Delinat-Weinwissen
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Berühmte Weine von der Loire, langlebig und vielseitig – dafür steht die Rebsorte Chenin Blanc

Die Ursprünge des Chenin Blanc liegen nach heutigen Erkenntnissen unzweifelhaft in Frankreich. DNA-Analysen haben ergeben, dass ein Elternteil die Rebsorte Savagnin ist, die aus dem Osten Frankreichs stammt. Im Jahr 1496 wurde Chenin erstmals als Plant d'Anjou erwähnt, nachdem sie in Chenonceaux an der Loire gepflanzt wurde. Rebforscher gehen wegen der vielen Synonyme davon aus, dass die Rebsorte sogar noch wesentlich älter sein muss.

Auch wenn Chenin Blanc in vielen Weinbaugebieten weltweit Einzug gehalten hat, sind es lediglich zwei von ihnen, in denen sie als dominante weisse Rebsorte gilt. An der mittleren Loire in Frankreich sind knapp 9’000 Hektar mit ihr bestockt, in Südafrika ist es sogar die doppelte Fläche. Südafrika ist auch die Region, in die Chenin bereits sehr früh exportiert wurde. Es gibt Hinweise darauf, dass Jan van Riebeeck bereits im Jahr 1655 die Rebsorte in der Kapregion anbaute. Möglich ist auch, dass fliehende Hugenotten nach dem Edikt von Nantes im Jahr 1685 Chenin-Blanc-Reben nach Südafrika brachten. Allerdings gestaltete sich die Reputation in Frankreich und Südafrika über lange Zeit hinweg sehr unterschiedlich.

Vielseitiger Chenin Blanc: Edelrebe an der Loire, Brot- und Butter-Wein am Kap

An der Loire erkannten die Winzer schon sehr früh, dass Chenin Blanc eine enorm vielseitige Rebsorte ist. Je nach Lage und Behandlung erzeugen sie ganz unterschiedliche Weinstile aus ihr. In günstigen Jahren können auf fruchtbaren Böden die Erträge enorm hoch sein. Wird jedoch früh geerntet, ist Chenin in der Lage, dünne, grünliche und vollkommen ausdruckslose Weissweine hervorzubringen. Bei niedrigen Erträgen aus alten Reben erreichen die Weine jedoch eine immense Dichte und Komplexität. Da Chenin Blanc eine gewisse Anfälligkeit für Botrytis hat, können aus den edelfaul geschrumpften Beeren intensive Süssweine gekeltert werden.

Die bekanntesten Herkunftsgebiete für Chenin Blanc an der Loire sind Savennières, Coteaux du Layon, Saumur und Vouvray. In Savennières entstehen auf leicht erwärmbaren Schieferböden trockene, langlebige und oftmals alkoholstarke Weissweine. In den Coteaux du Layon und in Bonnezeaux werden die von Botrytis befallenen Trauben spät geerntet, was zu wuchtigen Süssweinen mit sortentypischer Säure führt. In der Appellation Saumur können zwar ebenfalls kräftige und in aller Regel trockene Weine erzeugt werden, es entstehen jedoch auch Schaumweine aus früher geernteten Trauben. In Vouvray wiederum werden alle Weinstile auf Kalklehmböden erzeugt. Weinautorin Jancis Robinson bezeichnet den Chenin Blanc wegen dieser enormen Variantenbreite als vielseitigste Rebsorte der Welt.

Anders als in Frankreich war Chenin in Südafrika, dort meist Steen genannt, über viele Jahrzehnte lediglich als working horse geschätzt. Frische Weine mit ein wenig Restzucker aus hohen Erträgen dienten zur Befriedigung des Massenmarktes. Mittlerweile gibt es jedoch Bemühungen, aus den alten und unbewässerten Buschreben trockene und komplexe Weine zu erzeugen. Diese können auch hochwertigen Exemplaren aus Frankreich qualitativ Paroli bieten.

Aromen und Verwendung des Chenin Blanc

Typische Aromen, die man in den meisten Weinen aus Chenin Blanc schmecken kann, sind gelber Apfel, Reineclaude und Angelika. Je nach Botrytisierungsgrad kommen noch Honig, Pfirsich und mit zunehmendem Alter Marzipan- und Quittennoten hinzu. Tropische Aromen wie Banane oder Ananas sind ein Zeichen dafür, dass die Trauben sehr kühl vergoren wurden und der Wein eher für den unmittelbaren Konsum gedacht war.

Allein aufgrund des unterschiedlichen Zuckergehalts der Weine bieten sich vielfältige Kombinationen mit Speisen an. Allerdings setzt dies voraus, dass man sich über den Stil des jeweiligen Weines im Klaren ist. In dieser Hinsicht ähnelt Chenin Blanc durchaus dem Riesling. Ebenso wie Riesling wird Chenin Blanc übrigens nur sehr selten mit anderen Rebsorten verschnitten.

Trockener Schaumwein eignet sich als Aperitif oder zu Meeresfrüchten. Mit zunehmendem Gehalt im Wein können die Speisen cremiger, mit zunehmender Süsse auch würziger werden. Halbtrockener Chenin Blanc ist der klassische Begleiter von Tarte Tatin, während gereifter Bonnezeaux als Digestif für sich allein die beste Figur macht. Auch erweisen sich viele Weine dieser Rebsorte durch ihre Kombination aus Säure und Extrakt als enorm langlebig.

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