Glera, die Traube hinter dem erfolgreichen Schäumer namens Prosecco
Nimmt man die Rebsorte Glera und macht aus ihr einen Stillwein, so wird schnell klar, dass die Rebsorte aromatisch eher neutral ist. Der besondere Reiz entsteht erst, wenn man aus ihr einen Schäumer vinifiziert. Als Prosecco sind Rebsorte und Schäumer weltberühmt geworden. Doch der Erfolg des Prosecco, der nur aus einem abgegrenzten Gebiert im Veneto stammen durfte, hatte nicht wenige Nachahmer. So gab es irgendwann mehr Prosecco auf dem Markt, als im Veneto produziert werden konnte. Seit der Festlegung, dass Prosecco ausschliesslich aus der Rebsorte Glera, die nur in Venetien wächst, erzeugt werden darf, ist er noch erfolgreicher geworden.
Prosecco, Glera und ein notwendiger Namenswechsel
Die Rebsorte Prosecco ist eine, die über Jahrhunderte hinweg so gut wie ausschliesslich in einem überschaubaren Gebiet des Veneto vorkam. Erstmals wurde die Sorte im späten 19. Jahrhundert mit diesem Namen bezeichnet. Er stammt von einer gleichnamigen Ortschaft in der Nähe von Triest. Schnell wurde klar, dass es sich bei den als Prosecco bezeichneten Sorten eigentlich um drei verschiedene Varianten handelte. Neben dem verbreiteten Prosecco tondo (tondo = rund, für runde Beeren) gab es den Prosecco lungo (lungo = lang, für ovale Beeren) und Prosecco nostrano, von dem mittlerweile klar ist, dass es sich eigentlich um Malvasia bianca lunga handelt. In der Region Triest wurde der Prosecco schon lange Zeit als Glera bezeichnet, im benachbarten Slowenien als Briška Glera, in den Colli Euganei als Serpina, Serprina oder Serprino und in Kroatien als Teran Bijeli.
Durch den Erfolg des Prosecco gingen ab etwa 2000 immer mehr Weinerzeuger in anderen Teilen Italiens dazu über, Schaumweine aus der Rebsorte Prosecco zu erzeugen, um damit vorzutäuschen, es handle sich um den Schaumwein Prosecco. Dieser aber darf bis heute nur im Bereich Prosecco di Conegliano-Valdobbiadene DOCG und Prosecco DOC im Veneto erzeugt werden. Also handelte das dortige Wein-Konsortium in Zusammenarbeit mit dem Justizministerium. Im Jahr 2009 wurde die Nutzung des Begriffs Prosecco für die Rebsorte Prosecco verboten. Stattdessen wurde der Triester Name Glera für sie eingeführt.
Colfondo, Frizzante und Spumante
Auch wenn es in manchen Weingütern ein paar Flaschen Stillwein von der Sorte Glera geben mag, so werden doch mehr als 99 % der Glera-Trauben zu Prosecco verarbeitet. Die Sorte, die spät reift und Noten von Mandeln, weissen Blüten und Kernobst hat, verfügt über eine Säurestruktur, die sie für die Erzeugung von Schaumwein prädestiniert. Stillweine, Perlweine (Frizzante) und Schaumweine (Spumante) entstehen in der Prosecco DOC. Die besten Prosecchi findet man in der DOCG-Valdobbiadene Prosecco, einer Kulturlandschaft, die 2019 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde. Die Weine – auch hier Prosecco Tranquillo (still), Frizzante und Spumante – müssen mindestens 85 % Glera und dürfen 15 weitere Prozent anderer heimischer weisser Sorten enthalten. Neben dem Perlwein und dem Schaumwein wird auf althergebrachte Weise auch noch der Col Fondo vinifizert. Es ist ein Schaumwein, bei dem der gärende Most auf Flaschen gefüllt wird, um in der Flasche zu Ende zu gären. Dies ist die ursprünglichste Form der Schaumwein-Zubereitung, die heute auch als Pétillant Naturel, Pet Nat, Méthode Rurale oder Méthode Ancestrale bezeichnet wird.
Die Qualitätswein-Appellationen Prosecco und Conegliano-Valdobbiaddene Prosecco umfassen heute rund 25'000 Hektar, und die Weine werden in alle Welt exportiert. Nachdem der Prosecco in den 1990ern und 2000ern vor allem im eigenen Land und in Deutschland extrem populär war, ist er es aktuell ebenso in England und in den USA. Umweltstandards spielen zunehmend eine Rolle, und es gibt immer mehr Betriebe, die Glera nach Bio-Standards ausbauen. Zum Glück finden sich auch solche, die sich den hohen Anforderungen der Delinat-Methode stellen.