spezielle Klon seine Trumpfkarte für die hervorragenden Weine.

Salustri
Links Leonardo Salustri, rechts der Autor. Im Hintergund hören weitere Bildungsreisende gespannt zu.

Nach dem Rundgang ging es zur Verkostung. Wir degustierten die gesamte Palette der Salustri-Weine durch. Es war ein herrliches Vergnügen! Jeder Wein wurde von einer spannenden Geschichte und wohlriechenden Speisen begleitet.

Einer zog mich besonders in seinen Bann: Der Conterocca, ein authentischer Toskaner, wird aus den regionstypischen Trauben Sangiovese und Ciliegiolo gekeltert. Mich überzeugte er durch den Duft nach frischen dunklen Beeren, Steinobst und Kaffee. Im Gaumen erlebt man einen knackigen Auftakt, gefolgt von einem samtigen leicht herben Gaumengefühl und einem fruchtig-würzigen Abgang. Ein Wein mit viel Charakter.

Durch die frische und angenehme Säure, gepaart mit seiner Würzigkeit und dem angenehm spürbaren Tannin, ist der Conterocca ein perfekter Begleiter zu Speisen, welche reich an Kohlenhydraten sind, wie einem klassischen herzhaften Ragú Bolognese mit Pancetta. En Guete!

Weitere Empfehlungen der Bildungsreisenden:

6 x Gold für Delinat

An zu vielen Weinprämierungen werden zu viele Medaillen verliehen. Daher nehmen wir nur an den wichtigsten Wettbewerben teil. Einer davon ist der internationale Bio-Weinpreis «MundusVini Biofach», der am 12. Februar an der Biofach, der weltweit bedeutendsten Bio-Messe, verliehen wurde. Hunderte von ökologisch produzierten Weinen wurden bereits im Vorfeld der Messe degustiert und bewertet.

mundusvini_wein

Gerade an dieser Veranstaltung freut uns ein solcher Erfolg dann doch sehr. Der Wettbewerb wendet sich sich an Erzeuger wie an Verbraucher (Zitat von mundusvini.de):

«Die Auszeichnung soll Herstellern, Winzern, Importeuren und Konsumenten ein Forum bieten, das zum Einen eine wertvolle Entscheidungs- und Orientierungshilfe beim Weineinkauf bietet und zum Anderen eine breite Öffentlichkeit erreicht. Was dem Weinkunden hilfreiche Orientierung ist, bedeutet für den Erzeuger eine Bestätigung seiner Bemühungen.»

Orientierung für den Weinkunden

Das Ergebnis ist also ein Erfolg für Delinat-Winzer wie auch Bestätigung für Kundinnen und Kunden: 6 x Gold für Delinat-Weine! Dass die Gewinner von besonderer Qualität sind, wissen wir allerdings schon länger: Es sind durchwegs alte Bekannte, die auch auf delinat.com höchste Bewertungen erzielten. Allen voran das Flaggschiff von Albet in Noya, der Reserva Marti: Diese Spitzencuvée scheint Gold abonniert zu haben (siehe auch den Artikel vom März 2010: Biofach-Gold für Reserva Martí). Aber auch die anderen Gewinner haben ihre Fans, vor allem der geschmeidige Conterocca aus der Toskana und der Terroir-geprägte Roches d’Aric aus dem Corbières.

Harmonie auch in der Flasche

Auch wenn zuweilen diskutiert, manchmal sogar auch gestritten wird – im Grossen und Ganzen zeichnen sich auf den besuchten Delinat-Weingütern harmonische Generationenwechsel ab. Diese Harmonie kommt auch in den Weinen dieser Familienbetriebe zum Ausdruck. Viele von ihnen gehören zu den beliebtesten im Delinat- Sortiment. Etwa der Conterocca aus dem Hause Salustri, fast gänzlich aus der toskanischen Königstraube Sangiovese erzeugt: «Ich keltere hier einfach einen Wein, wie er mir selber besonders gut gefällt: elegant, frisch, mit einem schönen Säuregehalt», sagt Marco Salustri.

Die Familie Fasoli
Gut aufgestellt für die Zukunft: das Fasoli-Quartett.

