Regentropfen helfen bei der Übertragung mit – die Pilzkrankheit Falscher Mehltau (Peronospora)
Gemeinsam mit dem Echten Mehltau (Oidium) gehört der Falsche Mehltau (Peronospora) zu den am häufigsten vorkommenden und gefährlichsten Rebkrankheiten. Bei beiden handelt es sich um Pilzkrankheiten, beide stammen ursprünglich aus Nordamerika und kommen dort auf wild wachsenden Reben vor. Im Gegensatz zu den hiesigen Kulturreben sind diese Wildreben jedoch resistent gegen die Infizierung.
Die Peronospora wurde im Jahr 1878, also gut drei Jahrzehnte später als Oidium, erstmals in Europa festgestellt. Vermutlich war infiziertes Rebmaterial, das als Unterlage für die nicht reblausresistenten europäischen Reben dienen sollte, die Ursache. Neben der gleichen Herkunft gibt es jedoch deutliche Unterschiede zwischen den beiden Mehltau-Arten. Diese betreffen sowohl die Lebensweise als auch die Bekämpfung.
Wie entwickelt sich die Peronospora?
Die Peronospora überwintert in Sporen im Falllaub am Boden. Erst bei Bodentemperaturen von mehr als 8 °C und gut durchfeuchtetem Erdreich kann es zum ersten Befall kommen. Begeisselte Zoosporen werden dabei durch aufspritzende Regentropfen an die Blattunterseiten transportiert. In einem relativ komplexen weiteren Verlauf entwickeln sich Pilzhyphen und das auch als Myzel bezeichnete Pilzgeflecht. Sichtbares Zeichen eines Befalls sind ölartige Flecken auf der Blattoberseite. Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Infektion bis zum Wahrnehmen der Ölflecken, dauert bei für den Erreger günstigen Bedingungen lediglich vier bis fünf Tage.
Günstige Bedingungen für die Peronospora bestehen dann, wenn die Rebunterseiten mehrere Stunden lang dauerhaft feucht sind. Der Echte Mehltau hingegen ist auf eine solche Wasserübertragung nicht angewiesen. Obwohl die Peronospora ausschliesslich an grünen Teilen gedeiht, ist das grösste Problem der Befall der Beeren. Sie trocknen aus und werden lederartig zäh bis hin zu einem vollständigen Ertragsverlust.
Günstige Bedingungen und Bekämpfung
Die Peronospora bildet sich nur bei speziellen Witterungsbedingungen aus, wobei hier die sogenannte Zehner-Regel eine grobe Orientierung bietet. Bei Temperaturen über 10 °C, mindestens 10 cm langen Trieben und mindestens 10 mm Niederschlag an zwei bis drei Tagen besteht die Möglichkeit einer Infektion. Trockene kontinentale Klimazonen sind also für die Peronospora weniger günstig.
Der französische Botaniker Millardet entdeckte im Jahr 1882 die Wirksamkeit von Kupfer als Bekämpfungsmittel gegen die Peronospora und entwickelte daraufhin die Bouillie bordelaise, auch Bordeauxbrühe genannt. Dabei handelt es sich um eine Suspension von gebranntem Kalk in einer wässrigen Kupfersulfatlösung. Im ökologischen Weinbau sind diese auf Kupfer basierenden Pflanzenschutzmittel nach wie vor die wirkungsvollsten Anwendungen. Da es sich jedoch um Kontaktmittel handelt, die anders als systemische Mittel nicht in die Pflanze selbst eindringen, müssen die Anwendungen vorbeugend bei entsprechenden Witterungsbedingungen wiederholt werden.
Generell reduziert der Anbau pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (PIWIs) die Notwendigkeit einer Behandlung mit Fungiziden.