Leuchtender Stern auf dem Weingut Fasoli ist der weisse Soave. Der Ruf dieses allgemein beliebten italienischen Weissweins hat wegen Massenproduktion und Verwendung von untypischen Traubensorten wie Chardonnay, Pinot Bianco oder Trebbiano arg gelitten. «Unser Soave besteht zu 100 Prozent aus der einheimischen, für diesen Wein typischen Garganega-Traube. Und weil wir den Ertrag grosszügig beschränken, haben wir nicht nur einen authentischen, sondern auch einen wunderbar aromatischen Soave zu bieten», sagt Kellermeister Natalino Fasoli. Seit Jahren viele begeisterte Anhänger hat auch der rote Valpolicella La Casetta. Mit Sonne vollgetankte Trauben der regionstypischen Sorten Corvina, Rondinella und Molinara verleihen diesem Wein reife Fruchtaromen, feine Tannine und einen sanften Schmelz am Gaumen.

Harmonie und Ausgewogenheit sind bei den Weinen von Albet i Noya schon fast legendär. Aus der breiten Palette dieses spanischen Pionierweinguts ragen zwei Flaggschiffe heraus: Die Reserva Martí birgt mit ihrer wechselnden Assemblage Jahr für Jahr etwas Geheimnisvolles. Ein komplexer, eleganter Wein, der dank subtilem Barriqueausbau auch durch feine, fruchtige Aromen besticht. «In diesen Wein habe ich am meisten Energie gesteckt», sagt Josep Maria Albet i Noya. Die Nummer eins unter den preisgünstigeren Albet-Weinen ist und bleibt der Vinya Laia, eine Cuvée, bei der einheimische und internationale Traubensorten Jahr für Jahr perfekt harmonieren.

Wer Rodolphe Gauthier von der Domaine du Bel Air nach seinen Weinvorlieben fragt, bekommt eine klare Antwort: «Ich mag am liebsten elegante, fruchtbetonte Weine mit Struktur und wenig Tannin. Glück gehabt: Genau so kommt nämlich sein Les Perrons daher. Ein eleganter Tropfen aus der Loire, gekeltert aus der für die Region typischen, leider vielfach aber etwas unterschätzten Traubensorte Cabernet Franc.

Die Königin der Toskana stimmt versöhnlich

Beim Stichwort «Sangiovese» kommt mir immer jene Reise in den Sinn, bei der wir auf Reportage in der Toskana unterwegs waren. Sie begann mit einem Albtraum: Als ich in Florenz aus dem Zug stieg und in die Innentasche meines Jacketts langte, fehlten Brieftasche mit allen Ausweisen, Karten und Bargeld ebenso wie das Handy. Ich fühlte mich von einer Sekunde auf die andere völlig nackt – entblösst von raffinierten Trickdieben, von denen ich im Zugsabteil keinerlei Notiz genommen hatte. Sangiovese und Toskana – das war mir in diesem Moment so etwas von egal – am liebsten wäre ich gleich wieder umgekehrt.

Essen mit den Salustris
Versöhnung mit der Toskana in entspannter Atmosphäre beim Abendessen: v.l. Nara Salustri (begnadete Köchin), der Autor, Leonardo Salustri (Wildsaujäger und Winzer), Martina Korak (Delinat)

Doch ich hatte mit unserer Önologin Martina Korak und Fotografin Yvonne Berardi einen Treffpunkt abgemacht – schliesslich galt es Eindrücke, Bilder und Informationen für die geplante Toskana-Reportage zu sammeln. Also zogen wir von Florenz aus los Richtung Süden. Als wir zu später Abendstunde auf dem Weingut Salustri zwischen Grosseto und Siena eintrafen, war die Welt schon wieder halbwegs in Ordnung. Die Familie Salustri hatte uns längst erwartet und bat sofort zu Tisch. Zwar wussten wir um die begnadete Kochkunst von Nara und um die Erzählleidenschaft von Winzer und Wildsaujäger Leonardo. Doch was wir dann bei mehr als einem Glas Conterocca bis weit nach Mitternacht erlebten, liess für den Rest der Woche nur noch an das Schöne und Gute auf dieser Welt denken.

Sangiovese-Traube
Sangiovese ist Italiens meistangebaute Rotweinsorte und kommt hauptsächlich in Mittelitalien vor.

Am nächsten Tag weihte uns Leonardo in die Geheimnisse der Sangiovese-Traube ein. Diese widerspenstige und für jeden Winzer höchst anspruchsvolle Diva offenbart ihr Potenzial dann am schönsten, wenn ihr die Hauptrolle zugestanden wird. Sie lässt sich aber immer gerne auf einen Flirt mit anderen Traubensorten ein. In klarer Hierarchie friedlich vereint entstehen wunderbare Toskaner Weine. Einen kleinen Glaubenskrieg gibt es höchstens bei der Frage, ob eine typische Toskaner Cuvée neben Sangiovese auch internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon oder Merlot enthalten darf, oder ob die Nebenrolle ausschliesslich andern autochthonen (einheimischen) Trauben wie Ciliegiolo, Canaiolo oder Mammolo gebührt. Leonardo Salustri und andere Delinat-Winzer wie Alberto Brini von Il Conventino und Roberto Stucchi von Badia a Coltibuono sind sich in dieser Frage einig: Sie alle setzen entweder auf reinsortige Sangiovese-Weine oder klassische Assemblagen mit einheimischen Sorten. Neri Gazulli von San Vito dagegen hat mit seinem Madiere einen Toskaner im Sortiment, der zeigt wie gut sich Sangiovese auch mit Cabernet & Co. verträgt. Wo liegen Ihre Vorlieben? Wir freuen uns über Ihren Kommentar, den Sie gleich unten eintragen können.

PS: Die Toskana-Reportage ist unter dem versöhnlichen Titel «La vita è bella» in der WeinLese 27 (PDF) erschienen.

Der neue Toskaner

Eigentlich sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben. Für die Einführung eines neuen Weines bedeutet das: Warten auf das Urteil unserer Kundinnen und Kunden. Doch in diesem Fall wage ich eine Prognose ohne geringste Befürchtung, mir die Hände zu verbrennen: Mit seinen herrlich frischen Aromen nach Zwetschge und Cassis, seinen würzigen Noten nach Kaffee und Leder, seiner harmonischen Struktur und seinem feinkörnigen Tannin wird der Conterocca als eleganter Toskaner rasch viele Anhänger finden.

Toskana pur – die Autorin (links) mit Leonardo Salustri beim Spaziergang durch die Weinberge

Davon sind auch Leonardo und Marco Salustri überzeugt. Dass ihnen hier ein kleines Meisterwerk zu einem äusserst attraktiven Preis gelungen ist, hängt einerseits mit der intakten Natur der Hochmaremma zusammen, in die ihr Weingut eingebettet ist, und andererseits mit dem Können der beiden Winzer. Die Sangiovese- und Ciliegio-Trauben für den Conterocca stammen aus ökologisch hochwertigen Weinbergen mit sandigen und steinigen Böden. Diese lassen den Rebstöcken genügend Luft zum Atmen, zwingen sie aber gleichzeitig, sich tief in den Boden zu bohren, um an genügend Nährstoffe heranzukommen. So reifen die Trauben langsam aber harmonisch aus. Der für den Weinberg zuständige Leonardo Salustri achtet als erfahrener Fuchs zusätzlich peinlichst genau auf die phenolische Reife der Trauben: Erst wenn die optimale Balance zwischen Zuckergehalt sowie reifen Aromen und Gerbstoffen erreicht ist, werden die Trauben von Hand geerntet und dann von Sohn Marco vinifiziert. Die Gärung übernehmen Naturhefen, auf einen Ausbau im Holzfass wird verzichtet, um die Traubenaromen möglichst unverfälscht in die Flasche zu bringen.

Der Conterocca ist ein unkomplizierter, echter Toskaner – bestens geeignet, Tag für Tag für etwas Vorfreude auf die nächste Toskana-Reise zu wecken. Eine ausführliche Reportage über den neuen Tropfen von Salustri sowie andere Weinperlen aus diesem Ferienparadies zwischen Florenz und Rom finden Sie im neuen Magazin WeinLese 28, das Ende August erscheint. Schon jetzt viel Spass bei der Lektüre und genussreiche Stunden mit unseren Toskanern.